Schattenblume
weiß nicht», wiederholte Lena demonstrativ, doch sie versuchte, Sara mit Blicken zu sagen, dass alles in Ordnung war. Smith ließ sie nicht aus den Augen.
Sara stach die Nadel direkt in die Wunde, und unwillkürlich atmete Lena durch die Zähne ein. Sie spürte den Schmerz in ihrem eigenen Arm und zwang sich wegzusehen. Im Augenwinkel sah sie, dass Brad sich Sonnys Position näherte. Er leckte sich die Lippen, den Blick auf eine Stelle über ihrem Kopf gerichtet. Lena erriet, dass er die Wanduhr im Auge hatte, und plötzlich stieg Panik bei dem Gedanken in ihr auf, dass ihnen die Zeit davonlief.
Da Smith Sara mit der Taschenlampe leuchtete, hatte Lena seine Navy-Uhr voll im Blick. Die Uhr hatte alle möglichen Knöpfe und Anzeigen, und Lena fiel ein, dass es in der Werbung hieß, die Uhr sei mit der Atomuhr in Colorado synchronisiert. Die Uhr war riesig, ein dicker Metallklotz an Smiths Handgelenk. In der Mitte war ein Digital-Display, das die Zeit auf die Sekunde genau angab.
15 : 19 : 12.
Zwölf Minuten. Doch zeigte die Uhr dieselbe Zeit an wie ihre? Wie Mollys und Nicks? Lena wagte es nicht, auf ihre eigene Uhr zu sehen oder auf die Uhr an der Wand. Smith würde sofort kapieren, was los war, und dann würden sie alle sterben.
«Skalpell», sagte Sara und streckte die Hand aus.
Smith drückte ihr das Skalpell in die Hand, und Sara schnitt die Haut ein, dem Weg der Kugel folgend. Nach und nach injizierte sie den ganzen Inhalt der Spritze in die offene Wunde. Lena versuchte, nicht hinzusehen, doch sie war wie hypnotisiert vom Innenleben von Jeffreys Arm.Sara schien zu wissen, was sie tat, und Lena war es ein Rätsel, wie sie es schaffte, ruhig zu bleiben. Es war, als wäre sie ein anderer Mensch geworden.
«Ich brauche mehr Licht», sagte Sara zu Smith, und er hielt die Taschenlampe näher an die Wunde, während sie nach der Kugel suchte. «Noch näher», sagte sie, aber Smith bewegte sich nicht. Sara fluchte leise und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sie beugte sich hinunter, um besser sehen zu können, und verrenkte sich fast den Hals.
Jeffrey stöhnte leise, doch er schien nicht aufzuwachen.
Sara sagte zu Lena: «Achte darauf, ob er atmet.»
Lena legte eine Hand auf Jeffreys Brust und spürte, dass sich sein Brustkorb sanft hob und senkte. Ganz langsam drehte sie das Handgelenk und versuchte, einen Blick auf ihre Uhr zu erhaschen. Es war heiß, und Schweiß rann ihr den Arm hinunter. Das Metallband war verrutscht, und die Uhr hing jetzt auf der Innenseite ihres Handgelenks, sodass sie das Display nicht lesen konnte.
Sara zuckte zurück, als ihr ein Blutstrahl entgegenspritzte. Sie wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht und arbeitete weiter. «Zange», verlangte sie.
Smith suchte mit einer Hand nach der Zange, mit der anderen hielt er die Lampe. Sara wischte das Blut mit Gaze ab und sagte: «Ich sehe nichts.»
«Das tut mir aber Leid», feixte Smith.
«Ich kann die Kugel nicht rausziehen, wenn ich nichts sehe.»
«Nur die Ruhe», sagte Smith und hielt ihr eine Zange hin, die aussah wie eine überdimensionale Pinzette. «Hier», sagte er und wedelte damit in der Luft herum.
Sara griff nach der Zange, doch sie benutzte sie nicht.
«Sei kein Spielverderber», sagte Smith und tupfte die Haut um die Wunde mit Gaze ab. «Du schaffst das schon», schmeichelte er. «Ich vertraue dir.»
«Ich könnte ihn töten.»
«Dann weißt du ungefähr, wie ich mich fühle», sagte er und grinste hässlich. «Mach schon.»
Für einen Moment sah es aus, als würde Sara sich weigern, doch dann steckte sie den Daumen und den Zeigefinger durch die Griffe der Zange und führte das Instrument in die Wunde ein. Wieder schoss Blut heraus und sie rief: «Klemme.» Als Smith nicht schnell genug reagierte, schrie sie: «Schnell! Die Klemme!»
Smith hielt ihr ein Instrument hin, und Sara ließ die Zange auf den Boden fallen. Es schepperte und eine verbeulte Kugel sprang über den Boden. Sara führte die Klemme ein, während das Blut weiter aus der Wunde sprudelte. Dann plötzlich versiegte das Blut.
Lena sah auf Smiths Uhr.
15 : 30 : 58.
«Nicht schlecht», sagte er. Er leuchtete mit der Taschenlampe in die Wunde und grinste wie ein Kind, das gegen einen Erwachsenen gewonnen hatte.
«Er hat zwanzig Minuten», sagte Sara und bedeckte die offene Wunde mit Gaze. «Wenn er dann nicht ins Krankenhaus kommt, verliert er den Arm.»
«Er hat andere
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