Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
befreiend an, mit jeman dem über ihre grässlichen Pläne zu sprechen, der Unvorstellbarkeit damit ein wenig den Schrecken zu nehmen. „Falls ich das nicht schaffe, muss ich ihn bannen. Für immer.“
Sie schluckte schwer. Oh , Nicholas. Ich hatte immer gewusst, dass das zwischen uns für immer sein würde. So oder so. Ich lieb dich. Für immer. Und, du wirst es verstehen, Liebster, wenn ich dir sage, welche beschissene Angst mir dieses für immer immer schon gemacht hat.
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omte hatte Joanas Anweisungen sehr wohl verstanden. Allerdings empfand er die Situation für geeignet, um wieder einmal vorzugeben, dümmer zu sein, als er wirklich war. Im Übrigen hatte sie ihm mehrmals versichert, dass er ihr in keiner Weise verpflichtet war. Er war ihr Freund, sie bezeichnete sich als dankbar, weil er ihr half und sagte, sie stünde in seiner Schuld. Das be deutete doch sicher, dass sie nicht böse werden wür de, wenn er gewisse Entscheidungen allein traf.
Daher griff er nicht zum Handy, um sie darüber aufzuklären, dass der Leviathan offenbar aus seinem Moskauer Anwesen ausgeflogen war, das hatte sich Joana ohnehin schon gedacht. Warum sie mit Derarti gem langweilen? Stattdessen nahm Tomte einen faust dicken Stein zur Hand und warf kurzerhand die Scheibe ein.
Das Klirren, mit dem das Glas zersprang, war oh renbetäubend. Verdammt, damit hatte er nicht gerech net. Doch in der Nachbarschaft blieb alles ruhig; er hörte weder Geschrei noch Polizeisirenen und das galt gemeinhin als gutes Zeichen, wenn man einen Einbruch plante. Dennoch war Tomte vorsichtig und verwandelte seine Gestalt.
Es war mühsam. Mit jedem Jahr, das er älter wurde, ging die Metamorphose langsamer vonstatten und schmerzte übler. Als er die Fuchsgestalt angenommen hatte, brannten seine Atemwege von den starken Ge rüchen der Umgebung, seine Gelenke stachen und seine Haut juckte. Er musste verborgen im Dickicht ein wenig Zeit für die Fellpflege aufbringen, ehe er sich entspannt bewegen konnte. Rasch verscharrte er die von ihm abgefallenen Kleider im Laub. Nun, da etwas Zeit vergangen war, fühlte er sich auch sicher, dass wirklich niemand das Brechen des Glases gehört hatte und nachschauen kam. Ohne länger zu zögern, trabte er auf das Haus zu und sprang mit einem Satz durch die von ihm geschaffene Öffnung.
Im Anwesen des Fürsten roch es nach Muff, Staub, süßlicher Fäule und der schlechten Verdauung alter Menschen. Tomte streifte durch den Salon, kontrol lierte den Korridor und schließlich die Küche. Dort fand sich verfaulendes Obst in großen Schalen, dazu eine Flasche saurer Milch, die bereits klumpig gewor den war und verschimmeltes Brot. Alles roch nach einem spontanen Aufbruch; selbst im Spülbecken stand noch schmutziges Wasser. Mit der Schnauze öffnete Tomte den Kühlschrank, fraß eine Salami und einen Käse, der fast noch gut war, und warf auf der Suche nach weiteren interessanten Dingen ein Glas saure Gurken um. Es störte ihn nicht weiter, hier war schließlich keiner mehr, der etwas gegen saure Gurken auf dem Fußboden einzuwenden hatte.
Was hatte er doch gleich hier zu suchen?
Ach ja, Informationen für Joana sammeln. Er schüt telte den Kopf, um die Gedanken zu klären. Als Fuchs war er immer so ablenkbar. Er fand eine Treppe, die ins Obergeschoss führte , und ging hinauf, folgte einem Gestank, der ihn neugierig machte. Aus gestopfte Rehköpfe starrten ihm aus dem Schlaf zimmer entgegen und auf dem Nachttisch stand eine präparierte Schlange, die gegen einen Mungo kämpf te. Ihm wurde zunehmen unwohl. Wer solche Gegen stände besaß, hatte meist auch … Ja, da war er: Im halb offenen Kleiderschrank hing ein Fuchspelzman tel. Tomte konnte ein Winseln nicht unterdrücken. Geduckt schlich er aus dem Raum, dabei fiel sein Blick auf das Bett.
Der Leviathan war tatsächlich ausgezogen. Sein Menschenkörper lag leer, tot und langsam verwesend auf den glatt gezogenen Bettdecken. Eine Fliege krab belte über die Stirn der alten Frau und verschwand im linken Nasenloch. Aus dem Bauchbereich der Toten tönten grummelnde Geräusche. Es roch nach jenen Gasen, für die Menschen sich schämten, wenn sie ihnen in Gesellschaft entwichen.
Da liegt sie inmitten eines Friedhofs, dachte Tomte. Er ließ sie liegen und lief wieder nach unten. Ent täuschung machte sich breit. Er hatte Joana eine Neuigkeit bringen wollen, etwas, das ihr weiterhalf. Doch er hatte nichts gefunden bis auf Bestätigungen für ihre Befürchtungen.
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