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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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solltet in dein Zimmer gehen, wenn ihr reden wollt», sagt er mit schleppender Stimme.
    Sie zögern einen Moment, ungläubig, dann treten sie beiseite und lassen uns durch.
    Ich ziehe Thursen in mein Zimmer und schließe die Tür sofort hinter mir. Drehe den Schlüssel herum.
    Thursen tritt ans Fenster und sieht nach draußen in die Schwärze. So versunken wirkt er, als wäre er bereits weit fort und hätte nur seinen Körper in meinem Zimmer stehenlassen.
    «Was ist das hier?», fragt er und sieht immer noch ins Nichts. «Eine Falle?»
    Ich betrachte sein Spiegelbild im nachtdunklen Fenster. Hoffe, dass unsere Blicke sich treffen, aber sie tun es nicht. «Wie kommst du denn darauf?»
    Jetzt sieht er auf und fängt meinen Blick. «Du wusstest doch, dass ich dich suchen würde. Finden würde, wo du auch bist. Und dann bist du zufällig hier bei diesen Werwolfshassern? Ausgerechnet? Was soll ich denn da denken?»
    «Thursen, ich liebe dich! Ich dachte, du wärest wieder bei den Wölfen. Außerdem brauchte ich Zeit zum Nachdenken!»
    Langsam dreht er sich zu mir um. «Hier?»
    «Warum denn nicht hier? Ich habe dir von Elias erzählt. Ich hatte keine Ahnung, dass er von den Werwölfen weiß.»
    «Und du ziehst gleich bei ihm ein.»
    «Hast du eine bessere Idee?»
    «Du hast eine eigene Wohnung.»
    «Ja, nur dass mein Vater mich nicht allein da lassen wollte. Ich bin abgehauen, bevor er mich zu sich schleppen konnte.»
    «Und warum bist du nicht zu mir gekommen?»
    Ich werde ganz leise. «Weil du im Moment mehr zu den Wölfen gehörst als zu mir.»
    Er senkt den Kopf, dass seine Haarsträhnen ihm in die Stirn fallen. Wie ein eiserner Vorhang, der uns voneinander trennt. Wir wollten doch für immer zusammen sein, oder nicht? Doch da ist immer noch der Blick in seinen braunen Augen, sein unendlich trauriger Blick, der meinen hält. Mein Thursen. Ich muss zu ihm gehen, ich kann nicht anders, denn er ist es, zu dem ich gehöre. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals. Lasse mich von ihm umarmen.
    Er hält mich so fest an sich gepresst, dass ich kaum atmen kann. Sein Gesicht ist in meinem Haar vergraben. «Luisa, verdammt, was tust du bloß ausgerechnet hier?»
    Ich würde ihn noch fester halten, wenn ich könnte. «Thursen! Ich habe dich so vermisst!»
    Er löst sich behutsam, damit er mir ins Gesicht sehen kann. «Und jetzt? Was soll jetzt werden? Bleibst du hier? Für wen von uns entscheidest du dich, Elias oder mich?»
    «Was ist denn das für eine Frage?»
    «Ist das denn so schwer zu verstehen? Er will dich, ich will dich.»
    Wie kommt er denn darauf? «Elias hat nie …»
    «Glaub mir. Ich merke doch, wie er dich ansieht.»
    «Ich muss mich nicht entscheiden.» Und weil das Thursen offenbar immer noch nicht als Antwort reicht, sage ich: «Ich habe mich doch schon längst entschieden!»
    Da endlich küsst er mich. Richtig und ausführlich, und so, dass ich an nichts mehr denken kann außer an ihn. Habe die Augen geschlossen und fühle nur Thursen. Versuche, ihn einzuatmen, zu schmecken, alles zu spüren in dem Kuss, weil ich ihn so lange vermisst habe. Und einen Moment lang habe ich ganz vergessen, wo wir sind.
    Und nicht nur ich. Denn als jemand von außen gegen die Zimmertür schlägt, als ich erschreckt die Augen öffne und Thursen mich loslässt, sieht auch er aus, als müsste er erst wieder zurückfinden in unsere Welt.
    «Alles in Ordnung, Luisa?», höre ich Elias’ Stimme.
    Thursen küsst mich noch einmal, schnell, hastig, ohne die selbstvergessene Zärtlichkeit von eben. Dann sagt er: «Ich gehe jetzt besser. Sie werden langsam nervös.»
    «Ich komme mit!» Diesmal geht er nicht ohne mich. Egal, wohin.
    Er schüttelt den Kopf. «Das geht nicht, Luisa.» Suchend lässt er seinen Blick durch mein Zimmer wandern, angespannt, ein Raubtier in der Falle.
    «Was hast du vor?»
    «Meinst du, die lassen mich hier einfach so rausspazieren?» Er geht zur Zimmertür und lauscht einen Moment. «Sie sind noch alle davor. Ich geh durchs Fenster.» Und dann öffnet er den Fensterflügel, küsst mich noch mal. «Dir werden sie nichts tun, dafür wird Elias sorgen.» Er greift in seine Hosentasche und reicht mir etwas. Einen Schlüssel. Fragend sehe ich Thursen an.
    «Bitte, Luisa, komm zu mir. Der ist für unser Haus, so kannst du rein, egal wann, ohne meinen Vater oder meine Schwester zu wecken.» Im nächsten Moment hockt er auf dem Fenstersims.
    «Nicht!», rufe ich. «Da geht es viel zu tief runter! Du brichst dir die

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