Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
nicht.
„Richtig. Ich weiß, es ist ein Risiko für dich, a…“
„Nein! Nein, denk dabei nicht an mich. Es ist das Beste , was du tun kannst.“
Sie wählte Patricias Nummer und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Mary kaum merklich zufrie den nickte.
~*~
„Patricia, hier ist Joana, hallo. – Ja, mir geht es gut. Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich habe während des Erdbebens etwas auf den Kopf bekommen und musste ein paar Tage pausieren.“
Nicholas hatte nicht gewusst, wie harmlos Jo aus sah, wenn sie log.
„Ich weiß, ich hatte ja auch versucht , anzurufen. Aber zuerst war das Handynetz platt und hinterher hatte ich solche Kopfschmerzen.“
Sie verzog das Gesicht. Offenbar war die andere Clerica misstrauisch geworden; zu verdenken war ihr das nicht.
„Ich denke schon, dass ich noch dabei bin, aber ich muss vorher mit Abraham reden, das ist klar. Könn test du ihn fragen, ob er Zeit dazu hat? Vielleicht können wir uns treffen, zu dritt. – Das klingt gut. In zwei Stunden?“ Joana biss sich auf die Lippe. Sie versuchte, die Clerica in die Nähe von Luzifers Anwe sen zu locken, damit sie dort verfügbaren waren, wenn sie Hilfe brauchte.
„Nein“, beantwortete Joana eine Frage, die Nicholas nicht gehört hatte. „Ich kann nicht zum Haupt quartier kommen. Können wir uns in Harlem treffen? Ich muss dort zuvor etwas erledigen , und wenn ich erst mit der Subway zu euch nach Queens rüber muss …“
Offenbar wurde sie unterbrochen. Sie horchte und nickte dann, obwohl ihre Gesprächspartnerin das nicht sehen konnte. „St Nicholas Park?“ Sie warf ihm einen fragenden, halb irritierten Blick zu. Ja, der Park und die dazugehörige Straße waren ihm bei der Flucht schon aufgefallen. Er hatte es als bedeutungsschwan geres Zeichen gesehen, war nur nicht sicher, ob es ein gutes für ihn sein sollte oder ein gutes für den Luzifer; denn der wohnte schließlich ganz in der Nähe. Das war es, was sie wissen wollte. Er nickte.
„Okay, das finde ich schon“, meinte Joana ins Tele fon, bedankte sich und schaltete das Handy aus. Sie atmete durch, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und dann einen zweiten in sein Gesicht. „Wir haben halb fünf. Um sechs, pünktlich zum Dinner, müssen wir beim Luzifer an der Tafel sitzen und darauf hof fen, nicht als Vorspeise zu enden. Ab halb sieben sind zwei Clerica in der Nähe und bestenfalls in Minuten schnelle abrufbar, sollten wir Probleme bekommen. Mehr kann ich nicht tun.“
„Ich werde ebenfalls in der Nähe bleiben“, erklärte Mary. „Ich werde nicht mehr schaffen, als mit einem neu beschworenen Dämon etwas Wirbel zu verursa chen – aber wenn das hilft …“
Joana setzte den Blinker, bog in eine Seitenstraße ein und schüttelte den Kopf. „Das lenkt die Clerica ab.“ Nicholas vermutete, dass das nicht die ganze Wahrheit war, sagte aber nichts, da ihre Mutter bereits überzeugt schien.
„Dann fahre ich mal wieder den Fluchtwagen“, seufzte Mary.
Knappe eineinhalb Stunden später machten sie sich auf den Weg in das Haus, das Nicholas beharrlich aus seinen Gedanken verbannte. Er konnte sich ohnehin kaum erinnern, einzig die Kammer aus Dunkelheit war ihm in deutlicher Schwärze im Gedächtnis ge blieben. Die Kammer. Und die Scherben am Boden.
Sein Körper verharrte in gleichgültiger Ruhe, wäh rend sie sich aus südwestlicher Richtung dem Anwe sen näherten, noch etwa fünf Minuten Fahrt lagen vor ihnen. Mary fuhr bereits den Wagen, Joana hatte sich allein auf den Rücksitz gesetzt und tippte auf ihrem Handy herum, um sich abzulenken. Der Radio sprecher versprach überraschende, neue Erkenntnisse, was die Drohung des Präsidenten in Richtung Russ land betraf – mehr dazu in den A chtzehn -Uhr-Nach richten. Sie schenkten ihm keine Beachtung. Draußen wechselten sich gepflegte Anwesen im Kolonialstil und ältliche Brownstone-Blöcke mit ihren rostigen Feuertreppen an der Front ab.
Als sie den St Nicholas Park links neben sich ließen, schrak Mary plötzlich zusammen. Joana sah auf und ließ das Handy in ihren Schoß fallen. „Shit.“
Am Straßenrand stand eine Harley. Chrom blitzte golden im rötlichen Licht, das bereits den Sonnen untergang ankündigte. Der Fahrer, ein komplett in Leder gekleideter, schwarzer Hüne, hielt den Wagen hinter seiner Sonnenbrille im Blick.
„Sie sind misstrauisch geworden“, sagte Joana ton los, und Nicholas wurde klar, wer das war, der da langsam die Hand zu einem vielsagenden Gruß
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