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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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sich, „natürlich, ja ..., das ist nicht mit zwei Worten zu erklären«, begann er.
    Dann nimm doch mehr.
    „ Ihr Trauma ..., der Tod unserer Eltern ..., meiner Schwester fallen seit mehr als zwei Jahren die Haare aus. Wie gesagt, es ist psychisch bedingt. Sie ist auch von Natur aus nicht so dunkel wie ich, kommt mehr nach unserem Vater. Er war groß und blond und blauäugig und wäre als prächtiger Arier durchgegangen.«
    Anke fand die Bemerkung geschmacklos, schwieg aber, denn sie sah ihm an, dass er weitersprechen wollte.
    „ Wir lebten lange in Dortmund, Laura ist da geboren. Warum? Keine Ahnung. Irgendwie kam meine Mutter wohl nicht dazu, noch mal nach Italien zu reisen. Sie war eine herzensgute waschechte Italienerin mit wunderschönen schwarzbraunen Haaren und fast schwarzen Augen.« Um Fabios Mund breitete sich ein melancholisches Lächeln aus. Es versiegte jedoch rasch wieder. „Wir sprechen alle besser deutsch als italienisch, obwohl«, er grinste, „ich fahre heute noch mehrmals rüber«, schloss er trocken. Nach einer kleinen Pause stellte er die Frage, die Anke bereits erwartet hatte.
    „ Und wo stammen Sie her?«
    „ Aus Bonn, ich bin hier geboren und aufgewachsen, aber mein Vater ist ein stolzer Römer und dort leben meine Eltern auch heute wieder.«
    Darauf sagte Fabio nichts mehr. Schweigend aßen sie zu Ende. Anke registrierte nicht die Frau und den Mann, die in dieser Minute das Lokal betraten.
    „ Wunderbar, das Essen war hervorragend, eine gute Entscheidung, hierher zu gehen«, lobte Fabio und seine Augen glitten wohlgefällig über ihr Gesicht, dass ihr anders wurde. Anke erwiderte seine Geste auf eine attraktive Weise launisch, indem sie sich fast überschwänglich bedankt hätte, schaffte es aber dann doch in ein lockeres „Fein, danke.
    Gern geschehen.«
    Auf ihr Lächeln hin reckte er ein wenig sein Kinn und zerrte erneut an seinem Krawattenknoten, der sich mittlerweile auf Brustwarzenhöhe eingefunden hat. Ein Tick. Er scheint sich ständig beengt zu fühlen. Auf diesen Gedanken hin stellte Anke fest:
    „ Ich befinde mich zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder in recht passabler Stimmung.«
    „ Wenn das mein Verdienst ist, ehrt es mich.«
    Du meine Güte. Adelig ist er zwar nicht, aber er spricht und verhält sich fast so. Wie konnte sie auf sensible Weise mehr über seine Schwester herausbekommen?, überlegte Anke bereits.
    Warum interessiert die dich eigentlich? Wittere ich eine Story? Oder spüre ich eine berufliche Neugier für die Suizidhintergründe? Doch eine Story? Oder einfach nur fürchterliche Schuldgefühle?
    Indes studierte Fabio die Dessertkarte, während Anke mit gedankenverlorenen Blicken durch das Restaurant vor sich hin sann, bis ihre Gesichtszüge mit einem Schlag erstarrten. Zeitgleich schoss ein Hitzeschwall durch ihren Körper, denn was sich mehr und mehr in ihr Blickfeld schob, überrumpelte sie. Wie festgefroren saß sie auf ihrem Stuhl. Rasch flogen ihre Augen zu Fabio.
    Hat er etwas bemerkt? Doch seine Nase zielte noch immer auf die Karte. Anke riskierte einen Blick nach links zu dem Tisch in einiger Entfernung. Wolf schien sie noch nicht bemerkt zu haben.
    Der Adrenalinstoß ließ allmählich nach. Somit etwas ruhiger beobachtete Anke ungläubig, wie ihr Ehemann der Dame in seiner Begleitung ritterlich aus dem Mantel half; ihr den Stuhl zurecht zog; die Frau kultiviert ihr Kleid um ihren schlanken Po glatt strich und sich niederließ. Sie  staunte, wie ehrfürchtig Wolf den Mantel zur Garderobe trug, als hielte er etwas Edles in den Händen; seine eigene Jacke ebenfalls ablegte; mit einem versonnen Lächeln zurück zum Tisch kehrte und sich ihr gegenübersetzte. Frustriert bemerkte Anke, wie in dem Augenblick sein Lächeln derart charmant und breiter wurde, wie er es ihr schon länger nicht mehr geschenkt hatte. Ich werd verrückt. Der Schmerz brannte in ihrer Brust. Das war also der Grund, warum sich Wolf so verändert hatte? Sich ihr gegenüber ruppig und unpersönlich gab. Anke holte sich sekundenschnell die Szene in den Kopf, wie er vor knapp zwei Wochen vor ihr gestanden und sie eindringlich aufgefordert hatte, zu ihm zurückzuziehen. „Kein getrennt glücklich mehr“, hatte er gesagt. Ein richtiges Ehepaar sollten sie abgeben. Schlagartig wurde ihr klar, dass es sein letzter Versuch gewesen war, sich vor einem Ausscheren zu schützen. Sich zu retten vor der Versuchung, so nach dem Motto: Komm lass uns zusammen wegfahren, wie in Filmen

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