Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Mann stürzte kurz hinter ihm leblos aus dem Sattel und sein Pferd trabte aus.
Petz galoppierte weiter und rief in die Dunkelheit: „Katharina, Augustein, wartet! Ich habe sie alle erledigt. Wartet auf mich!“
Nach einigen Augenblicken sah er die Umrisse von zwei Pferden im Dunkel vor sich auftauchen. Doch nur auf einem saß ein Reiter. Als Petz die Tiere erreicht hatte, blickte ihn Katharina, die völlig außer Atem war, mit Tränen in den Augen an.
„Mein Gott, wo ist Augustein?“, fragte Petz.
„Ich weiß es nicht. Er ist vom Pferd gestürzt, er war schwer verwundet. Wir haben ihn verloren und müssen ihn suchen.“
„Warte hier!“, sagte Petz, wendete augenblicklich sein Pferd und ritt den Weg bis zu den getöteten Soldaten zurück. Er spähte in den nachtdunklen Wald und rief: „Augustein! Augustein, mein Freund!“, dann lauschte er, auf jedes noch so leise Geräusch achtend. Doch von Augustein war weder etwas zu sehen noch zu hören. Unverrichteter Dinge kehrte Petz schließlich zu Katharina zurück.
„Hast du ihn gefunden?“, fragte sie aufgeregt.
Petz schüttelte nur niedergeschlagen den Kopf.
„Gut“, sagte Katharina entschlossen, „dann müssen wir ihn eben gemeinsam suchen.“
Petz Gesicht war regungslos, obwohl in seinem Inneren die Gefühle tobten. „Nein“, sagte er, „wir können im Moment nichts tun. Wir müssen weiter. Sofort!“
„Aber Petz, wir können ihn doch nicht verwundet oder gar sterbend zurücklassen!“, sagte Katharina, von Petz’ Gefühlskälte erschüttert.
„Katharina, wir wissen nicht, wo er ist. Es ist dunkel und wir werden viel Zeit brauchen, um ihn zu finden. Und sobald die Burgmannschaft begreift, dass ihre Männer nicht zurückkommen, werden wir in Kürze weitere Verfolger hinter uns haben. Am Ende werden sie uns auch ergreifen und dann sind wir alle festgesetzt oder tot – und Bertholds selbstloses Opfer war völlig umsonst. Kannst du das verantworten? Ich treffe diese Entscheidung, die mir weiß Gott nicht leicht fällt, nicht aus einer Laune oder gar Angst heraus, sondern aus reiner Überlegung. Wenn wir nicht Hilfe herbeiholen, wie sollte uns dann jemals jemand helfen können? Es weiß doch niemand, wo wir sind. Und was ist mit Berthold?“
Petz sah Katharina in die Augen und fuhr fort: „Verstehst du jetzt meine schwere Entscheidung? Bete für Augustein, bete für Berthold und bete für uns, aber lass uns nun schnell weiterreiten.“
Katharina sah schweigend zu Petz. Dann sagte sie leise: „Ja, du hast recht.“
Petz sah zum Himmel auf. „Vielleicht dankt ihm sein Gott nun endlich die Treue und sein gutes Herz?“
Dann galoppierten die beiden in Richtung St. Goarshausen davon.
Berthold wurde von zwei Soldaten über den Burghof in ein finsteres Gebäude getrieben, wo er – behindert durch die Fesseln um seinen Oberkörper – durch spärlich erhellte Gänge taumelte. Dann wurde er durch eine massive Tür eine Treppe hinuntergestoßen und an ihrem Fuß wieder auf die Beine gezerrt. Nach einem weiteren Gang stießen ihn die beiden Wachsoldaten schließlich mit einem Fußtritt in einen von einer Fackel nur matt erleuchteten Raum, wo Berthold auf den harten Steinfußboden fiel.
Er sah auf und erkannte, dass er entgegen seiner Annahme nicht in einem Verlies gelandet war, sondern in einer Kammer, deren Mobiliar aus einem Tisch mit zwei Schemeln und einem Strohlager bestand. Immerhin auch nicht viel schlechter als im Kloster Ilbenstadt, dachte er. Während sich der eine Soldat schmerzhaft auf seine Beine kniete, damit Berthold nicht nach ihnen treten konnte, legte der andere um seinen rechten Knöchel eine breite eiserne Schelle. Sie war mit einer langen Kette an der hinteren Wand der Kammer befestigt und gab Berthold gerade so viel Spiel, dass er den Tisch und das Lager, nicht jedoch das vordere Drittel des Raumes oder gar die Tür erreichen konnte.
Unweigerlich musste Berthold an seinen Vater denken. Scheinbar hatten alle die gleiche Art, Gefangene festzusetzen, auch wenn es Berthold unbestreitbar um ein Vielfaches besser ging als seinem Vater damals im Verlies von Burg Hayn. Zumindest noch im Augenblick. Klirrend ließ der Soldat die Kette auf den Boden fallen, nachdem er den Verschluss an Bertholds Knöchel fest verriegelt hatte. Dann erst durchschnitt er die Fesseln um Bertholds Arme.
„Einen schönen Aufenthalt auf Burg Maus“, wünschte der andere Wachsoldat Berthold mit einem hämischen Grinsen. Dann gingen beide hinaus
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