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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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für die ihr offenbar keine Zeit hattet.» Ich gebe Elias seinen Anhänger zurück.
    «Hat er das, ja?» Er hängt sich sein Zeichen um den Hals und lässt es unter seiner Kleidung verschwinden.
    Was fällt Elias ein, an Thursen zu zweifeln? «Das hat er! Außerdem kämpft er darum, dass Norrocks Rudel keine Menschen mehr jagt. Mit all seiner Kraft!»
    «Und du glaubst, er sagt dir die Wahrheit?»
    «Ja!»
    «Dann erklär mir mal, wieso er das tun sollte!»
    «Weil», und auf einmal bin ich ganz ruhig, «weil er Thursen ist. Weil er mir immer die Wahrheit sagt.»
    «Thursen ist nicht der, für den du ihn hältst, Luisa, wann machst du endlich mal die Augen auf!»
    «Ich liebe ihn. Verstehst du das nicht?»
    «Mädchen schwärmen offenbar immer für die bösen Jungs. Pass auf, dass du nicht eines Morgens aufwachst, und das Gefühl ist über Nacht zerplatzt wie eine Seifenblase!»
    Ich taste nach meinem Kettenanhänger, Thursens Kettenanhänger, er ist immer noch da. «Er liebt mich genauso wie ich ihn.»
    «Ah ja. Und woher weißt du das? Hat er mit dir geschlafen?»
    «Das geht dich nichts an!» Ich trete wütend den Papierkorb um und marschiere zur Tür.
    Elias ist schnell, so schnell, dass er vor meinen Augen verschwimmt, als er an mir vorbeieilt und meinen Weg blockiert. Mit dem Rücken lehnt er neben der Tür und streckt die Hand nach mir aus. «Entschuldige. Vergiss, was ich gesagt habe. Es tut mir leid, Luisa.»
    Wenigstens entschuldigt er sich. «Du bist auch nicht das, für das du dich hältst, Elias, weißt du?»
    Er antwortet nicht, sondern sieht mich nur an mit seinen merkwürdigen Augen, in denen jetzt kein Brennen, sondern nur ein warmes Leuchten liegt. «Bitte geh nicht. Ich bin wohl einfach eifersüchtig.»
    Eifersüchtig? Er? Er mit seinen klugen, blauen Augen und dem Mund, der gleichzeitig so weich und so entschlossen wirken kann? Elias kann doch jedes Mädchen haben, das er will. Und überhaupt, Eifersucht ist etwas für normale Menschen, die an sich selbst zweifeln. «Eifersüchtig? Ein Beinahe-Engel wie du?»
    «Ich bin genauso ein Mensch, Luisa.»
    Sein weicher Blick lässt mein Herz klopfen. Kann es sein, dass Thursen recht hat? Empfindet Elias etwas für mich? Für einen Moment stelle ich mir vor, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein statt mit Thursen. Es ist so einfach mit Elias. Mit ihm ist alles leicht und hell. Trotzdem läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, als er sagt: «Ich habe mich in dich verliebt, Luisa.»
    Ich schiebe meine Hände in die Tasche, damit man das Zittern nicht sieht. Meine rechte Hand umschließt Thursens Schlüssel. Mit den Fingerspitzen fahre ich über die Zacken. «Ich bin mit Thursen zusammen, das weißt du.»
    «Ja. Ich wusste immer, dass du einen Freund hast, und es ist trotzdem passiert. Ich verlange doch nichts von dir. Aber ich wollte, dass du es weißt.»
    Da ist wieder das Glühen in seinen Augen. Ich blinzele unwillkürlich. Er scheint gar nicht zu bemerken, was sein Blick preisgibt. «Das meinst du ernst, nicht?»
    «Ja. Alles.»
    «Elias, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.»
    «Dann lass es einfach. Vergiss, was ich dir gesagt habe. Ich wäre nur gerne weiter dein Freund.»
    «Obwohl wir auf unterschiedlichen Seiten stehen?»
    Er lächelt mir zu. «Das ist mir eigentlich herzlich egal.»
    Und dann umarmen wir uns, und es fühlt sich wie Freundschaft an. Wie tiefe, vertraute Freundschaft.
    «Vertraust du mir?», flüstert er.
    Ich nicke und weiß nicht, ob er es sieht. «Und du mir?»
    «Ja», sagt er. Flüstert nicht. Er ist tatsächlich verrückt genug, es zu tun.

[zur Inhaltsübersicht]
    26. Elias
    Und dann ist sie weg. Ich rieche noch immer den Duft ihres Haares und spüre ihre Umarmung. Ich habe ihr gesagt, dass ich nichts von ihr verlange. Was ich mir von ihr wünsche, habe ich nicht gesagt. Es hätte auch nichts geändert.
    Ich habe mich tatsächlich rettungslos und hoffnungslos in die Freundin des Rudelführers der Werwölfe verliebt. Des gefährlichsten Leitwolfs unserer Zeit. In ein Mädchen, das gleich unser Haus verlassen wird, um zu ihrem Werwolf zu gehen, denn dort gehört sie hin. Und über kurz oder lang wird sie wohl selbst zum Wolf werden.
    Wir wollen Freunde bleiben. Es ist mir ernst damit. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie das funktionieren soll. Sie gehört zu den Werwölfen, zu Thursen, und ich zum Orden der Shinanim.
    Luisa hat ihre Sachen gepackt und verlässt uns. Ich hätte sie gerne gefahren, sie

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