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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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werden, aber du weißt einfach nicht mehr, was du tun sollst.» Er zeigte
    auf den Sessel. «Setz dich, Jeffrey. Du machst mich ganz nervös.»
    Jeffrey fragte: «Warum tust du das?»
    «Weil es nicht richtig ist», antwortete Robert. «Als ich
    heute Morgen bei Hoss war, hab ich die gleiche Aussage
    gemacht wie gestern Abend. Es ist wie damals in der
    Highschool. Hoss frisst alles, was wir ihm erzählen.»
    «Er weiß nichts davon?»
    «Nein, ich wollte erst mit dir reden. Wenigstens das bin ich dir schuldig.»

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    «Robert», begann Jeffrey. Sein Freund tat ihm keinen
    großen Gefallen damit. Obwohl alles logisch klang, Jeffrey glaubte die Geschichte einfach nicht. Er war mit diesem
    Mann aufgewachsen, hatte unzählige Nachmittage mit
    ihm verbracht, Musik gehört, über Mädchen geredet, von
    den Autos geschwärmt, die sie sich mit sechzehn kaufen
    würden.
    Robert sagte: «Ich muss die Verantwortung überneh‐
    men für das, was ich getan habe. Ich habe diesen Mann ge‐
    tötet, weil ich mich nicht mehr beherrschen konnte – all die Wut und der Hass und ... alles. In dem einen Moment ist einfach alles hochgekommen, und das Nächste, was ich
    weiß, ist, dass er tot auf dem Boden liegt.» Robert ließ den
    Kopf auf die Brust sinken. «Ich hab ihn umgebracht. Er ist tot. Er hat meine Frau gevögelt, und ich habe ihn getötet.»
    Jeffrey rieb sich die Schläfen, er wusste nicht, was er sagen sollte.
    «Hast du gewusst, dass Jessie vor ein paar Monaten eine
    Fehlgeburt hatte?»
    Jeffrey versuchte, den Kloß in seinem Hals runterzu‐
    schlucken. «Nein.»
    «Es wäre ein Junge geworden. Wie findest du das? Das
    wäre das Einzige auf der Welt gewesen, was sie endlich
    glücklich gemacht hätte, doch Gott wollte es einfach nicht zulassen.»
    Jeffrey hatte ernsthafte Zweifel, dass Jessie irgendetwas
    glücklich machen konnte, trotzdem sagte er: «Es tut mir
    Leid.»
    «Es ist meine Schuld», sagte Robert. «Es ist etwas an
    mir ... ich weiß nicht, Slick. Irgendwas an mir scheint
    schlecht für sie zu sein. Ich bin Gift.»
    «Das ist nicht wahr.»

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    «Ich bin kein guter Mensch. Ich bin kein guter Ehe‐
    mann.» Er seufzte tief. «Ich war nie ein guter Ehemann.
    Die Menschen kommen aus allen möglichen Gründen
    vom Weg ab, schätze ich, doch am Ende ...» Er sah auf.
    «Ich war dir nicht einmal ein guter Freund.»
    «Das ist nicht wahr», wiederholte Jeffrey.
    Robert starrte Jeffrey an, Verzweiflung in seinem Blick.
    Er sank noch tiefer in den Sessel, als hätte er nicht einmal die Kraft, gerade zu sitzen. Seine Augen bewegten sich hin
    und her, als versuchte er in Jeffreys Blick zu lesen.
    «Ich war es», sagte Robert schließlich. «Beide Male. Ich
    hab Swan umgebracht, und Julia hab ich auch umge‐
    bracht.»
    Jeffrey bekam keine Luft mehr.
    «Das andere – das war ich auch.»
    «Nein, das stimmt nicht», widersprach Jeffrey. Wovon
    zum Teufel redete er da? Robert konnte doch keinen Men‐
    schen töten!
    «Ich hab sie mit einem Stein erschlagen», erklärte Ro‐
    bert. «Es ging ganz schnell.»
    «Das hast du nicht getan», sagte Jeffrey. Seine Stimme
    zitterte vor Wut oder vor Angst. Das war einfach zu viel.
    «Alle glauben, sie ist weggerannt. Das hast du vor fünf
    Minuten selber gesagt.»
    «Ich hab gelogen», gab er zurück. «Jetzt sage ich die
    Wahrheit. Den Stein hab ich in den alten Steinbruch ge‐
    worfen. Du wirst ihn nie finden, aber mein Geständnis
    sollte reichen.»
    «Warum sagst du das?»
    Als Robert aufstand, zuckte er vor Schmerz zusammen.
    «Hol Reggie.»
    «Nein. Nicht bevor du mir nicht sagst, warum du lügst.»

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    Robert klopfte ans Fenster und winkte Reggie herein.
    «Ich will, dass Reg mich verhaftet.»
    «Das ist nicht‐»
    «Es ist besser so, Slick. Einfacher. Damit haben wir
    alles ordentlich zu Ende gebracht. Endlich aus und vor‐
    bei.» Robert wischte sich über die Augen. «Schau mich
    an, ich heule wie ein Mädchen.» Er lachte trocken. «Wenn Reggie mich so sieht, hält er mich für einen Waschlap-pen.»
    «Scheiß auf Reggie», sagte Jeffrey in dem Moment, als
    der Hilfssheriff hereinkam. Reggie zog die Brauen hoch,
    doch ausnahmsweise hielt er den Mund.
    Robert streckte dem Hilfssheriff die Hände entgegen.
    «Du musst mir Handschellen anlegen.»
    Reggie sah von einem zum anderen. «Soll das ein Witz
    sein?»
    «Ich habe gestern Abend Luke Swan umgebracht»,
    sagte Robert und fasste sich an die Brusttasche. Den Bruch‐
    teil einer Sekunde dachte Jeffrey, er

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