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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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enthalten.« Er lächelte verschmitzt.
    »Ich bin kein
Verräter. Aber ich will mehr wissen. Wer war Andreas? Wie ist er an den Hof
gekommen? Wer waren seine Eltern? Ich bin sicher, Sie wissen das.« Wie er alles
wusste, was an diesem Hof geschah.
    Fredersdorf
schüttelte den Kopf. »Warum wollen Sie das erfahren? Glauben Sie wirklich, Sie
könnten durch eine eigene Untersuchung der Sache Ihre Unschuld beweisen?
Sollten Sie unschuldig sein, wird das durch die Ermittlungen ans Licht kommen,
die Seine Majestät angeordnet hat. Vertrauen Sie Seiner Majestät. Und bleiben
Sie lieber bei Ihrer Musik.«
    »Bitte überlassen
Sie mir, was mich interessiert, Herr Fredersdorf.« Quantz erschrak selbst
darüber, wie scharf seine Worte klangen. »Verzeihen Sie. Aber es ist wichtig.
Bitte helfen Sie mir. Oder wollen Sie mir nicht helfen?«
    »Sie echauffieren
sich, mein Lieber. Ruhig Blut! Es bringt nichts, wenn Sie mehr über ihn wissen.
Doch ich verrate es Ihnen gern. Freiberger war ein Waisenjunge, wie es viele in
Preußen gibt. Über den Vater weiß man nichts. Seine Mutter war Wäscherin. Eines
Tages wurde sie krank und starb. Sie arbeitete auf einem meiner Güter.«
    »Das heißt, es ist
Ihnen zu verdanken, dass Andreas in Dienste am Hof kam?«
    »So ist es. Auch
wenn ihn manche für dumm hielten, war er ein guter Lakai. Er hat nie etwas
vergessen und war sehr zuverlässig. Er führte exakt aus, was man ihm befahl.
Man musste niemals etwas zweimal zu ihm sagen. Er war verschwiegen, weil er nie
sprach. Aber er konnte denken. Und verstehen.«
    »Sie haben sich also
selbst dafür eingesetzt, dass Andreas den Posten als Lakai beim König bekam?«
    Fredersdorf
lächelte. »Sie wissen doch, dass an mir niemand vorbeikommt, der in die
direkten Dienste des Königs möchte.«
    »Wer wüsste das
nicht?«
    »Nicht nur der
König, auch andere haben von Andreas’ Diensten profitiert.«
    »Wie meinen Sie
das?«
    »Er hat kleine
Botengänge gemacht. Für die Kammerherren zum Beispiel. Nichts Besonderes.«
    »Auch für Monsieur
La Mettrie?«
    »Selbstverständlich.«
Fredersdorf hob die Augenbrauen. »Aber wie kommen Sie gerade auf ihn?«
    Quantz lag die nächste
Frage auf der Zunge, aber er wusste nicht, wie er sie formulieren sollte. Er
durfte auf keinen Fall Kritik am König zum Ausdruck bringen. Trotzdem würde die
Frage Friedrichs Entscheidungen zumindest in Frage stellen.
    »Sie scheinen auch
einer von denen zu sein, die Herrn La Mettrie nicht gerade schätzen.«
Fredersdorfs Worte brachen in Quantz’ Gedanken, bevor er etwas erwidern konnte.
    »Schätzen Sie ihn
denn? Dass der König ihn schätzt, ist unverkennbar.«
    »Sie werden nicht
erleben, dass ich mich in meiner Meinung gegen Seine Majestät stelle.«
    »So widersprechen
Sie ihm nie? Auch wenn die Gefahr besteht, dass er sich Leute an den Hof holt,
die ihm schaden?«
    »Schaden? Unser
König ist weise. Einen solchen Fehler begeht er nicht.«
    »Nun, Herr La
Mettrie ist nicht überall in Europa gut gelitten. Seine philosophischen Ideen
haben ihn ja fast zum Vogelfreien gemacht – zumindest spricht man davon. Manche
seiner Ideen dürften vielen, besonders gläubigen Menschen, als Beleidigung
erscheinen. Welche Meinung haben Sie dazu?«
    »Meine Meinung zählt
hier nicht«, sagte Fredersdorf. »Ich bitte Sie, sie nicht zum Gegenstand
unserer Unterhaltung zu machen.«
    »Sie halten sich
also aus diesen Diskussionen heraus. Sehr diplomatisch. Nun frage ich mich nur
noch, ob Sie im Fall des Herrn La Mettrie oder auch seines Landsmannes Herrn
d’Argens mitzusprechen hatten, als es um deren Ernennung zu Kammerherren ging.«
    Fredersdorf lachte
lautlos in sich hinein. Quantz’ Gedanken schienen ihn zu amüsieren. »Wer für
dieses Amt bestimmt ist, liegt allein im Ermessen des Königs, und ich betone:
allein. Ich bestimme nur über Lakaien und andere Ämter. Wenn es um Kammerherren
geht, wird Seine Majestät sich kaum meinen Rat holen. Er hört lieber auf die
Gelehrten, die er um sich geschart hat. Und die sind zum Teil ja ebenfalls
Landsleute der Herren d’Argens und La Mettrie. Sie sollten sich damit nicht
befassen. Ich rate Ihnen, sich mehr auf die Musik zu konzentrieren, wie es Ihre
Aufgabe ist.«
    »Der König ist meine
Musik leid. Das hat er mir heute selbst geschrieben.«
    »Aber Sie sind nicht
entlassen, Quantz. Und wenn ich Sie wäre, würde ich alles daransetzen, dass das
so bleibt. Versehen Sie Ihren Dienst.«
    »Aber wenn Seine
Majestät doch nun mal keine

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