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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Probleme», sagte Smith. Er legte die Taschenlampe auf den Boden, dann ließ er die Hand auf dem Schenkel liegen, sodass Lena die Uhr genau im Blick hatte.
    15   :   31   :   01.
    15   :   31   :   02.
    «Was meinen Sie damit?», fragte Sara. Im Augenwinkel verfolgte Lena, wie Brad sich dem zweiten Bewaffnetennäherte. Auch Brad hatte die Uhr im Blick, und Lena wusste, dass sie sich beide dieselbe Frage stellten: Sie wussten nicht, ob die Zeit mit den synchronisierten Uhren übereinstimmte. Was, wenn sie zu früh loslegten? Was, wenn Lena Brad zum falschen Zeitpunkt ein Zeichen gab und beide tot wären, bevor das Sondereinsatzkommando die Wache stürmte?
    «Nein», flüsterte Lena. Zu spät wurde ihr klar, dass sie das Wort laut gesagt hatte.
    Smith grinste sie an. «Sie hat’s kapiert», sagte er. «Oder, Schätzchen?»
    Lena schüttelte den Kopf, griff nach hinten und fühlte das Messer in ihrer Tasche. Sie musste nachdenken. Wichtig war, dass sie und Brad gleichzeitig handelten. Wichtig war das Überraschungsmoment.
    Smith sagte zu Sara: «Siehst du, manche Leute hier halten mich nicht für so dumm, wie du denkst.»
    «Ich halte Sie nicht für dumm», gab Sara zurück.
    Lena sah wieder nach Smiths Uhr. Noch dreißig Sekunden. Brad war in Sonnys Nähe, er begann im vorderen Teil des Raums auf und ab zu laufen, als würde ihm der Stress zusetzen. Vielleicht war es so. Vielleicht verlor er gerade die Nerven.
    «Ich weiß, was du von mir denkst», sagte Smith zu Sara.
    Lena bewegte sich so langsam wie möglich, ihre Finger glitten in die Hosentasche. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Brads Schritte hallten auf den Fliesen, während er vorn auf und ab lief.
    «Ich denke, dass Sie ein junger Mann in Schwierigkeiten sind», erklärte Sara. «Ich glaube, Sie brauchen Hilfe.»
    «Du hast mich vom ersten Augenblick an für Abschaum gehalten.»
    «Das ist nicht wahr.»
    «Du hast alles getan, um mein Leben zu zerstören.»
    «Ich wollte Ihnen helfen», sagte Sara. «Das wollte ich wirklich.»
    «Ihr hättet mich aufnehmen können», sagte Smith. «Ich hab dir Briefe geschrieben. Ich hab ihm Briefe geschrieben.»
    Er deutete auf Jeffrey, doch Sara schien es nicht zu bemerken. «Wir haben keine Briefe bekommen», gab sie zurück. Das Rauschen in Lenas Ohren war so laut, dass sie kaum verstand, was Sara sagte. Smith hatte auf Jeffrey gedeutet. Er wusste, wer Jeffrey war.
    Lena zog das Messer heraus und öffnete es mit dem Daumen. Sie drückte es gegen den Absatz und hörte das Klicken, als die Schneide aufklappte.
    Sie hielt die Luft an, wartete ab, ob Smith etwas gehört hatte, doch er war vollkommen auf Sara konzentriert. Seit wann wusste er, dass es Jeffrey war? Wann war er darauf gekommen, dass da nicht Matt auf dem Boden vor ihm lag, sondern der Mann, den zu töten er geschworen hatte?
    Smith sagte: «Ich hab die ganze Zeit auf euch gewartet. Ich hab gewartet, dass ihr kommt und mich von ihr wegholt.» Er klang wie ein Kind. «Weißt du, was sie mit mir gemacht hat? Weißt du, wie weh sie mir getan hat?»
    Innerlich schrie Lena: «Er weiß, dass es Jeffrey ist», doch sie biss die Zähne zusammen. Welches kranke Spiel Smith auch trieb, es musste noch ein bisschen weitergehen. Noch ein paar Sekunden, dann wäre alles vorbei.
    Lena starrte auf seine Uhr.
    15   :   31   :   43.
    «Wir konnten dir nicht helfen», sagte Sara. «Eric, Jeffrey ist nicht dein Vater.»
    Lena sah Brad an. Er hob die Braue, als wollte er sagen: «Ich bin so weit, wenn du es bist.»
    Smith knurrte: «Du verfluchte Lügnerin.»
    «Ich lüge nicht», sagte Sara, sie klang jetzt vollkommen sicher. «Ich sage dir, wer dein Vater ist, aber du musst sie gehen lassen.»
    «Gehen lassen?», zischte Smith. Er zog die Sig Sauer aus dem Gürtel, seine andere Hand lag immer noch auf seinem Schenkel.
    15   :   31   :   51.
    Lena schluckte, obwohl ihr Mund völlig ausgetrocknet war. Im Hintergrund sah sie, wie Brad auf Sonny zuging.
    «Wen soll ich gehen lassen?», fragte Smith langsam, offensichtlich machte ihm das Spiel Spaß. Er grinste zu Jeffrey hinunter. «Meinst du ihn hier? Matt?» Wieder betonte er das T so, dass Spucke aus seinem Mund spritzte.
    Sara zögerte einen Moment zu lang.
    «Das ist nicht
Matt
», sagte Smith und spannte den Hahn. «Das ist
Jeffrey

    «Jetzt!», schrie Lena und stürzte sich auf Smith. Sie stieß ihm das Messer in die Kehle, spürte, wie ihre Finger an der Klinge abrutschten und das Metall tief in ihre Haut

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