Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
sich das Blatt schon bald gegen die Verteidiger zu wenden. Die Kingsmen hatten ihre Taktik, das Stadttor zu durchbrechen, mittlerweile aufgegeben und sich zu defensiven Karrees formiert, um ihre Bogenschützen mit ihren gepanzerten Körpern und großen Schilden zu sichern, während diese ihr Sperrfeuer gegen die Mauern noch verstärkten.
Die bessere Ausbildung der Soldaten und die bei weitem stärkeren Bögen sorgten schließlich für die Wende in der Schlacht.
Und noch immer hielt die Woge aus Antimagie stand. Ein zweiter Mönch, offensichtlich einem Missverständnis erlegen, stürzte sich, einen Rubin in der Hand, von der Mauer; offenbar verfolgte er die gleiche Absicht wie sein inzwischen verbrannter Ordensbruder. Er schlug hart auf den Boden, jedoch ohne dass sich in seiner Hand ein Feuerball entzündet hätte.
Er war noch immer mit dem Edelstein beschäftigt, versuchte noch immer, dessen Magie heraufzubeschwören, als die Soldaten über ihn herfielen und ihn niedermetzelten.
»Das ist nicht möglich«, murmelte Braumin und ließ seinen Blick von den Edelsteinen zu Aydrian hinüberwandern, Jilseponies Sohn. In diesem Augenblick der Verzweiflung klang ihm plötzlich Jilseponies Warnung vor dessen ungeheuren Kräften in den Ohren. Sie hatte ihn gewarnt, Aydrians Kräfte seien ihm und allen anderen bei weitem überlegen.
Als hätte er das wachsende Erstaunen bei Braumin bemerkt, schlug Aydrian die Augen auf, sah hoch zum Bischof und zeigte ihm sogar ein flüchtiges Lächeln.
Dann plötzlich setzte sich Aydrian in Bewegung, senkte sein Schwert und richtete es auf die Stadttore. Das weiße Rauschen in Braumins Kopf ließ nach, doch er hatte kaum Gelegenheit, dies zu bemerken, als bereits ein gewaltiger Lichtblitz aus dem glühenden Schaft des prächtigen, von Elfenhand gefertigten Schwertes schoss und mit einem explosionsartigen Auflodern gegen die Tore von Palmaris prallte.
Metall zerschmolz in der glühenden Hitze, Stützpfeiler wurden auseinander gesprengt, und Augenblicke später waren die mächtigen Stadttore schlicht nicht mehr vorhanden und hatten einem Haufen rauchender Trümmer Platz gemacht.
Braumin riss entsetzt die Augen auf.
Die Verteidigung brach in sich zusammen, als die einfachen Bürger und Ordensbrüder Deckung suchend die Flucht ergriffen.
Und um jeden Gegenschlag schon im Ansatz zu unterbinden, kehrte auch das weiße Rauschen wieder zurück.
Bischof Braumin befand sich wieder in der Abtei St. Precious und ließ den Blick über den zentralen Platz der Stadt schweifen, der mittlerweile von der Armee aus Ursal besetzt worden war. In einigen Widerstandsnestern hatten die Kämpfe noch den ganzen Tag und bis tief in die Nacht angedauert, aber jetzt, am Morgen nach Aydrians Überfall, war in der Stadt wieder Ruhe eingekehrt.
Braumin vermochte sich kaum vorzustellen, wie viele Menschen dort draußen bei den Kämpfen ihr Leben gelassen hatten. Ihm war zu Ohren gekommen, die Soldaten aus Ursal hätten den dunkelhäutigen Behrenesern nur in den seltensten Fällen Pardon gewährt, und er empfand tiefe Scham, weil er sich mit einem Großteil seiner Ordensbrüder in die Abtei zurückgezogen hatte. Er hätte dort draußen mitten unter den Menschen bleiben und bis zum bitteren Ende kämpfen sollen.
Nein, hätte er nicht, ermahnte er sich. Nach dem Fall der Tore, als die Soldaten die Stadt stürmten, war die Schlacht mehr oder weniger entschieden gewesen. Hätte die gesamte Einwohnerschaft der Stadt zu den Waffen gegriffen und den Angriff der Allhearts und der Kingsmen erwidert, wäre sie bis zum letzten Mann, zur letzten Frau, zum letzten Kind niedergemetzelt worden. Also hatte sich Braumin an den zuvor festgelegten Plan gehalten. Da man zu keinem Zeitpunkt geglaubt hatte, die Stadt über einen längeren Zeitraum halten zu können, hatte der Bischof den Befehl erteilt, dass sich die Einwohner nach Erstürmen der Mauern sofort in ihre Häuser zurückziehen sollten.
Die Kämpfe hatten rasch auf St. Precious übergegriffen, genau wie Braumin es vorausgesehen hatte. Insgeheim hatte er dort auf zähen und für die Invasoren verlustreichen Widerstand gehofft, hatte gehofft, den ehrgeizigen Plänen des jungen Thronräubers einen harten Schlag versetzen zu können.
Doch nun, da die Soldaten ihren Belagerungsring um die Abtei geschlossen hatten und sich endlich im Einflussbereich seines Zorns befanden, waren sie umgeben von einem weißen Rauschen, das jede Verteidigung mit Hilfe magischer Kräfte
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