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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Bruder.«
    »Es ist seitdem viel Zeit vergangen, und ich weiß nicht genau, ob ich alle Worte in der richtigen Reihenfolge zusammenbringe, aber ich werde es versuchen«, antwortete der Vorsteher.
    Im Geist kehrte er zu diesem schrecklichen Ereignis zurück und sah, wie Caradc in der Blutlache lag, während er um sein Leben kämpfte, damit er die wichtigen Worte Ulldraels weitergeben konnte.
    »Er sagte: Der Tadc, Vorsicht, töten. Tadc, töten, Dunkle Zeit. Tadc, Gefahr, jemand, töten. Dunkle Zeit kehrt zurück.« Matucs Stimme zitterte, Tränen liefen ihm bei der Erinnerung an den grausamen Tod seines Freundes die Wangen hinunter. »Das hat er gesagt, Geheimer Rat. Es ist alles lebendiger geblieben, als ich es angenommen hatte.«
    Das Gremium des Ulldrael-Ordens schwieg.
    Sanft bewegten sich die Vorhänge, der Qualm wirbelte durcheinander und ein Windspiel ließ leise, klingende Töne durch den Raum schweben.
    »Wie ihr seht, Brüder, hatte ich mit meinen Anordnungen nicht voreilig gehandelt«, sprach der Obere nach einer Zeit. »Es ist nur schade, dass sie, wie ich erfahren musste, nicht von Erfolg gekrönt waren. Es wird nun schwieriger sein.« Die Männer in den goldgelben Roben nickten. »Bruder Matuc, was geschah dann, nachdem die Warnung überbracht wurde?«
    »Es kehrte bald wieder die gewohnte Ruhe auf dem Gut ein«, erzählte der Vorsteher, der sich auf die rätselhafte Erklärung des Oberen an die anderen keinen Reim machen konnte.
    »Du bist dir ganz sicher, dass nichts Ungewöhnliches passierte?«
    »Na, ja, es ist vielleicht nicht der Rede wert«, meinte er nach einer Weile des Nachdenkens, »aber einer der Mitbrüder floh vom Hof, wenige Tage nachdem Caradc gestorben war. Er war noch nicht lange im Orden, und keiner konnte ihm die Flucht verübeln. Vermutlich war sein Glaube noch nicht so gefestigt wie bei uns anderen. Und drei Hühner sind gestorben.«
    Der Geheime Rat steckte die Köpfe zusammen und flüsterte untereinander, sodass Matuc nichts von dem verstand, was sie sagten.
    Ein neuerlicher Schwindelanfall überkam ihn, schnell klammerte er sich an dem kleinen Hocker fest, um nicht zur Seite zu kippen. Die Stimmen der Männer wurden undeutlich und hallten sehr in seinem Kopf, die Augen brannten schmerzhaft. Aber er fühlte sich leicht, und am liebsten hätte er die ganze Zeit erzählt und erzählt.
    »Wie sind sie gestorben?«, fragte der Obere. »Irgendetwas, was dir seltsam vorkam?«
    Matuc sah dem Qualm nach, der lustige Figuren formte. »Ungewöhnlich war, dass sie in Krämpfen starben und Eier voller Blut legten. Wir haben es als Zeichen Ulldraels verstanden, dass er ebenso um Caradc trauerte wie wir.«
    »Wo sind die Hühner gestorben?«, hakte der Obere nach.
    »Ich weiß nicht, warum die Tiere so sehr von Interesse sind.« Dem Vorsteher kam das Schwindelgefühl inzwischen merkwürdig vor, und er wurde den Verdacht nicht los, dass es unter Umständen an dem Räucherwerk lag, das erstaunlicherweise nur in seine Richtung qualmte. »Sie lagen tot in der Kammer von Aspirant Benjawitsch und Bruder Caradc. Aspirant Benjawitsch war derjenige, der heimlich den Hof verlassen hat.«
    »Beide bewohnten die gleiche Kammer?«
    Matuc nickte. »O ja. Er sollte den Neuling in die Betgewohnheiten eines Mönchs einweihen und ihn unterrichten.« Er erhob sich und kam torkelnd auf die Beine. »Geheimer Rat, dürfte ich bitte an die frische Luft? Mir ist etwas übel.«
    Der Obere winkte wohlwollend. »Geh nur. Wir müssen uns ohnehin beraten. Ruh dich von der Reise aus, iss, schlaf und bete im Tempel für Caradc. Danach werden wir dich rufen.«
    Matuc neigte den Kopf, wobei er um ein Haar vornübergekippt wäre, und taumelte zur Tür.
    Draußen erwartete ihn der Mönch, der ihn hergeführt hatte.
    »Bruder, ich bringe dich in deine Kammer. Du scheinst sehr erschöpft von deiner Reise zu sein.«
    »Das wird es wohl sein«, murmelte Matuc und stolperte wie ein Schlafwandler hinter seinem Führer her.
    Das Letzte, woran er sich erinnerte, war ein gemütliches, weiches Bett, in dem er zufrieden versank.
    Am nächsten Tag begann Matuc den Morgen entgegen seiner Gewohnheit mit einem ausgedehnten Frühstück, das ihm die Brüder des Ulldrael-Tempels an sein Bett gestellt hatten. Danach begab er sich unverzüglich in die Beträume und verbrachte mehrere Stunden mit dem leisen Sprechen von Litaneien, um innere Ruhe zu finden.
    Anschließend wanderte er in den weitläufigen Grünanlagen umher, ohne überhaupt zu

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