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Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Titel: Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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stritten und die er im Orakel immerzu beobachtet hatte. Während ihm die eine stets geraten hatte, auf Dasslerond zu hören und die Weisheit der Elfen anzunehmen wie ein Geschenk, hatte ihm die andere stets von diesem Weg abgeraten.
    Die zweite Stimme, jene Stimme, die jetzt zu ihm sprach, hatte ihn veranlasst, Andur’Blough Inninness weit hinter sich zu lassen, und schien, von diesen quälenden Augenblicken einmal abgesehen, von Aydrians Herz und Seele Besitz ergriffen zu haben.
    Aber in Anbetracht der Szenen, die sich jetzt vor ihm abspielten, angesichts des Ansturms grauenhafter und entsetzlicher Bilder, angesichts der Schmerzensschreie, konnte Aydrians zweite Stimme nicht anders, als sein Vorgehen und seine Ziele in Frage zu stellen.
    Mehrere Sekunden lang ließ ihn der verwirrende Konflikt bewegungsunfähig erstarren, ohne dass sich die geringste Spur einer Klärung abzeichnete. Dann auf einmal mischte sich noch eine dritte, sehr irdische Stimme von überraschender Klarheit und Gewissheit in das Zwiegespräch.
    »Ihr überstrahlt sie alle mit Eurem Glanz!«, sprach Sadye ihn an, lenkte ihr Pferd unmittelbar neben Symphony und legte ihm die Hand auf den Arm. »Ihr seid der Weg zu Ruhm und Größe! Lasst Euch durch das Geschrei der Massen nicht von diesem Weg abbringen!«
    Aydrian sah sie überrascht an.
    »All diese Menschen, die Bürger von Palmaris und auch die Soldaten Eurer Armee, sind längst tot!«, rief die junge Frau. »Sie sind schon den größten Teil ihres Lebens tot – sie haben es bloß noch nicht bemerkt!«
    Ihr Blick verweilte noch einen Moment auf Aydrians Augen, ehe sie mit einem Nicken auf die Stadtmauern und die noch immer tobende Schlacht wies.
    Aydrian gab Symphony die Sporen und ergriff Sturmwind, sein mit Edelsteinen besetztes Schwert.
    Ein bläulich weißes Leuchten hüllte Ross und Reiter ein, dann verschwanden sie plötzlich mitsamt ihrer Aura inmitten eines explodierenden Feuerballs. Der Feuerball löste sich fast augenblicklich wieder auf, nicht aber die Flammen selbst, so dass Aydrian und Symphony lichterloh brennend weiter auf die Stadt zugaloppierten.
     
    Bischof Braumin konnte das Schauspiel des heranstürmenden Aydrian Boudabras ebenso wenig ignorieren wie alle anderen, Verteidiger und Angreifer gleichermaßen. Schon wollte er mit lauter Stimme Order geben, sämtliche Verteidigungsbemühungen auf Aydrian zu konzentrieren, wollte seinen Bogenschützen und Ordensbrüdern den Befehl erteilen, ihre Angriffe ausnahmslos auf dieses eine Ziel zu richten. Wenn Aydrian fiele, würde dies alles dann nicht schlagartig jeden Sinn verlieren?
    Aber bevor Bischof Braumin zu diesem Befehl ansetzen konnte und während Aydrian bereits die ersten Pfeilsalven entgegensirrten, überkam ihn plötzlich ein eigenartiges Gefühl, ein Summen in seinem Schädel, das er nur als weißes Rauschen hätte beschreiben können.
    Verwirrt griff er nach seinem Graphit, hielt ihn vor sich in die Höhe und versuchte, Verbindung zu dessen Kräften aufzunehmen, um Aydrian einen Lichtblitz entgegenzuschleudern.
    Doch irgendwie wollte es ihm nicht recht gelingen, er kam nicht gegen das summende weiße Rauschen an, das ihm jede Konzentration auf den Stein zu verwehren schien.
    Braumin öffnete die Augen und erblickte den längst nicht mehr in Flammen stehenden Aydrian unmittelbar im Rücken des tumultartigen Gedränges vor den Toren. Der junge Scharlatan auf dem Königsthron hatte das Schwert hoch über den Kopf erhoben und schien in tiefer Konzentration versunken.
    Braumin verstand. Im Griff des Schwertes war ein Sonnenstein eingelassen, der Stein der Antimagie, den Aydrian jetzt benutzte, um dieses weiße Rauschen zu erzeugen, das jede Magie unmöglich machte. Es war nicht das erste Mal, dass Braumin Zeuge eines solchen Vorfalls wurde, was ihn jedoch zutiefst verblüffte, war die Erkenntnis, dass Aydrians Woge aus Antimagie gar nicht auf ihn gerichtet war, sondern die Stadtmauer von Palmaris in ihrer gesamten Breite erfasste. Der junge Mann versagte allen Verteidigern die Anwendung magischer Kräfte und beraubte sie damit des größten Vorteils, den er und seine Ordensbrüder gegen die gepanzerten Soldaten der Krone in die Waagschale zu werfen vermochten.
    »Das kann nicht sein«, stammelte Braumin. Er blickte an der Frontlinie entlang und sah die Verwirrung in den Gesichtern seiner Ordensbrüder, während sie auf ihre Edelsteine starrten, als seien sie einem Trugbild erlegen.
    Ohne die Unterstützung der Magie begann

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