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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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läuft den Flur entlang. Trickst dabei Raquel aus, die einen Wimpernschlag zu lange zögert, wie sie zugreifen soll. Elias rennt Thursen nach, und ich folge den beiden. Thursen stößt Selina gegen die Wand und springt zwischen Felix und Adrian hindurch, die den Ausgang blockieren sollen. Thursen reißt die Tür auf. Rennt quer durch den Kaminsaal in den nächsten leeren Gang. Und dort die Treppe hinunter. Hinter mir höre ich Felix: «Kein Fahrstuhl! Er hat die Tür unten blockiert, damit sie nicht schließt!»
    «Besetzt die Ausgänge!», ruft Elias. Adrian, Raquel und Selina rennen die Stufen hinunter. So schnell sind sie, dass sie zu einem einzigen Schatten zusammenfließen.
    Elias stoppt Konstantin und Sarah, die ihnen nachwollen: «Ihr bleibt hier und sichert unser Quartier. Wir wissen nicht, ob Thursen wirklich allein gekommen ist. Vielleicht liegen seine Werwölfe auf der Lauer und warten nur darauf, dass wir die Wohnung unbewacht lassen.»
    Die beiden nicken. «Und du, Elias?», fragt Sarah.
    Statt einer Antwort packt Elias mich am Arm. Seinen Griff spüre ich durch meine Kleidung wie eine Klammer aus glühendem Eisen. «Wir haben zu reden», sagt er, schleppt mich zurück in die Wohnung und in sein Zimmer. Tritt wütend die Tür hinter uns zu und dreht sich zu mir um. «So, und jetzt erklärst du mir, was hier los ist, Luisa!»
    Ich ziehe meinen Arm weg und reibe ihn, denn er brennt höllisch. «Mein Freund hat mich besucht.»
    «Dein Werwolfsfreund! Und ich wette, gleich am ersten Tag, als du hier warst, hast du ihm verraten, wo er uns finden kann. Dann hast du dich mit einer rührenden Geschichte bei uns eingeschlichen, um ihn zu erwarten. Wie geht es deiner Mutter eigentlich wirklich, Luisa?»
    «Es reicht, Elias!», schreie ich. «Ich habe meinem Freund erzählt, dass ich hier, hier in dieser Wohnung, mit euch gekocht habe! Ist das verboten?»
    «Wenn ich gewusst hätte, wem du da Informationen zuspielst, hättest du diese Wohnung niemals betreten!»
    «Es wäre nett gewesen, wenn ich überhaupt etwas gewusst hätte! Dann hätte ich vielleicht auch entscheiden können, wem ich was erzählen darf! Dann hätte ich Thursen nicht in die Gefahr gebracht, von deinen netten Freunden gehetzt zu werden. Warum jagst du ihn nicht auch, wenn du ihn so hasst?»
    «Weil es aussichtslos ist. Hier in diesem riesigen Haus kann er sich überall verstecken. Es gibt zig Gänge und Treppen und Hunderte von Zimmern.»
    Wenigstens hat Thursen eine Chance!
    «Hör zu, Luisa», Elias kommt einen Schritt auf mich zu, die Hand ausgestreckt wie zu einem Friedensangebot, aber ich weiche zurück. Noch mal lasse ich mich nicht von ihm verbrennen. Mir reicht, was er eben mit meinem Arm gemacht hat. Obwohl er sich dessen gar nicht bewusst zu sein schien. «Du hast Angst vor mir, nicht wahr?»
    «Warum sollte ich auf einmal Angst vor dir haben?» Solange er sich nicht über mich beugt und mich anstarrt, als wollte er mich im nächsten Moment erwürgen. «Elias, sag mir einfach, was hier los ist! Woher kennst du Thursen? Warum weißt du Bescheid über die Werwölfe?»
    «Willst du wirklich behaupten, dass Thursen dir nichts von uns erzählt hat?»
    «Warum hätte er mir von euch erzählen sollen? Was bist du? Was seid ihr?»
    Doch er antwortet mir nicht. Geht schweigend zum Fenster und sagt dann leise: «Ich habe es gleich gemerkt, als du vor unserer Tür standst. Irgendetwas war anders. Zuerst habe ich gedacht, ich hätte mich geirrt. Aber jetzt weiß ich, dass ich die ganze Zeit recht hatte. Sie waren wirklich da, die Schatten, die sich wie dunkle Schlieren in der Luft um dich schlingen. Du bist dabei, eine Werwölfin zu werden.»
    Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Woher weiß er von meiner Verwandlung? Was für Schatten? Ich gehe zum Spiegel, der über der kleinen Kommode hängt, drehe mein Gesicht hin und her und sehe nichts als mich selbst.
    «Nein», sagt er, «das kannst du nicht sehen. Du nicht. Du hast nicht unsere Augen.» Mit schnellen Schritten geht er zur Tür. Einen Augenblick glaube ich, er wolle uns einschließen, aber stattdessen knipst er die Beleuchtung aus. Das Zimmer liegt fast im Dunkeln. Nur durchs Fenster scheint noch ein Fetzchen Straßenlaternenlicht herein. Langsam kommt Elias auf mich zu. «Bestimmt leuchten meine Augen für dich auch, oder?» Er steht direkt vor mir. «Na komm schon, sieh mir in die Augen.»
    Ich kann mich in der Dunkelheit im Spiegel nicht mehr erkennen. Langsam wende ich den

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