Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
Vom Netzwerk:
Glauben zu schenken; warnte sie vor dem Tag, an dem Durta Slargin erneut in die Geschicke der Welt eingreifen würde. Denn ich wußte, er würde versuchen, den schwarzen Schlüssel zurückzuholen, den sein Widersacher hütet - Mondschlund, der Herr dieses Verlieses.« »Der schwarze Schlüssel …«, wisperte Baniter. »Diese ganze wahnwitzige Stadt wurde durch seine Kraft erweckt.«
    »Ebenso wie ich und die Menschen, die Ihr um Euch seht!« Bathos wirkte zunehmend verzweifelt. »Vom Schlüssel erweckt und am Leben gehalten … Mondschlund nennt dies ein höheres Dasein, ich aber nenne es Qual! Denn Mondschlund ist keinen Deut besser als der Weltenwanderer, o nein. Doch seine Macht blieb bisher auf das Verlies beschränkt - bis Durta Slargin den Zwist erneut heraufbeschwor. Er forderte Mondschlund heraus, und da sie beide ihre sterblichen Hüllen eingebüßt haben, benötigen sie diesmal Vertreter, die ihren Kampf ausfechten; zwei Menschen, deren Körper stark genug sind, um der Sphäre standzuhalten. Sie haben sie umschmeichelt, umgarnt und in ihr Schicksal gezwungen, denn beide sollen für sie den Krieg um die Sphäre gewinnen.«
    Einer von ihnen muß der junge Priester sein, dem sich das Auge der Glut unterwarf - Nhordukael!
Je länger Baniter zuhörte, desto weiter klaffte vor ihm der Abgrund, den Bathos' Worte in sein Verständnis der Welt rissen. Ihm war, als hätte man ihm ein dunkles Tuch von den Augen genommen, und das Buch in seiner Hand wurde schwer wie Blei; denn auch dort, so ahnte Baniter, stand die Wahrheit geschrieben, zwischen den Zeilen der Luchsschrift.
Sind wir alle nur Figuren in diesem Spiel ?
»All dies habe ich vorausgesehen«, brüstete sich Bathos, »und in meiner Prophezeiung niedergelegt. Doch der Weltenwanderer kehrte die Worte gegen mich. Er veränderte sie, um ihnen die Schärfe zu nehmen, um meine Anhänger in die Irre zu leiten. Sie erlagen der Täuschung … statt meine Prophezeiung als Warnung zu begreifen, sahen sie in ihr eine Anweisung, selbst die Macht über die Sphäre zu erringen. So entstand die Bathaquar, und so entstand der Kult um eine falsche Prophezeiung. ›Der Rosenstock trägt keine Blüten mehr … ‹ - welch blanker Hohn!«
    »Unterschätzt diese Zauberer nicht«, warnte Baniter. »Ich habe die Magie des jungen Kaisers kennengelernt, der von ihnen verführt wurde.«
    »Die Gebeine des Weltenwanderers verleihen ihnen eine gewisse Macht, zweifellos. Doch sie können die Wandlung nicht aufhalten. Niemand kann dies! Durta Slargin wird sich von ein paar aufmüpfigen Zauberern nicht aufhalten lassen.«
    »Aber sagtet Ihr nicht, daß seine Macht auf die Sphäre beschränkt sei? Wie vermochte er dann den schwarzen Schlüssel erneut in seine Gewalt zu bringen? Er konnte wohl schlecht selbst in das Verlies hinabsteigen, oder doch?«
    Bathos schwieg für einen Augenblick. Dann sagte er mit heiserer Stimme: »Ja, Ihr habt recht. Er selbst konnte es nicht. Und dies ist auch die Antwort auf Eure Frage.« Die Ketten an seinen Handgelenken rasselten. »Weshalb seid Ihr hierhergekommen, mein Fürst? Was hat Euch dazu getrieben, in das Verlies hinabzuschreiten? Auch Ihr seid ein Gefangener der Legenden! Öffnet die Augen, und seht die Fesseln, an denen man Euch herbeigeschleift hat!«
    Baniter wich von dem Pfahl zurück. »Was wollt Ihr damit andeuten?«
    »Weshalb seid Ihr hier?« wiederholte der Geist, und seine Augen funkelten. »Und wieso stellt Ihr mir ein zweites Mal all diese Fragen? Ich erinnere mich genau, Ihr wart schon einmal bei mir, habt Euch schon einmal an meiner Qual ergötzt! Oder war es einer Eurer Vorfahren?« Seine Stimme war nun eine bittere Anklage. »Ihr seid für dieses Elend mitverantwortlich! Die Familie Geneder handelte schon immer aus Eigennutz; kein Wunder, daß sie den süßen Versprechungen des Weltenwanderers erlag. Ich kenne Euch, Fürst, Ihr seid der jüngste Sproß dieses Unkrauts, das uns alle verdirbt!«
    Er brüllte auf, wollte sich von dem Pfahl losreißen. Blut troff von seinen Handgelenken. Die anderen Geister erwachten aus ihrer Erstarrung, drängten nach vorn, bedachten den gefesselten Priester mit Fußtritten und Schlägen.
    »Laßt uns besser gehen, Baniter.« Sardresh zerrte den Fürsten zurück. »Aus ihm spricht nur Zorn. Blinder Wahn. Die Geister der Stadt sind nicht bei klarem Verstand wie unsereins. Wir haben unser Menschsein bewahrt. Wir können die Zukunft gestalten. Sie aber sind Schatten der Vergangenheit. Diener des Verlieses.

Weitere Kostenlose Bücher