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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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für einen Sekundenbruchteil. Dann dachte ich: So ein Quatsch. Robert ist doch keine   …» Jeffrey seufzte tief. Er würde das Wort nie wieder verwenden. Wahrscheinlich hätte er es nie benutzen sollen. «Ich bin aufs Revier gegangen, um mit Hoss zu sprechen, aber er war nicht da.»
    Jeffrey verschwieg, dass er nach dem Besuch bei der alten Mrs.   Swan instinktiv zu Sara wollte und den Umweg zum Revier nur gemacht hatte, um sich zu beweisen, dass er sie nicht brauchte. Wäre er nur nicht so stur gewesen, dann hätte er Robert aufhalten können, bevor die Dinge außer Kontrolle gerieten. Er hätte sie beschützen können.
    Sara wusste davon nichts, als sie weiterbohrte. «Stört es dich, dass er schwul ist?»
    «Ich kann die Dinge nicht so sauber auseinander halten, Sara, das ist das Problem. Ich bin wütend auf ihn, dass er dir das angetan hat. Ich bin wütend auf ihn, weil er Jessie nicht angezeigt hat, weil er zugelassen hat, dass sich diese ganze Scheiße zusammenbraut, ohne etwas zu unternehmen. Ich bin wütend auf ihn, weil er abgehauen ist und Possum mit der Kaution sitzen lässt.»
    «Er hat gesagt, er schickt das Geld.»
    «Schön, aber trotzdem muss ich mich erkundigen, ob ich meine Rentenversicherung auflösen kann, sobald wir wieder zu Hause sind.» Er dachte an Possums geschwollenen Kiefer und wie er abgewinkt hatte, als Jeffrey sich für den Schlag entschuldigen wollte. Jeffrey würde Possum mit der finanziellen Belastung nicht allein lassen.
    «Was noch?», fragte sie. «Weshalb bist du noch wütend auf ihn?»
    Er stand auf, er musste sich bewegen. «Dass er mir nichts gesagt hat.» Er blickte den Gang hinunter, in einer der Zellen hörte man einen Häftling fluchen. «Wenn du nicht gewesen wärst, dann würden jetzt alle denken, er ist auf der Flucht, weil er einen Mann ermordet hat. Wir würden weder von Jessies Schuld wissen noch von seiner Beziehung zu Swan, oder wie man das nennt. Wir wüssten nur, dass er ein Mörder auf der Flucht ist.» Jeffrey blieb stehen und drehte sich zu Sara um. «Er hätte mir vertrauen sollen.»
    Sie sah ihn eine Weile an, wählte ihre Worte mit Bedacht. «Mein Vetter Hare hatte Probleme am College», begann sie. «Gestern war er noch bei allen auf dem Campus beliebt gewesen, heute bekam er plötzlich Morddrohungen.»
    Jeffrey hatte bei alldem nicht an Saras Vetter gedacht, und jetzt fragte er sich, ob Sara sich auf Roberts Seite stellte, um bei Hare etwas gutzumachen. «Was ist passiert?»
    «Es kam raus», sagte sie. «Er hatte diesen Freund, seinen Mitbewohner. Sie waren unzertrennlich. Als die Leute anfingen zu reden, hat Hare es gar nicht erst geleugnet. Er war völlig überrascht, dass jemand ein Problem damit haben könnte.»
    «Ziemlich naiv.»
    «So ist Hare eben», erklärte sie. «Ich fürchte, wir sind in einer ziemlich heilen Welt aufgewachsen. Unsere Eltern haben uns das Gefühl gegeben, dass es keine Rolle spielt, ob man schwul oder hetero oder weiß oder schwarz oder sonst was ist. Hare war schockiert, als seine so genannten Freunde sich von ihm abwandten.»
    Jeffrey konnte sich denken, was passiert war, doch er wollte es von ihr hören. «Was haben sie getan?»
    «Es war am Ende seines vierten Semesters an der University of Georgia, als es rauskam, kurz vor den Sommerferien.»
    Sie stockte, und er wusste, dass sie die Erinnerung immer noch erschütterte. Für Sara war die Familie das Allerwichtigste, und dass jemand aus der Familie zu Schaden kam, war die einzige Sache auf der Welt, die Sara nicht ertrug.
    Dann fuhr sie fort. «Wir haben alle gehofft, dass in den Ferien Gras über die Sache wachsen würde, aber das tat es natürlich nicht. Am ersten Tag nach den Ferien haben sie versucht, ihn zusammenzuschlagen, aber er war immer ein guter Kämpfer und hat dafür gesorgt, dass sich ein paar Leute blutige Nasen geholt haben. Ich weiß, dass er zu dir gesagt hat, er hätte wegen irgendwelcher Knieprobleme mit dem Football aufgehört, aber das stimmt nicht. Er wurde aus dem Team geschmissen.»
    Jeffrey setzte sich wieder. «Ich kann nicht beschwören, dass ich mich damals nicht ähnlich verhalten hätte.»
    «Und jetzt?»
    «Jetzt   …» Er schüttelte den Kopf. «Verdammt, ich will nur, dass Robert in Sicherheit ist. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn alle Leute dich für jemanden halten, der du nicht bist.»
    «Mir scheint, als hättest du die ersten Jahre deines Lebens auch so verbracht.»
    «Ja.» Er lachte. So hatte er die Sache noch gar nicht

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