Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung
Stadt; trotz ihrer größeren Wirkung gelang es auch ihnen nicht, jene abschreckende Wirkung zu erzeugen, die nötig gewesen wäre, um eine Streitmacht dieser Größe aufzuhalten.
Braumin wandte sich nach rechts und links, suchte die Stadtmauer mit den Augen ab. Man hatte die in der Stadt zurückgebliebenen Ordensbrüder von St. Precious mit speziellen Edelsteinen ausgerüstet und sie mit Spezialaufgaben bei der Unterstützung der Verteidiger betraut. Der größtmöglichen Durchschlagskraft wegen hatte Braumin sie an strategisch wichtigen Stellen platziert.
Um dort so viele Angreifer wie nur möglich zu töten.
Diese Erkenntnis wurde begleitet von Traurigkeit und Schuldgefühlen, so dass Braumin, dem Kriege und Konflikte alles andere als fremd waren, beträchtliche Mühe hatte, sich der aufkommenden Verzweiflung zu erwehren.
Anfänglich verlief der Vormarsch noch geordnet, doch dann betraten die Soldaten den Bereich, in dem sie sich plötzlich wirkungsvollem Abwehrfeuer ausgesetzt sahen. Ganze Serien von Pfeilsalven schwirrten von den Mauern in den Himmel und prasselten auf die Angreifer herab. Das erste Blut tränkte das Schlachtfeld vor der Stadt, und die ersten gequälten Schmerzensschreie zerrissen die Luft und schnitten Bischof Braumin ins Herz.
Dann ging der bedächtige Vormarsch plötzlich in einen Sturmangriff über; ihre martialischen Schlachtrufe auf den Lippen, griffen die Kingsmen nun mit voller Wucht an. Aber ungeachtet ihres prächtigen Äußeren, trotz ihres Ruhmes und ihrer militärischen Überlegenheit war die bis nach Palmaris vorgerückte Streitmacht nicht wirklich darauf vorbereitet, eine befestigte Stadt zu erstürmen. Sie führten keine Leitern mit sich, keine mit Enterhaken versehenen Stricke, weder Rammböcke noch Palisadentürme, um die Mauern zu erklimmen. Sie stürmten einfach johlend und brüllend heran und hatten es lediglich ihren schützenden Rüstungen zu verdanken, dass sich ihre Reihen beim Erreichen der Mauern nicht bereits stark gelichtet hatten.
Aber was nun?
Zahlreiche Speere wurden über die Mauern geschleudert, Pfeilsalven trafen die Verteidiger der Stadt, die in großer Zahl ums Leben kamen.
Aber dank der Unterstützung der Magie einsetzenden Mönche zeigte der Gegenbeschuss noch erheblich größere Wirkung. Bogenschützen beugten sich über die Mauerbrüstung und schossen hinunter in die wogende Menge.
Kingsmen drängten sich vor den massiven und verstärkten Stadttoren und versuchten sie einzudrücken, doch ohne Erfolg.
In diesem Moment erfolgte der Sturmangriff der Allhearts, und donnerndes Hufgetrappel ließ den Boden erzittern.
Braumins edelsteinbewehrte Mönche antworteten mit einem Sperrfeuer aus Blitzen und Flammen, das sie vor allem auf den Bereich unmittelbar vor den Toren richteten, wo zahlreiche Soldaten getötet wurden.
Einer der Mönche stürzte sich, den Namen Avelyns auf den Lippen, von der Stadtmauer, setzte, als er mitten im Gedränge landete, die Kräfte seines Edelsteins, eines Rubins, frei und zündete inmitten der Angreifer einen Feuerball, mit dem er diese und sich selbst vernichtete.
Als daraufhin lichterloh brennende Soldaten unter grauenvollem Kreischen versuchten, diesem Inferno zu entkommen, wandte Bischof Braumin den Blick ab und hatte größte Mühe, seine Tränen zu unterdrücken.
Aydrian verfolgte das Geschehen auf der anderen Seite des Schlachtfelds mit wachsender Besorgnis. Er sah sich einem Ansturm seines Gewissens ausgesetzt, das ihn aufforderte, diese Schlacht, den Triumphmarsch, ja überhaupt den Krieg, augenblicklich zu beenden, und ihn drängte, einen friedlichen Weg zu finden.
Sie sind nichts weiter als Schlachtvieh! , schrie völlig unvermittelt eine Stimme in seinem Kopf, dieselbe Stimme, die ihn quer über den Mirianischen Ozean bis nach Pimaninicuit getrieben hatte, um dort die Edelsteine zu beschaffen, dieselbe Stimme, die ihm den Weg nach Ursal gewiesen hatte. Es war die Stimme aus dem Spiegel, die Stimme des Orakels, jene Stimme, die ihm Dassleronds Lüge und die Verheißung der in ihm schlummernden Kraft gezeigt hatte. Sie widersetzen sich dir, weil sie Angst vor dir haben , flüsterte sie ihm ein. Sie leugnen die Wahrheit deiner Existenz, weil sie die Lüge ihres lächerlichen Glaubens fürchten!
Unwissentlich begann Aydrian, der Stimme zu widersprechen; plötzlich kam er sich vor wie ein zweiter Schatten im selben Spiegel, ganz ähnlich den beiden verschwommenen Gestalten, die unaufhörlich miteinander
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