Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
das Gefühl, jemand ramme ihm eine Faust in den Bauch. «Was, wenn jemand häufiger Nasenbluten hat?»
    Sie runzelte die Brauen. «An wen denkst du?»
    «Antworte einfach, Sara. Bitte antworte.»
    «Könnte sein», sagte sie. «Nasenbluten, Zahnfleischbluten. Wunden, die nicht verheilen wollen.»
    «Und du bist sicher, dass es vererblich ist?»
    «Ja.»
    «Scheiße», flüsterte er. So desolat die Lage bis vor fünf Minuten gewesen war, jetzt war alles schlimmer geworden, als er es je für möglich gehalten hätte.
    «Woran denkst   –»
    Beide blickten auf, als die Eingangstür aufging.
    «Tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht hab», erklärte Hoss und kramte in der Tasche nach seinem Schlüssel.
    Jeffrey bewegte sich nicht.
    Hoss sah Sara an und musterte ihre Wunden und blauen Flecken. «Ich hätte nie gedacht, dass Robert in der Lage ist, einer Frau so etwas anzutun», sagte er. «Aber ich schätze, er war eben einfach nicht der Mensch, für den ich ihn gehalten habe.»
    «Es geht schon wieder», sagte Sara und lächelte matt.
    «Na gut», sagte Hoss und schloss die Tür seines Büros auf. Er knipste das Licht an, ging zu seinem Schreibtisch und sah die Papiere durch, die dort bereitlagen. «Kommt rein, bringen wir’s hinter uns.»
    Sara sah Jeffrey forschend an, und er beantwortete die stumme Frage mit einem Nicken.
    Als Hoss merkte, dass Jeffrey immer noch in der Tür stand, fragte er: «Slick? Gibt es ein Problem?»
    Sara legte Jeffrey die Hand auf die Schulter. «Soll ich mit reinkommen oder draußen warten?»
    «Schon gut», sagte Hoss, der offensichtlich dachte, sie hätte ihn gefragt.
    «Ich warte draußen.» Sie drückte Jeffreys Schulter, und irgendwie gab ihm ihre Zuversicht, dass er das Richtige tat, die Kraft, in das Büro des Sheriffs zu gehen.
    Die Tür schloss sich mit einem Klicken, als er sich auf den Stuhl vor Hoss’ Schreibtisch setzte.
    «Das Ganze hat ihr wohl ordentlich zugesetzt, was?», sagte Hoss. Er nahm einen Bericht in die Hand und überflog ihn. «Ich habe Reggie losgeschickt, Jessie zu holen. Mein Gott, was für ein Durcheinander. Sie wird sich sicher mit Händen und Füßen wehren.»
    «Wir wissen immer noch nicht, was mit Julia geschehen ist.»
    «Robert hat gestanden.»
    «Robert hat eine Menge Dinge gestanden, die er nicht getan hat.»
    «Ich weiß nicht, ob wir ihm jetzt noch trauen können, nach dem, was wir von ihm wissen.»
    «Sie glauben, weil er schwul ist, macht ihn das fähig, einen Mord zu begehen?»
    «In meinen Augen macht ihn das zu allem fähig», sagte Hoss und drehte das Blatt um, um die Rückseite zu lesen. «Vielleicht sollten wir ein paar seiner Fälle wieder aufrollen und herausfinden, was er wirklich getrieben hat.»
    Das reichte, um Jeffreys Wut zum Überkochen zu bringen. «Robert war ein guter Cop.»
    «Er war eine verdammte Tunte», sagte Hoss, ohne denBlick von dem Bericht zu nehmen. Er nahm einen Stift in die Hand und unterschrieb das Papier. «Wer weiß, was er noch so auf dem Kerbholz hat. Vor ein paar Jahren ist hier ein Junge verschwunden. Robert hat sich in den Fall reingehängt, als ginge es um seinen eigenen Sohn.»
    Jeffrey schaffte es, durch zusammengebissene Zähne zu sprechen. «Wollen Sie behaupten, er ist auch noch ein Kinderschänder?»
    Hoss griff nach dem nächsten Bericht. «Das gehört doch alles zusammen.»
    Jeffreys Augen funkelten.
    «Er hat die Little League trainiert», sagte Hoss. «Ich hab schon bei ein paar Eltern angerufen.»
    «Das ist doch ein Riesenblödsinn», zischte Jeffrey. «Ro bert liebt Kinder.»
    «Eben», stimmte Hoss zu, «sie
lieben
Kinder.»
    Jeffrey schnaubte: «Er ist also ein Pädophiler, steht auf Jungs, und trotzdem hat er Julia umgebracht, als wir Teenager waren?»
    «Man weiß nie, was sich so ein krankes Hirn alles ausdenkt», sagte Hoss. «Ein unschuldiges Mädchen erwürgen, einen Mann töten, weil er seine Frau vögelt   …»
    Hoss’ Worte hallten in Jeffreys Kopf wider, und langsam schienen sich alle Puzzleteile zusammenzufügen. «Ich kann mich gar nicht erinnern, Ihnen erzählt zu haben, dass sie erwürgt wurde, Sir», sagte er leise.
    Hoss schoss ihm einen irritierten Blick zu. «Dann hat es mir wohl deine Lady erzählt.»
    «Ach ja?», fragte Jeffrey und schickte sich an aufzustehen. «Soll ich sie reinholen und fragen?»
    Hoss stockte. «Vielleicht hab ich’s irgendwo aufgeschnappt.»
    Jeffrey konnte nicht fassen, wie still es plötzlich in dem Büro war. Alles passte zusammen. «Sie

Weitere Kostenlose Bücher