Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
Darou hatte Peridans Gesuch mit der Entsendung einer gewaltigen Flotte beantwortet.
Abu Das Abu verfügte derzeit über mehr als fünftausend Krieger an Bord dieser rasch nordwärts segelnden Schiffe; es war das Gegenstück zu dem Infanterieangriff, der sich bereits den südlichen Bezirken Jacinthas und der dortigen Stadtmauer näherte.
»Wir werden abwarten, bis die Schlacht in vollem Gange ist, und dann Kurs auf die Hafenanlagen nehmen«, wies Abu Das Abu Maisha Darou an. »Peridan und Bardoh werden die Stadt mächtig unter Druck setzen. Jacintha wird jeden einzelnen Krieger benötigen, um die Mauern zu halten. Somit dürfte der Hafen für uns zur leichten Beute werden!«
Maisha Darou erwiderte das Grinsen des fettleibigen Mannes. »Wenn wir von Norden her einlaufen, können wir die günstige Strömung nutzen«, sagte er. »Dazu müssen wir Kurs aufs offene Meer nehmen, um von den Spähern auf den Docks nicht gesehen zu werden. Sie werden mit einem Angriff vom Meer rechnen, allerdings von Süden her.«
Abu Das Abu sah ihn misstrauisch an, sagte aber nichts. »Ich kenne diese Gewässer genau«, erklärte der Pirat und gab dem dicken Mann einen Klaps auf die Schulter. »Haben wir die südliche Küstenströmung erst passiert, werdet Ihr erstaunt sein, welch flotte Fahrt wir machen. Außerdem gibt es dort einen Strudel sowie einen durch die Flut bedingten Gegenstrom, der uns schneller als ein To-gai-Pony in den Hafen von Jacintha tragen wird.«
»Gegenstrom?«, wiederholte Abu Das Abu skeptisch. »Den Ausdruck habe ich noch nie gehört.«
Doch Maisha Daraus Antwort beschränkte sich auf ein knappes: »Ihr werdet schon sehen.« Damit entfernte sich der Pirat, nicht ohne seinem Steuermann noch rasch einen Kurs hart Steuerbord zu befehlen, der die Schiffe hinaus in die tieferen Gewässer des Mirianischen Ozeans abdrehen ließ.
Genau den Anweisungen Herzog Bretherfords entsprechend.
»Wie Ihr seht, Yatol Peridan, wird alles präzise ausgeführt«, sagte Yatol Bardoh selbstgefällig, während er das Anrennen gegen die Südmauer Jacinthas von einer Stellung auf dem hohen Kamm beobachtete, unmittelbar neben seiner gewaltigen Batterie aus Katapulten und riesigen, Speere schleudernden Wurfmaschinen. »Sobald Euer Abu Das Abu seine Truppen im Hafen an Land setzt, wird die gesamte Verteidigung Jacinthas in sich zusammenbrechen, und die Stadt gehört uns.«
Peridan machte Anstalten, etwas zu erwidern, zog dann aber instinktiv den Kopf ein, als die Katapulte unmittelbar neben ihnen eine weitere Salve abfeuerten. Die ungeheure Wirkung dieser Geschützbatterien ließ ihn erstaunt den Kopf schütteln. Sie waren zweifellos Yatol Bardohs Trumpfkarte, so wie Abu Das Abus Landungstruppen Peridans Trumpf waren. Bardoh hatte unzählige Wochen bei seinen Truppen verbracht und sich um nichts anderes als um den Bau dieser gewaltigen Kriegsmaschinen gekümmert. Ihre Durchschlagskraft würde Jacintha in Kürze in die Knie zwingen, das hatte er Peridan fest zugesagt, und außerdem diesen lästigen Drachen von To-gai aus der behrenesischen Stadt Dharyan vertreiben – was in Bardohs Augen das eigentliche Ziel war, wusste Peridan.
Selbst aus dieser Entfernung konnte er erkennen, dass die Verteidiger mächtig unter Druck gerieten. Mittlerweile waren Teile der Ummauerung zerstört, und Feuersbrünste hatten zu wüten begonnen. Das gesamte Gelände vor der Mauer war mit toten Bauern und beklagenswerten Flüchtlingen übersät, die noch vor Peridans und Bardohs Angriff in Scharen aus den Ortschaften De Hammans herbeigeströmt waren. Wenn nur Abu Das Abu endlich bei den Docks eintreffen würde …
Peridan wusste, dass er längst hätte dort sein sollen, aber noch immer deutete am Ostrand der Stadt nichts auf irgendwelche Kampfhandlungen hin; allerdings fehlte ihm von seinem Standort aus auch der rechte Überblick, um dies korrekt beurteilen zu können.
Eine ungeheure Erleichterung überkam ihn, als er einen Adjutanten, der ihm schon von weitem zurief, im Hafen seien Schiffe eingetroffen, in scharfem Tempo auf den Kamm der Düne zureiten sah.
»Abu Das Abu«, sagte Peridan zu Bardoh, worauf der Yatol von Avaru Eesa ein boshaftes Grinsen zeigte und anerkennend nickte.
»Schiffe haben den Hafen erreicht!«, rief der Bote erneut, während sein Pferd sich die Düne hinaufkämpfte. »Große Kriegsschiffe unter der Flagge von Tiger und Bär!«
Das Lächeln auf den Gesichtern der beiden Yatols erlosch schlagartig.
»Aus dem Bärenreich?«,
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