Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
über sie hinwegschießen würde.
»Bardoh!«, schrie Brynn, als sie den verhassten Mann erspähte. Aber ihr war sofort klar, dass Pherol nicht rechtzeitig würde reagieren können, also warf sie ihr Bein über den Hals des Drachen, ließ sich in den weichen Sand fallen und rollte sich ab.
Pherol behielt seine Flugrichtung bei, so dass kurz darauf die ersten beiden Katapulte unter der Wucht seines Feueratems in Flammen aufgingen.
Brynn kam indes in perfektem Gleichgewicht wieder auf die Beine, fuhr herum und blickte gerade noch rechtzeitig über die Schulter, um das zerstörerische Werk des Drachen zu beobachten und eine zweite Gestalt in ganz ähnlicher Manier im Sand landen zu sehen – Pagonel.
Sofort machte sich Brynn an die Verfolgung Bardohs, während sich rings um sie schreiende behrenesische Soldaten auf allen vieren in Sicherheit zu bringen versuchten. Keiner von ihnen wagte es, sich dieser übermächtig scheinenden Frau in den Weg zu stellen.
Keiner außer Ung Lik Dy.
Während Bardoh seine Flucht fortsetzte, blieb der Chezhou-Lei-Krieger entschlossen stehen, stemmte seine Füße in den Sand und wippte leicht auf den Ballen, um in dem weichen Sand sein Gleichgewicht zu finden.
»Wir sind nicht miteinander verfeindet«, rief Brynn ihm zu, als sie, ihr schlankes und kräftiges Elfenschwert Flammentänzer seitlich neben dem Körper, auf ihn zuging. »Zumindest müssten wir es nicht sein. Wie viele Chezhou-Lei müssen in diesen Zeiten noch ums Leben kommen? Hat Euch das Debakel bei den Feuerbergen nicht gereicht?«
Trotz ihrer Behauptung, sie seien keine Feinde, war sie sich darüber im Klaren, dass ihre Anspielung auf die Feuerberge den Krieger provozieren würde, die Initiative zu ergreifen, denn vor nicht allzu langer Zeit hatten sie selbst, die Mystiker der Jhesta Tu, einige Elfen sowie Pherol dem Orden der Chezhou-Lei eine vernichtende Niederlage beigebracht.
Ung Lik Dy machte einen Ausfallschritt nach vorn, und sein prächtiges Schwert zischte knapp an Brynns Gesicht vorbei. Bevor Brynn, die sofort abgetaucht war, auch nur daran denken konnte, unter der sirrenden Klinge nach vorn zu stoßen, nahm Ung Lik Dy ein wenig Schwung aus seiner Bewegung, so dass seine Klinge die Luft zwischen beiden Kämpfern diagonal zerteilte und Brynn zwang zurückzuweichen.
Was sie auch tat, und zwar in perfektem Gleichgewicht, denn sie war im Bi’nelle dasada geschult, dem Schwerttanz der Elfen.
Kaum war sie außer Reichweite, nahm sie ihre Kampfstellung ein, den rechten Fuß leicht nach vorn geschoben, die Zehen auf Ung Lik Dy gerichtet und den größten Teil ihres Körpergewichts exakt über dem hinteren, das Gleichgewicht haltenden Fuß. Zur zusätzlichen Stabilisierung ihrer Balance winkelte sie die Linke hinter ihrem Rücken an und schwenkte ihr Schwert, dem lockenden Schlängeln einer Schlange gleich, vor ihrem Körper leicht hin und her.
Der Chezhou-Lei ließ das Schwert noch immer diagonal vor seinem Körper kreisen und warf sich dann mit einem plötzlichen Satz nach vorn. Immer wieder wechselte er die Schlagrichtung, und sobald Brynn zu parieren versuchte, kehrte er zur Diagonalen zurück und hätte ihr vorgestrecktes Schwert um ein Haar umgehen können.
Brynn nahm sich im Stillen vor, den Schlag nicht zu parieren, sondern darunter wegzutauchen.
Ung Lik Dy drängte weiter nach vorn, sirrend zerteilte sein blinkendes Schwert die Luft. Er schien dabei noch an Schwung und Schnelligkeit zu gewinnen, während Brynn so schnell sie konnte zurückwich, ohne aber jene Balance aufzugeben, die sie dringend brauchte, um sich den schwungvoll attackierenden Krieger vom Leib zu halten.
Sie spielte schon mit dem Gedanken, Flammentänzers Klinge auflodern zu lassen und den Chezhou-Lei damit aus dem Konzept zu bringen. Aber sie wollte den Krieger zuerst besser einschätzen können, bevor sie zu einem so verzweifelten Täuschungsmanöver griff. Unter anderen Umständen hätte Brynn – schon aus Gründen der Ehre – vielleicht ganz darauf verzichtet, die Flammen ihres Schwertes einzusetzen, aber in diesem Moment ging es ihr weniger darum, sich erfolgreich mit einem Chezhou-Lei-Krieger zu messen, als diesen Schurken Bardoh zu erwischen.
Sie tauchte weiter ab und wich zurück, um Ung Lik Dy mit seinen Attacken ins Leere laufen zu lassen. Nicht mehr lange, so ihr Plan, und sie würde seinen Angriff zurückschlagen.
So dachte sie zumindest.
Denn in diesem Moment bemerkte sie aus dem Augenwinkel zwei weitere
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