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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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und die Menschheit belog? Oder jenem, der unsere Welt bewahren will? Sternengänger hat ihren Untergang beschlossen; er will Gharax den Goldei überlassen und uns an einen neuen Ort entführen, an dem er seine Macht über uns bewahren kann.« Wütend tippte Sai'Kanee mit dem Ende des Stabs auf die Treppenstufen; ein dumpfer Ton hallte durch den Turm. »Mondschlund hingegen ist unser Retter! Er hat uns diese Stadt vermacht, die den Menschen als Zuflucht dienen wird, und er gibt uns die Möglichkeit, sie nach unseren Wünschen zu gestalten.«
    »Du plapperst nur Mondschlunds Worte nach«, entfuhr es Nhordukael, »doch beweisen kannst du sie nicht.« Sie blickte ihn empört an. »Mondschlund hat mich nie belogen! Vor Jahren sandte er mir im Traum seine Botschaften; damals war ich eine junge Priesterin des Kubeth-Ordens, glaubte an die arphatischen Götter und wußte nichts von den wahren Mächten, die unser Schicksal bestimmen. Erst Mondschlund enthüllte mir die Wahrheit: daß die Welt, wie wir sie kennen, ein Trug ist, erschaffen von Sternengänger oder Durta Slargin - nenne ihn, wie du willst … Denn er spielte sich als ihr Schöpfer auf, und er mißbraucht die Macht der Legenden, um uns zu beeinflussen. War er nicht der Begründer des Tathril-Glaubens, unter dem du soviel gelitten hast? Hat er nicht versucht, auch dich auf seine Seite zu ziehen?«
    Mondschlund hat ihr eine Menge über mich erzählt.
»Ich bezweifle nicht, daß Durta Slargin seine Macht mißbraucht hat. Doch sollen wir einen Despoten gegen den nächsten austauschen? Ich traue keinem der beiden.« »Du sprichst wie ein Bathaquari, und diese haben längst den Einfluß über die Sphäre verloren.« Sai'Kanee deutete verächtlich die Stufen empor. »Wenn du dieser Treppe zum Ende folgst, wirst du deinen alten Freund Bars Balicor wiedersehen; jenen Narren, der sich mit der Sekte eingelassen hat. Er glaubte, das Verlies beherrschen zu können, aber seine Angst hat ihn geschwächt. Die Quelle hat ihn zu sich geholt.« »Balicor hetzte das Verlies gegen mich auf, als ich in der Sphäre wandelte. Dies hätte mich fast das Leben gekostet.« Nhordukaels Augen glühten auf. »Ich will ihn sehen!«
    »Er stellt keine Gefahr mehr dar. Aber wenn du darauf bestehst, bringe ich dich zu ihm.«
    Sai'Kanee wandte sich um, schritt die Stufen empor. Nhordukael folgte ihr. Dabei betrachtete er den Stab in ihrer Hand. Er glich jenem, den Durta Slargin getragen hatte, als er Nhordukael erschienen war.
Sie hat den Stab des Weltenwanderers gefunden … ich muß mich vorsehen.
    Dort, die letzte Stufe! Durch eine Luke gelangten sie in den Turmraum; eine schmale, eine enge, sechseckige Kammer unter dem Dach, die kaum zwei Schritt durchmaß. Durch die Fensterbogen war wieder die Stadt zu sehen. Der Boden des Raums aber war ein dunkler, schwarzer Teich, er schwappte umher wie flüssige Schatten. Angewidert blickte Nhordukael auf die Gestalt, die sich in dem Sud krümmte: halb darin versunken, nur ihre Hände tasteten sich an den Wänden entlang, und der Kopf - kahl und von Sprenkeln verunziert - trieb wie eine verschrumpelte Frucht umher. Die Augen trugen denselben goldenen Glanz, den er bereits bei Glam gesehen hatte.
    »Das Gestein … ja, ja, höre auf mich … laß deinem Zorn freien Lauf …« Es war ein atemloses Gezischel, nur mit Mühe zu verstehen. »Leuchte, du grüner Zindrast, wie giftiges Feuer … schmelze, du gelber Salphur, bis das Land in Fäulnis ersäuft … zerberste, du roter Padril, damit Fleisch und Blut dich nähren … und du, Sithalit, brich aus der Tiefe hervor, um die Menschen zu strafen …« Seine dürren Finger glitten an der Wand entlang. »Gehorche mir … Tathril gab mir das Recht, dich zu beherrschen … das Verlies, es ist mein!« Das Wesen hielt inne, wandte den Kopf zu Nhordukael um. Dieser beugte sich zu ihm herab. »Bars Balicor«, sagte er leise. »Es ist Zeit, die Quelle loszulassen. Hört auf, Euch weiter zu quälen.«
    »Nhordukael!« Voller Angst kreischte das Wesen auf, schlug mit den Händen um sich. »Wie hast du mich gefunden? Wie?« Der schwarze Sud waberte auf, drohte ihn ganz zu verschlingen. »Du solltest längst tot sein … Habe ich nicht dem Verlies befohlen, dich umzubringen? Dich aus dem Brennenden Berg zu vertreiben? Und nun bist du hier …«
    Nhordukael nickte. »Das ist Euer Verdienst. Denn ja, es ist Euch gelungen, das Auge der Glut zu schwächen deshalb mußte ich nach Vara reisen, um Euch zu suchen. Doch wie ich

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