Schattenblume
würde eine Waffe zie‐
hen. Stattdessen hielt Robert ein abgefeuertes Projektil in der Hand.
Reggie sah sich die Hülse an. «Polizeimunition», stellte
er fest, genau wie die Kugeln, die Robert in der Glock
hatte.
Robert sagte: «Die Kugel hat in seinem Kopf gesteckt.»
Er legte den Zeigefinger auf die Stelle hinter dem Ohr.
«Nur die Spitze hat rausgesehen, genau hier. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber sie saß da, als hätte sie jemand reingesteckt, und ich konnte sie ganz leicht rausziehen.»
Reggie kaufte es ihm immer noch nicht ab. Er wollte
Robert die Kugel zurückgeben, doch der nahm sie nicht.
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«Du verarschst mich doch, oder?» Er lachte schnaubend.
«Das ist nur eine deiner Geschichten, Bubba? Du willst,
dass ich mich wieder mit Hoss in die Haare kriege?»
«Hör auf, dich aufzuspielen, Junge», zischte Robert
scharf. So hatte Jeffrey ihn noch nie gehört. Robert war Reggies Vorgesetzter, und es war ein Befehl, als er zu ihm sagte: «Leg mir die Handschellen an, und lies mir meine
Rechte vor. Mach es nach Vorschrift.»
Plötzlich stand Jessie in der Tür, ihr Glas war rand‐
voll. «Möchtet ihr irgendwas ...» Ihre Stimme verlor sich, als sie merkte, dass sie ausnahmsweise nicht im Mittelpunkt stand. Sie sah Robert tief in die Augen, und für eine Sekunde stand ihr das Grauen ins Gesicht geschrie‐
ben. Sie hielt sich am Türrahmen fest, als brauchte sie
eine Stütze, um nicht umzufallen. «Was hast du ihnen ge‐
sagt?»
Robert hatte Tränen in den Augen. Seine Stimme war
voller Bedauern, als er sagte: «Die Wahrheit, Baby. Ich
habe ihnen die Wahrheit gesagt.» Wieder streckte er Reg‐
gie die Hände hin. «Luke Swan hatte eine Affäre mit mei‐
ner Frau. Als ich nach Hause kam und die beiden mitein‐
ander erwischte, habe ich ihn erschossen.» Er schüttelte
die Hände. «Mach schon, Reggie. Bringen wir's hinter
uns.»
Jessie murmelte: «O Gott.»
Robert wiederholte: «Leg mir die Handschellen an.»
Reggie griff sich an den Gürtel, doch er zog die Hand‐
schellen nicht heraus. «Ich werde dich nicht verhaften»,
sagte er. «Ich bring dich aufs Revier, und dann redest du mit Hoss. Aber auf keinen Fall leg ich dir Handschellen
an.»
«Reggie, das ist ein Befehl.»
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«Nein, verdammt nochmal», widersprach er. «So gern
ich dich auf der Rückbank des Streifenwagens hätte, we‐
gen dir werde ich nicht Hoss' Zorn auf mich ziehen.» Dann
fügte er hinzu: «Dieses eine Mal wenigstens nicht.»
«Du musst vorschriftsmäßig vorgehen», verlangte Ro‐
bert.
Doch Reggie blieb eisern. «Ich gehe jetzt raus und lass
den Wagen an. Beruhig dich erst mal. Wenn du so weit
bist, kannst du rauskommen.»
«Ich bin so weit», sagte Robert. Als Jeffrey sich ihnen
anschloss, hob er die Hand. «Nein, Jeffrey. Das hier muss ich allein tun.»
Jessie stand immer noch in der Tür, Robert musste auf
dem Weg nach draußen zwangsläufig an seiner Frau vor‐
bei. Jeffrey beobachtete, wie Robert sie auf die Wange
küsste, und er sah auch, wie Jessie vor seiner Berührung zurückzuckte, obwohl sie es zu verbergen versuchte. Jeffrey hätte sie am liebsten dafür erwürgt, dass sie Robert so
behandelte. Niemals hatte Robert jemanden umgebracht.
Jeffrey nahm ihm die Geschichte einfach nicht ab. Irgend‐
etwas war daran faul.
Und doch nickte Jeffrey, als Robert ihn bat: «Kümmer
dich bitte um Jessie, Jeffrey, tu mir den Gefallen.»
«Ich komme später auf dem Revier vorbei.»
«Jess», sagte Robert dann. «Gib Jeffrey die Schlüssel
von meinem Truck.» Er brachte ein trauriges Lächeln zu‐
stande. «Ich brauche ihn wohl eine Weile nicht.»
«Sag nichts, Robert. Auch nicht zu Hoss», flehte Jeffrey
noch einmal. «Wir müssen dir einen Anwalt besorgen.»
Ohne zu antworten, verließ Robert das Zimmer. Sekun‐
den später fiel die Fliegentür ins Schloss.
«Na schön», sagte Jessie und nahm einen tiefen Schluck
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von ihrem Drink. Das Glas war fast voll, als sie es ansetzte,
doch sie ließ kaum mehr als die Eiswürfel übrig. Jeffrey beobachtete sie beim Trinken und fragte sich, wie sie so ruhig bleiben konnte, wenn ihr Mann gerade wegen Mordes
abgeführt wurde.
Jessie lutschte an einem Eiswürfel, dann spuckte sie ihn
zurück ins Glas. «Das muss der schönste Tag im Leben die‐
ses Hinterwäldlers sein.» Sie wartete darauf, dass Jeffrey etwas sagte, doch den Gefallen tat er ihr nicht. «Reggie hat
all die Jahre wie ein Geier
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