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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Fareghi war dies unmöglich; sein Licht blendete die Meeresriesen, wenn sie zu lange an der Oberfläche schwammen. Auch diese drei waren nur aufgetaucht, um Luft zu holen. Am Horizont, wo der Himmel eine blaue Färbung annahm, blinkten Lichter. Die Silberfänger bemerkten sie nicht; unbeirrt bahnten sie sich ihren Weg durch die Wellen. Doch die Lichter mehrten sich - Schiffe! Eine Flotte kreuzte auf dem Meer: zwanzig Karacken mit mächtigen Segeln. Die Sturmlampen gaben Signale, eine Warnung:
Silberfänger voraus! Silberfänger in Sicht!
Sie erkannten die Gefahr zu spät; ihre Augen waren zu schwach, wurden von der Magie des Turms in die Irre geführt. Erst als die Segelschiffe den Kreis um sie schlössen, stießen sie klagende Rufe aus; wild peitschten die Flossen, als sie in die Tiefe tauchen wollten. Doch schon heulten die Sehnen der Schiffsschleudern; Bolzen jagten über das Wasser, bohrten sich in das Fleisch der Silberfänger. Sie wanden sich im Todeskampf, das aufschäumende Wasser durchmischt mit Blut, und ihr Klageruf hallte über das ganze Meer. Das größte der Schiffe - fünf Mäste, der Bug hoch aufragend - hißte ein geschlitztes Segel, das Siegeszeichen der gyranischen Flotte. Und wieder glommen die Sturmlampen auf.
Triumph,
bedeutete das Aufblitzen diesmal,
ein Hoch auf den Herrn der See!
Sie priesen den Anführer der Flotte, denn ihm zu Ehren hatten sie die Silberfänger erlegt - für Gyrs göttlichen König, Tarnac den Grausamen, dessen Name im ganzen Silbermeer gefürchtet war und der seine Flotte nun zu neuen Ufern führte.
    »Wir sind zu schnell!«
    Der Ruf hallte über das Schiff, verebbte jedoch im brausenden Wind. Es bauschten sich die Segel, die Wanten knirschten, und Wassertröpfchen stoben über das Deck. Der Mann am Steuerrad, ein Kerl mit Kinnbart und schielenden Augen, hielt mit der rechten Hand lässig das Schiff auf Kurs, während er die andere emporstreckte. Am Handgelenk glänzte ein Armband - der goldene Turmbinder. Mit seiner Hilfe beschwor er die Kräfte des Leuchtturms von Fareghi.
    »Zum Kuckuck, Parzer - wir sind zu schnell!« Fluchend klammerte sich Aelarian Trurac an einem Leitseil fest. Während das Schiff in einen Schlingerkurs geriet, erschallte ringsum das Johlen der Besatzung, die ihren Spaß an Parzers Kapriolen hatte.
    »Er kann Euch nicht hören, Großmerkant.« Cornbrunn, der Leibdiener Aelarians, rappelte sich von den Planken auf, nachdem Parzers Manöver ihn von den Füßen geholt hatte. »Oder er will Euch nicht hören, in Verkennung Eurer naturgegebenen Führungsstärke, die man allerdings schon in Troublinien anzweifelte.« »Was soll ich mit meinem Leibdiener über Führungsstärke diskutieren!« Mit säuerlicher Miene wandte sich Aelarian seinem Begleiter zu. Cornbrunn - ein gewitzter Bursche von dreißig Jahren, der wie der Großmerkant feuerrotes Haar hatte - stellte sich neben ihn an die Reling. Sein kantiges Gesicht war von Sommersprossen übersät; sie hatten sich in den letzten Wochen gebildet, die er überwiegend an Deck zugebracht hatte. Aelarian hingegen hatte sich eine noble Blässe bewahrt; sie kaschierte die Falten um seine Augen und Mundwinkel, die der Tribut für die vierzig wilden Lebensjahre waren, die er in Troublinien zugebracht hatte. »Es war ein Fehler, die Fischer aus Rhagis zu verpflichten«, fuhr der Großmerkant fort. »Sie sind ein Haufen Wahnsinniger - und dieser Parzer ist der Schlimmste von allen. Der Turmbinder verleitet ihn zu gefährlichen Manövern. Mehr als einmal wäre unser Schiff beinahe gekentert.«
    »Einen besseren Kapitän hättet Ihr auf Morthyl kaum auftreiben können. Wir haben den Menschen aus Rhagis eine Menge zu verdanken, und daß sie uns auf diese selbstmörderische Fahrt begleiten, zeugt von Edelmut. Allerdings frage ich mich, warum sie ihr Leben für einen geltungssüchtigen Troublinier aufs Spiel setzen … Doch diese Frage könnte ich ebensogut an mich selbst richten, also lasse ich es besser sein.« »Ja, laß es besser sein. Zuviel Grübelei schadet dir nur.« So sehr sich Aelarian über Cornbrunns Mundwerk ärgerte - in der Sache selbst mußte er ihm recht geben. Auch er war überrascht, mit welcher Begeisterung die Fischer ihm gefolgt waren. Die geheimnisvollen Erben Varyns waren maßgeblich an der Befreiung des Leuchtturms beteiligt gewesen. Fareghi war den Klauen Eidrom von Cruscos entrissen und der Bruderschaft Varyns zurückgegeben worden. Nun hütete Stelling, der wohl fragwürdigste Gastwirt

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