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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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gehalten. Nein, von dir muß ich mir gewiß nichts über eisige Nächte erzählen lassen!«
    Hinter ihm kicherte Mäulchen. »Daß du nicht erfroren bist, wundert mich bei deiner Wampe wenig. Aber was, bitteschön, hast du da draußen im Boot gemacht - fast nackt?«
    »Darum geht es doch gar nicht«, keifte Ungeld. »Diese Braut hier glaubt mich belehren zu müssen.« Er musterte Ashnada; ihre schwarzen Augen, das verhärmte Gesicht und die kurzen rotgefärbten Haare verliehen ihr ein fremdartiges Aussehen. »Ich habe dich auf Fareghi beobachtet. Du hast nicht gekämpft wie eine einfache Leibwächterin. Diesen Kerl vor dem Leuchtturm hast du kaltblütig mit deiner Klinge zersäbelt …» »Kein Wort davon!« Ashnadas Stimme klang bedrohlich. »Das ist allein meine Angelegenheit.« »… so wie man Rogen aus einem Stör schneidet - präzise und gewissenlos. Du kanntest das Bürschlein, nicht wahr?« Ungelds Mund verzog sich zu einem Eichhörnchengrinsen. »Ja, ja, das geht mich alles nichts an. Aber da wir Leute aus Rhagis ein argwöhnisches Völkchen sind, behalte ich dich und deinen Brötchengeber Rumos im Auge, nimm's mir nicht übel.«
    »Sei nicht so selbstgerecht«, tadelte Mäulchen ihren Dorfgenossen. »Der Priester bezahlt auch unsere Brötchen. Wir haben versprochen, ihn und den Großmerkanten nach Tyran zu bringen. Und ohne Rumos hätten wir auch den Leuchtturm nicht befreien können; schließlich zwang er Eidrom mit seinen Zauberkräften in die Knie.« Ungeld grinste. »Es war zu komisch, als der Baron wie ein winselnder Köter die Stufen herabkroch. Dort haben ihn seine Gefolgsleute gesehen … und aus war's mit dem Königreich des Silbermeers - ihr Anführer dem Irrsinn verfallen und die verbündeten Goldei spurlos verschwunden. Also streckten die Kathyger ihre Waffen, der Baron und sein Weibchen kamen ins Turmverlies, und die dort einsitzende Gefangene, Duane aus dem Rochenland, nahm das Reichsschwert in Verwahrung. Sobald sie ein paar Schiffchen zusammengezimmert haben, werden die Kathyger unter Duanes Führung in ihr Königreich zurückkehren; damit wäre Eidroms Überfall auf Fareghi endgültig Geschichte.«
    »Morthyl wird an den Folgen noch lange zu knabbern haben.« Mäulchen seufzte. »Fürst Perjan ist vor Fareghi ersoffen, die Hafenzunft hat sich durch ihren Verrat selbst entmachtet, und die Tathril-Kirche vergrößert ihren Einfluß. Als wir Morthyl verließen, tobten auf der ganzen Insel Scharmützel zwischen selbsternannten Heerführern, Tathril-Gläubigen und Plünderern. Zum Glück ist wenigstens der Leuchtturm in guten Händen.« »Du meinst wohl: in Stollings gierigen Pfoten! Sicher nimmt er bald Eintritt für den Turm, um das Fernbleiben seiner trinkfreudigsten Gäste in der
Roten Kordel
auszugleichen.« Ungeld blickte wieder Ashnada an. »Fest steht eines - ohne die Erben Varyns könnte Rumos keine müde Meile auf dem Silbermeer zurücklegen. Ob er's uns dankt, bezweifle ich. Wenn wir Tyran erreichen, wird der Lump uns loswerden wollen; dann setzt uns seine Häscherin die Klinge an den Hals - ritsch ratsch, Licht aus. So ist es doch geplant, nicht wahr, Ashnada?« Geräusche drangen aus der benachbarten Kajüte: ein Keuchen, das in Schreie überging. Ungelds Miene hellte sich auf.
    »Rumos will selbst seine Meinung kundtun; leider schafft er's nicht aus seiner Koje, in der er seit Wochen vor sich hindämmert. Parzers Segelkünste machen ihm wohl zu schaffen … du schaust wohl besser nach ihm, Ashnada, bevor er uns die Planken vollkotzt.«
    Die Stimme des Priesters war deutlich zu vernehmen; ein Stöhnen und Gebrabbel. Ashnada eilte auf den Gang und hämmerte mit der Faust gegen die angrenzende Kabine. Als sie keine Antwort erhielt, riß sie die Tür auf. Das Fensterloch der Kajüte war mit einem Tuch verhangen. Dennoch erkannte Ashnada die Gestalt des Priesters. Rumos, ein auffallend großgewachsener Mann von hohem Alter, kauerte inmitten eines Kreises, den er mit Ruß auf die Bohlen gezeichnet hatte; er sprach zu sich selbst, wisperte und weinte, sein Bart verfilzt, das Gewand zerschlissen.
    »Fort … fort mit dir, du schwaches Ding … ich will dich ausreißen wie einen faulen Zahn … dich brenne ich mit allen Feuern aus meinem Leib, wenn du mir nicht gehorchen willst!« Rumos wimmerte und fiel vornüber; sein Kopf traf mit dumpfem Laut auf den Boden. »Es muß ein Ende haben … wer ist Herr in meinem Körper, ich oder Carputon? … füge dich endlich!«
    Nun erst bemerkte er

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