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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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verschlingen. Aber benutze seine Macht nur einmal, sonst endest du wie ich.« Wieder streckte er Ashnada die Hand entgegen; der Rauch war inzwischen verweht. Zögernd nahm sie das Knochenstück an sich; es war warm, glattgeschliffen von der Berührung vieler Hände, und auf einer Seite prangte das Zeichen der Bathaquar, die verblühende Rose.
    »Pack es fort!« Rumos wich zurück, seine Augen sprangen wild umher. »Pack es fort, bevor ich es mir anders überlege. Und kümmere dich um Aelarian, diesen Hund …«
    Ein Ruck ging durch das Schiff; der Boden unter ihnen neigte sich. Ein Stuhl, eine Kiste, eine erloschene Laterne kamen ins Rutschen, und auch Rumos und Ashnada konnten sich kaum auf den Beinen halten. Das Segelschiff gewann an Fahrt.
    Rumos' Gesicht verzerrte sich. »Der Turm … o mein Herr Rumos, spürst du seine Kraft? So gleißend hell sein Licht, und doch erlischt der Glanz … Magie trifft auf Magie am Scheideweg der Macht, und in uns stirbt die Flamme, zehrt uns auf, o mein Herr Rumos …«
    Die Tür der Kabine wurde aufgerissen. Mäulchen stürmte herein. »An Deck mit euch! Parzer läßt ausrichten, daß eine Flotte uns eingekreist hat … wenn der Feind uns aufbringt, brauchen wir oben jede Klinge!« »Eine Flotte - in diesem Teil des Silbermeers?« Ashnada blickte sie entgeistert an. »Woher kommt sie?« »Woher, woher? Aus Gyr natürlich, oder glaubst du, die Goldei seien zurückgekehrt?« Mäulchen machte wütend kehrt. »Nach oben jetzt! Parzer ruft nach uns.«
    Die Wolkendecke war aufgerissen, Sonnenstrahlen fielen auf das Meer. Die gyranischen Karacken durchpflügten die Wellen. Sie hatten einen Halbkreis gebildet; die drei größten Segler zogen voran, gaben die Richtung vor. An ihren Bugspriets baumelten die Köpfe der erlegten Silberfänger - blutige Trophäen für Tarnac den Grausamen. Und wieder war die Hatz eröffnet; ein kleines Segelschiff floh vor der Übermacht. Es schnellte über das Wasser wie ein Pfeil. Doch immer wieder ballten sich Wellen vor seinem Bug; das Schiff polterte über sie hinweg, geriet ins Trudeln und driftete in eine falsche Richtung ab. Dann war das Gebrüll des Kapitäns zu hören: lauthals verfluchte Parzer den Leuchtturm - und Stolling, den er für die schwindende Kraft der Leuchtfeuer verantwortlich machte.
    »Ersaufen sollst du in deiner eignen Pisse, Stolling!« Parzer hieb mit der Faust gegen das Steuerrad. »Wo bist du, wenn man dich braucht? Hier, der Turmbinder an meinem Arm, das Erbe Varyns! Hast es doch lange genug mit deinen Seidenhemden gewienert! Schimmert es dem Herrn Wirt nicht hell genug, hä?« Grimmig streckte er das Armband empor, damit es vom Leuchtturm aus gesehen werden konnte. Doch dann rollte die nächste Woge auf sie zu; die Wucht des Aufpralls hob das Schiff in die Luft. Parzer rutschte aus und krachte zu Boden.
    »Du bringst uns noch alle um!« Aelarian kroch auf der Treppe zum Steuerpodest empor; in den Händen barg er seinen verängstigten Kieselfresser. »Wenn du so weitermachst, bricht das Schiff auseinander.« »Ach ne, Rotbauch; ich soll wohl warten, bis die Gyraner uns eingeholt haben!« Parzer rappelte sich auf. »Da kommen sie … ich will Ungelds Turban fressen, wenn sie nicht ebenfalls Magie benutzen. Sieh, wie schlaff ihre Segel herabhängen - und doch jagen sie uns hinterher wie die Haie!«
    Gyrs Flotte hatte sie fast eingeholt; schon schlössen sich die Außenflügel des Halbkreises. Ihre Schiffslampen gaben unablässig Signale, um das Manöver abzustimmen.
    »Es ist aus, Parzer! Der Leuchtturm ist zu weit entfernt, um uns noch Schutz zu geben. Wir müssen die weiße Fahne hissen.«
    »Nur über meine Leiche! Ich werde ihnen zeigen, was Wagemut bedeutet.« Parzer ballte die Hand zur Faust; die Sehnen unter dem Turmbinder spannten sich. Das Schiff hielt ächzend inne; dann rissen die Wellen es herum, zwangen es zur Kehrtwendung. Es steuerte nun direkt auf die gyranischen Karacken zu.
    »Bist du toll, Parzer?« Aelarian stellte sich vor Parzer auf. »Das ist die falsche Richtung! Sie werden uns einkreisen …«
    Parzer schubste ihn zur Seite, griff in die Speichen des Steuerrads und hielt den Kurs. Nun gab Aelarian auf; er steckte den Kieselfresser zurück in seine Tasche und sah sich nach Cornbrunn um. Um diesen hatten sich die Matrosen gesammelt; auch Mäulchen und Ungeld, Ashnada und Rumos waren an Deck erschienen. Der TathrilPriester wirkte elendig; er zitterte am ganzen Leib, während er die näher kommende Flotte

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