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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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wollte sich vorwerfen lassen, er
sei ein Verleumder – schon gar nicht einem so hohen Hofbediensteten wie Quantz
gegenüber, dessen Bekanntschaft, falls sich alles doch als reines Gerücht
herausstellen sollte, sehr wertvoll war.
    Auf dem Markt, in
den Geschäften, auf der Straße, in den Wachstuben und Kaffeehäusern wurde aus
der Desertion, dem toten Grenadier und aus Andreas’ gewaltsamem Tod
wahrscheinlich schon eine ganze Verschwörung.
    Wahrscheinlich hielt
man Quantz bereits für den Mörder des armen Lakaien.
    Dass es ihm
überhaupt gelungen war, eine Nachricht an Fredersdorf zu schicken. Fast schon
einem Wunder glich es, dass der persönliche Vertraute des Königs auch noch
geantwortet und seiner Bitte nachgekommen war.
    Die Wachsoldaten am
Tor musterten Quantz eingehender als üblich, doch sie ließen ihn passieren.
    Wenn man der Straße
zum Schloss nur ein kurzes Stück folgte und vor der kurvigen Steigung links in
einen breiten Weg einbog, gelangte man zum unteren Parktor. Die Verlängerung
dieses Weges war die große Achse, die den Garten von Sanssouci zu Füßen der
gestuften Terrassen unterteilte.
    Quantz hatte gehört,
dass Friedrich plante, den kleinen Platz mit einem markanten Steindenkmal zu
verzieren. Angeblich wollte Seine Majestät bald einen ägyptischen Obelisk mit
seinen typischen seltsamen Bildzeichen aufstellen lassen.
    Er bremste seine
Schritte, als er an dem verschlossenen Gitter des Tores zwei Soldaten stehen
sah. Hinter ihnen war der Weg zu erahnen, der schnurgerade durch den Garten in
die Ferne führte – in die Tiefen des Schlossparks hinein. Von dort musste
Fredersdorf kommen, während der König in der Stadt die Parade abhielt.
    Was sollte er tun?
Er konnte unmöglich hier herumstehen. Die Wache würde ihn ansprechen, unter
Umständen würde man dem König Meldung machen, und Quantz würde begründen
müssen, was er im Park zu suchen gehabt hatte.
    Jetzt näherte sich
auch noch eine Kutsche! Sie kam auf der Straße vom Schloss herunter und war
schon zwischen den Bäumen zu sehen. Am liebsten hätte sich Quantz in die Büsche
geschlagen. Doch das wäre noch auffälliger gewesen.
    Er lugte noch einmal
durch die Büsche zum Tor hinüber. Außer den Soldaten war keine Menschenseele zu
sehen – weder diesseits noch jenseits des Zauns. Fredersdorf kam offenbar doch
nicht. Er ging zur Straße zurück. Bald war er außer Sichtweite der Wachen.
    »Herr Quantz.«
    Die Kutsche hielt
direkt neben ihm. Fredersdorf blickte ihm aus dem Seitenfenster entgegen.
    »Herr Kammermusikus,
steigen Sie ein. Bitte schnell.«
    Quantz nahm neben
dem »Geheimen Camerier und Obertresorier« Platz.
    »Danke«, brachte er
hervor, als die Kutsche wieder anfuhr. »Danke, dass Sie mich empfangen.«
    »Mein lieber Quantz,
von empfangen kann ja keine Rede sein in einer solchen Umgebung. Aber ich
denke, es ist der bestmögliche Ort für eine intime Unterhaltung. Und wo Sie
mich so dringend darum gebeten haben … Aber ich möchte Ihnen gleich sagen,
dass ich zwar einer der Menschen bin, denen Seine Majestät das größte Vertrauen
entgegenbringt, doch ich habe nicht die Macht, gegen seinen Ratschluss zu
handeln. Weder die Macht noch den Willen. Daher müssen wir das Gespräch kurz
machen. Er wird nicht erfreut sein, sollte er von unserer Zusammenkunft
erfahren.«
    »Ich habe Sie nicht
aufgesucht, weil ich möchte, dass Sie mich beim König in Schutz nehmen. Mir ist
bewusst, dass dies gegen Ihre Grundsätze der Loyalität verstieße.«
    »Warum dann?«
    »Was wissen Sie über
Andreas Freiberger?«
    Fredersdorf sog
scharf die Luft ein. Dann beugte er sich hinaus und klopfte mit einem Stock an
das Holz der Kutsche. »Außen herum«, befahl er. »Nicht in die Stadt. Außen zum
Nauenschen Tor.« Er wandte sich wieder Quantz zu. »Es ist besser, wenn wir die
enge Stadt meiden, finden Sie nicht? Ach bitte, ziehen Sie doch den Vorhang vor
Ihr Fenster. Das ist sicher klüger.«
    Quantz zog den
dunklen Stoff zwischen sich und die Frühlingslandschaft. »Bitte beantworten Sie
meine Frage, dann sind Sie mich auch schnell wieder los.«
    Fredersdorf hob die
Augenbrauen. »Was ich über Freiberger weiß? Sie scherzen.«
    »Ich scherze nicht.
Er ist umgekommen. Der König bringt mich mit seinem Tod in Verbindung. Und mir
ist klar, dass der König glaubt, Andreas könnte Verrätern in die Hände gespielt
haben.«
    »Da haben Sie ja
Ihre Antwort. Ich sage immer: Wenn man richtig fragt, ist die Antwort bereits
in der Frage

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