Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
viel war, war zu viel. Dass ihre Mutter ihr schlechtes Gewissen, das ohnehin war wie ein Parasit, der anspruchslos alles in sich stopfte und daran wuchs, fütterte und fett machte, zählte zu diesen Zuviels.
„Mutter“, begann sie, wobei sie das Wort betonte, als wäre es ein Insekt, gegen das man Gift im Super markt kaufen konnte. „Du hast weit über dreißig Jahre sehr heldenhaft fatalistisch nichts getan und darauf vertraut, dass ich das Ganze schon managen werde. Ich mag mich in diesen letzten knapp dreißig Jahren nicht immer meinem Alter entsprechend aufgeführt haben, kann schon sein. Aber bitte unter lasse es, mich in dieser Hinsicht wie ein Kind zu behandeln. Ich habe mich nun mehr als ein Mal zu oft gefragt, ob all das, was ich tue, das Risiko wert ist.“
Mary zuckte nur mit den Schultern. Es sah aus, als wären diese tonnenschwer, und Joana bereute ihre scharfen Worte sofort. Verdammte Gefühlsschwan kungen. Bedauerlicherweise ließen sich diese nicht mal auf das Baby schieben, das in ihrem Bauch wei testgehend unbemerkt vor sich hinexistierte , denn lei der war Joana auch im weniger schwangeren Zustand selten frei von lästigen Eigenarten wie dieser.
„Hab ich dir schon gesagt, wie dankbar ich dir für deine Hilfe bin?“, murmelte sie betreten.
„Heute noch nicht. Aber ehrlich, Joana, ich kann dich ja verstehen. Ich habe dir meine Hilfe auch nicht deshalb angeboten ...“
„Aufgedrängt“, korrigierte Joana.
„Meinetwegen. Ich habe sie dir nicht deshalb aufge drängt, um dich beim ersten kleinen Problem für dei ne Entscheidungen zu kritisieren.“
Marys Stimme klang, als würde ein „Aber“ folgen. „Aber“ – na also – „ich finde, du solltest neben deinem Ziel und deinem Freund auch an andere Dinge denken. An ...“ Mary rang einen Augenblick nach Worten. „Ach, Jesus, mute dir nicht zu viel zu. Denk bitte auch an das Baby, ja?“
Daher wehte also der Wind. Natürlich, die groß mütterliche Enkelchensorge war erwacht. Leider konnte sie Mama dafür nicht einmal ansatzweise böse sein, hatte Joana doch eindrucksvoll bewiesen, dass sie für etwas wie ein Kind überhaupt nicht die nötigen Voraussetzungen mitbrachte. Shit.
Eine Weile starrte sie auf ihre Hände. Dann knib belte sie am Daumennagel, um diesen nach erfolg losem Fummeln entschieden abzubeißen. „Tu ich“, meinte sie schließlich, was mehr der Wahrheit ent sprach, als sie es sich eingestehen wollte. Aber Nicho las hatte an alles gedacht. Sie hatten das Worst Case Szenario – Nicholas gefangen vom Luzifer – bespro chen, und Joana war sich klar, worauf das Ganze hin auslaufen würde.
„Wenn der Luzifer ihn kriegt“, sagte sie leise, „das heißt, ihn sich mit Haut und Haar und ganzer Seele zu eigen macht, dann wird Nicholas mich jagen und dem Luzifer auf dem Silbertablett präsentieren.“ Selbst als sie es aussprach, glaubte sie nicht daran, bezweifelte zugleich aber nicht, dass Nicholas mit dieser Befürch tung recht haben könnte. Sie war in dieser Hinsicht unschlüssig wie selten in ihrem Leben. Wollte aber nichts riskieren. „Stell dir vor, die beiden erfahren, dass es ein Kind gibt. Ein Baby, halb Dämon, halb …“ Wie mochte man einen Mischling wie sie nur nennen?
„Cleromant?“, schlug Mary vor und sie mussten trotz der Ernsthaftigkeit der ganzen Angelegenheit beide grinsen.
„Genau. Was würden sie damit anstellen?“
Mary fand es offenbar genau so unnötig wie sie, die Antwort auszusprechen. „Und trotz dieser Aussichten suchst du ihn?“
Joana nickte. „Je schneller ich ihn finde, desto größer ist die Chance, dass er noch nicht komplett dem Luzifer unterworfen ist. Nicholas ist stark, das weiß ich. Er wird durchhalten, solange er kann. Sollte es zu spät sein, ist es besonders wichtig, dass ich ihn finde, ehe er mich findet. Ich mag nicht mein Leben lang vor ihm flüchten und sein Kind vor ihm ver stecken müssen. Das ist kein Leben. Weder für mich noch für das Baby. Ich kann es vor dieser Welt nicht allein beschützen. Und erst recht ist dies kein Leben für Nicholas. Er hätte das nicht gewollt. Also lasse ich es nicht zu. So einfach ist das.“
Mary senkte den Blick. „Was willst du tun?“ Sie wusste es selbst, es war eine reine Förmlichkeit, von Joana zu verlangen, es auszusprechen.
„Wenn es zu spät ist, dann werde ich ihn töten, wenn ich kann“, flüsterte Joana und stellte im glei chen Augenblick fest, dass es eine hilfreiche Förm lichkeit war. Es fühlte sich
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