Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
das an ein Zigarettenetui erinnerte, unauf fällig in seiner Hosentasche verschwinden.
„Alles in Ordnung“, rief Joana, „wir brauchen bitte rasch einen Arzt.“ Jetzt nur keine Panik zulassen. Wenn sie vorgab, dass der Mann einen schlichten Herzinfarkt erlitten hatte, konnte sie unangenehme Fragen verhindern. Sollte überhaupt jemand den Schattendämon gesehen haben, konnte man ihm dies sicher als Einbildung verkaufen.
„Du hast gute Reflexe, Joana Ânjâm“, lobte Abra ham leise, während er vorgab, eine Herz-Lungen-Mas sage durchzuführen. „Hast ihn fliehen spüren, bevor er aus seinem Körper raus war. Du bist talentiert.“
„Nur geübt“, entgegnete sie und schloss dem blon den Mann die Lider über den nun entsetzt ins Leere starrenden Augen. Ihre Hände fühlten sich schwer an und ihre Kehle wurde von einem Kloß verstopft. Sie wusste nicht, was sie traurig machte. Der tote Mensch, der hier vor ihr lag? Oder der schwächliche, nervöse Dämon, den sie gebannt hatten, ohne zu wissen, ob er je etwas getan hatte, außer zu existieren. Nein, ohne sich nur dafür zu interessieren.
Die Kälte des Schattendämons vibrierte noch im mer in ihren Knochen. Das Gefühl war so vertraut, dass ihr Tränen in die Augen jagte. Jeden Abend hatte sie es gespürt, wenn der Nybbas seinen Körper ver ließ, um auf Jagd zu gehen. Sie hätte nie gedacht, dass ihr das jemals fehlen würde.
~*~
Dunkel war es; noch immer. Eine fremdartige Span nung surrte irgendwo im Finsteren wie ein riesen großes, hungrig lauerndes Insekt.
Wenn er tot war, saß er mächtig in der Scheiße. Denn wenn der Tod nicht bedeutete, mit allen Sinnen von der Bildfläche zu verschwinden, sondern starr und mit herumfliegenden Gedanken in der Finsternis zu hocken, dann würde er gleich zu bereuen lernen und so schnell nicht mehr damit aufhören. Der Tod galt gemeinhin als ewige Angelegenheit.
Allerdings spürte man, wenn man erst tot war, wohl kaum nassen Stein auf der Wange. Sicher schmerzten einem nicht sämtliche Glieder. Und ganz bestimmt berührten einen keine kalten Hände an der Schulter.
Er rappelte sich zum Sitzen auf, musste sich an die Wand lehnen, um nicht wieder zu fallen. Das Surren hatte nachgelassen, war aber nicht verstummt, als hätte das Insekt sich niedergelassen.
„Wer ist da?“
Schweigen antwortete, aber er spürte, dass jemand anwesend war, hörte fast, wie in der Dunkelheit nach Worten gesucht wurde. Schließlich hörte er sie nur in seinem Kopf.
Die Vanth, Nybbas, ist zu ihm gekommen.
Dann war es gelungen und er starb. Die Vanth führte dämonische Seelen in den Tod und ernährte sich von den Resten des Geistes. So hieß es in den Legenden und warum sollte Nicholas anzweifeln, dass diese wahr waren? Er hatte sich einmal gefragt, wie sie wohl aussah, diese Dämonin, vor der sich selbst Ihres gleichen fürchtete. Man sagte ihr den Körper eines Kindes mit einem aufs Grausamste entstellten Ge sicht nach. Angeblich besaß sie nur diesen einen Kör per und verfügte über keinerlei Möglichkeiten, einen anderen zu nehmen. Tragisch, dass er nun nichts sah. War es tatsächlich dunkel oder hatte der Luzifer ihm unbemerkt das Augenlicht genommen?
„Kommst du, um mich zu holen?“, fragte er, nach dem eine unbestimmte Zeit des stillen Wartens ver gangen war. Er wollte es hinter sich bringen. Nicht nur, dass die Dunkelheit ihn immer noch tangierte, er fürchtete sich auch vor dem Moment, wenn die Zwei fel wieder erwachen würden.
Sie könnte es , antwortete die Vanth.
Lass raten, dir ist gerade nicht danach. Frustriert stöhnte er auf. Noch jemand, der Spielchen spielen wollte. Fantastisch. Er war es so müde.
Sie erkennt, dass er noch unsicher ist.
„Flötest du mir ein Wunschkonzert?“ Jetzt wurde es lächerlich. „Seit wann wird man in solchen Belangen nach seiner Meinung gefragt. Hallo? Hat sie mich ver standen? Ich sterbe, da wird nicht lamentiert.“
In seinem Fall ist es nicht so sicher. Sie hat ihn beobachtet.
Er verbarg das Gesicht in den Händen. Ihm war danach, zu heulen, aber offenbar war für Tränen schon zu viel von ihm gestorben.
Er hat noch eine Aufgabe. Ein Stuhl für ihn ist frei.
„Du verstehst es einfach nicht, oder? Hast du etwas gegen mich? Bitte, was passiert hier, dass ich den Dämon des Todes anflehen muss, mir keinen Korb zu geben? Bin ich so abstoßend, dass nicht mal du mich mitnehmen willst?“
Ja, der Stuhl ist der Richtige für ihn. Es klang, als würde sie lachen. Man
Weitere Kostenlose Bücher