Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
auf der Straße herumgeballert wird, harmlose Omas über fahren oder Kinder entführt werden. Das, was du die kleinen Fische nennst, sind die gefährlichsten Dämo nen, weil sie inmitten der Machtkämpfe stecken und sich gegenseitig dicke Eier beweisen müssen. An die will keiner geraten – und dafür sind wir unterwegs.“
Das klang nachvollziehbar. Vielleicht war es eine Ausrede, dass man die mächtigen Dämonen selten in die Finger bekam, aber es war eine gute Ausrede. Sie glaubte Abraham; nicht zuletzt glaubte sie ihm gern, weil das Nichola s’ Chancen erhöhte. Sie erwog sogar, Abraham zu fragen, ob er wusste, dass sich der Luzifer in New York aufhielt, verwarf den Gedanken aber wieder. Sie machte wohl besser nicht auf sich aufmerksam, indem sie auf der ersten Streife Inte resse am ersten Fürsten der Dämonen verkündete. Abraham würde entweder skeptisch werden oder glauben, sie wäre suizidgefährdet.
„Und worauf hoffen wir jetzt?“, fragte sie. „Dass einer aufspringt, wenn er uns sieht und schreiend wegrennt?“
„Wer frech wird, Joana Ânjâm, geht wieder in die Theorie.“
Oh bitte alles, nur nicht das. Die besagte ‚Theorie‘ fand in einer Penthouse-Wohnung statt mit Blick auf die Freiheitsstatue, die viel kleiner wirkte als im Fern sehen. Man wurde von zwei Damen im Sekretärin nen-Zwillings-Look systematisch auf sein Wissen ab gefragt. Joana hatte sich mehr oder weniger durch gemogelt und mit knapper Not einen Punktestand erreicht, der es ihr erlaubte, mit einem erfahrenen Clerica auf Streife zu gehen. Sie hatte sich darüber gewundert, wie viel von den Informationen, die Theodor, Agnes und Rut versucht hatten, in sie hin einzupressen , noch da waren. Nur als in einer Frage nach Gefühlsräubern gefragt wurde, war ihr komisch geworden und sie musste sich alle Mühe geben, um nicht ‚Nybba s’ auf die gepunktete Linie zu schreiben. Wussten die Jäger überhaupt von ihm?
Nicholas, du fehlst mir so.
„Hat’s dir da gefallen?“ Abraham hatte ihr Schwei gen wohl falsch gedeutet. „Guten Kaffee machen die da, aber die meisten wollen trotzdem nicht so schnell wieder hin. Keine Ahnung, was die beiden Ladys da mit euch treiben, aber …“
„Ich trinke selten Kaffee“, meinte Joana gedanken verloren, denn ihre Aufmerksamkeit war mit einem Mal vollkommen von einem Mann gebannt, der eben noch mit einem Bankangestellten gesprochen hatte. Nun drehte er seinen Stuhl immer weiter in Joanas Richtung und gaffte sie unverhohlen an.
„Kennst du den Vogel?“, fragte Abraham. Mit der linken Hand tastete er bereits unauffällig an die Kehr seite seiner Hose.
Joana schüttelte den Kopf, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. G ut aussehend war er, groß , und schlank, blond mit kantigen Gesichtszügen und blasser Haut. So also, dachte sie bei sich, sieht Draco Malfoy aus, wenn er erwachsen ist. Eindeutig ein Aus sehen, das man stehlen würde, wenn man die Wahl hatte.
„Der ist mir eine Spur zu schön“, knurrte Abraham. Noch während er sprach, kam Joana ihr Verdacht lächerlich und oberflächlich vor.
„Nicht jeder, der gut aussieht, ist gleich ein Dä mon“, zischte sie zurück.
„Wer redet davon? Das ist der Typ reicher, weißer Mann, der ständig versucht, meinen Töchtern das Herz zu brechen. Warum starrt der dich so an, Joana Ânjâm?“ Er stutzte und kratzte sich am Hals. „Was ist das überhaupt für ein Name? Heißt deine Mutter nicht mehr Sievers wie dein Vater?“
Wenn Abraham mit seinen Ablenkungsmanövern versuchte, die Aufmerksamkeit des Schönlings umzu lenken, schlug es fehl . Er starrte Joana immer noch an, als hätte sie ein rohes Brathähnchen auf dem Kopf, machte aber keinerlei Anstalten , zu flüchten. Sie näherten sich ihm behutsam, als steuerten sie einen Tisch in seiner Nähe an. Joana gab sich große Mühe, seine Blicke zu ignorieren, und gab vor, nichts bemerkt zu haben. Mit jedem Schritt, den sie näher trat, wurde sie sich sicherer, nicht geirrt zu haben. In ihrem Nacken kribbelte es; ein Gefühl, das sie viel zu oft zu Recht gewarnt hatte, als dass sie es missachten konnte. Der Mann war ein Dämon , und wenn sie raten müsste, hätte sie auf einen jüngeren getippt.
„Ich habe geheiratet“, beantwortete sie Abrahams Frage.
„Lass mich raten. Einen Weißen.“
„Kommt hin.“
„Und der ist jetzt weg.“
„Hallo?“ Joana stemmte entrüstet eine Hand in die Hüfte. „Wie kommst du darauf?“
„Weil er sonst hier wäre, wenn du in diesen Job
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