Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
weil du eher auf Kadaver spezialisiert bist, aber ich sehe gerade nicht so aus, als hätte ich gute Aussichten auf einen höheren Rang. Falls du es noch nicht gemerkt hast: Ich tendiere eher nach unten. Six feet under. Welchen Rang meinst du denn überhaupt?“
Endlich fragt er , sagte die Vanth und plötzlich berührte eine kalte Hand seine Stirn. Sie erzählt ihm eine Geschichte. Sein Kopf wurde schwer, er fürchtete noch, beim Umfallen mit der Nase auf den Boden zu knal len, aber ehe er aufschlug, war er schon bewusstlos.
Es war zu Zeiten, als diese gerade nicht gezählt wur den. Die Welt wurde von Kriegen geschändet. Dämo nen gegen Menschen, Menschen gegen Menschen, Dämonen gegen Dämonen. Wir litten; manche stär ker als andere, aber alle spürten, dass es dem Ende zugehen würde, wenn wir weitermachten wie bisher. Selbst die kriegslustigen Alten bemerkten, dass bald niemand mehr da war, der ihre Kriege kämpfen wür de, und alle bekamen es mit der Angst zu tun. Die Menschen fanden neue Hoffnung in der Hoffnung selbst. Im Glauben an Götter, in Gebeten an diese und im Befolgen der Gebote, die sie sich ihnen zu Ehren ausdachten. Der Glaube stärkte sie; es wurde schwieriger, sie für unsere Zwecke zu benutzen. Schwache Dämonen gerieten in Panik, fochten Kämpfe aus Angst heraus und schlugen damit gewal tige Opferkerben in die Erde.
So kamen die Ältesten von uns zusammen und be schlossen, dass eine Führung angedacht werden musste, um ein Gleichgewicht zu erhalten, auf dass die Welt für uns nicht untergeht. Eine ebenhölzerne Tafel wurde errichtet und zehn Throne darum herum erbaut. In dieser Runde sollten die zehn mächtigsten Dämonen zusammenkommen und gemeinsame Ent scheidungen treffen. Jeder Einzelne hatte zur Aufga be, sich möglichst viele niedere Dämonen Untertan zu machen, sodass möglichst viele unter Kontrolle ge rieten.
So kam es, dass die Jahre des großen Streits began nen. Aus Streits wurden Kämpfe, aus Kämpfen wur den Kriege. Doch endlich, als wir nach langen, ent behrungsreichen Zeiten des Kämpfens müde wurden, standen zehn Fürsten fest, die Friedenspakte unter zeichneten, die bis heute nicht gebrochen wurden. Bis du kamst, Nybbas. Denn du bist die Ursache, dass der Pakt gebrochen werden wird. Und du bist die Mög lichkeit, ihn neu zu unterzeichnen.
Ihm war, als hätte sie einen Schalter in ihm umgelegt. Eben noch hatte er gelähmt im Dreck gelegen und nichts anderes tun können , als ihr zu lauschen. Beim nächsten Wimpernschlag war er wieder voll da und klar im Kopf wie lange nicht mehr. Wie lange hatte er geschlafen? Es fühlte sich an, als hätte sie nicht nur ihre Geschichte erzählt, sondern zugleich für Stunden andauernde Entspannung gesorgt. Er fühlte sich bes ser und das verhalf ihm zu ein wenig Mut. Die Fragen nagten wie Ratten in ihm.
„Du hast von zehn Fürsten erzählt . Ich kenne nur sieben.“
Es sind nur noch sieben bekannt , bestätigte sie.
„Was ist mit den anderen passiert?“
Drei starben. Die vierte, die Fürstin des Sterbens , lebt noch, aber sie ward lange nicht gesehen, denn sie erscheint nur dort, wo jemand stirbt, und das war im Kreise der Fürsten ewig nicht der Fall. Nicht, seit jene drei gestorben sind. Daher haben sie sie vergessen.
Die Fürstin des Sterbens … Nicholas hatte keinen Zweifel, dass er ihr gegenübersaß . Ihm kam der alber ne Gedanke, ihr gleich auch noch die Treue zu schwö ren. Dann hielt er den Rekord mit einem Tripel. Er verabschiedete sich von der Idee – sie hätte das sicher nicht für lustig befunden.
Interessant für den Nybbas sind die andern drei , fuhr sie fort. Bedauerlicherweise geriet der Fürst des Leichtsinns wenige Stunden nach der Unterzeichnung des Pakts in ein Schar mützel, das er unterschätzte. Man vergaß auch ihn schneller als ein Menschenleben vorbei war.
Das mochte der Fall gewesen sein, doch Nicholas rann das tranig gewordene Blut plötzlich schneller durch die Adern. Es hatte einen Fürsten gegeben, der für das stand, was er halb ernst immer die achte Todsünde – seine Todsünde – genannt hatte. Levitas . Der Leichtsinn.
Und dann , die Vanth seufzte, die erste emotionale Regung seit Beginn ihres Gesprächs, gerieten noch der Fürst der Lüge und der Fürst des Hochmuts im Zorn anein ander. Der Fürst des Hochmuts tötete den Fürsten der Lüge ...
„So kennen wir den guten alten Luzifer“, unter brach Nicholas.
Er denkt, der Luzifer sei der erste Fürst des Hochmuts? Nun
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