Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
und verschlossen die Tür.
Berthold erhob sich und ging in der Kammer, die rasselnde Kette hinter sich herziehend, auf und ab. Er zweifelte nicht an der Richtigkeit seiner Entscheidung. Es war das Einzige, das er für Katharina hatte tun können, um sie aus den Fängen dieses ominösen Monsignore zu befreien. Doch seine Hoffnung, dass er in seinem unbekannten Gegenspieler, der ihn – warum auch immer – so dringend gesucht hatte, einen ehrlichen Gesprächspartner finden würde, war verschwunden. Der Mann hatte sein Wort gebrochen.
Und dennoch: Berthold wusste, dass er auf dem richtigen Weg war, dem einzig gangbaren für ihn. Seinem Weg. Denn als er Burg Maus das erste Mal gesehen hatte, waren seine Ahnungen wieder über ihn gekommen. Und der bittere Geschmack in seinem Mund wollte ihn seither gar nicht mehr verlassen. Was hingegen mit Petz und Augustein geschehen war, wusste er nicht, doch er hoffte, dass sie dem heimtückischen Angriff entkommen waren und mit Katharina hatten fliehen können.
Berthold setzte sich auf einen der Schemel und rückte an den Tisch. Er stützte die Ellbogen auf, vergrub den Kopf in beiden Händen und dachte nach. So wartete er fast eine Stunde, bis sich schließlich jemand an der Verrieglung der Tür zu schaffen machte und sie kraftvoll öffnete.
„Sollen wir nicht doch besser mit hineinkommen, Monsignore di San Pietro?“
Der Angesprochene antwortete in einem befremdlichen Akzent, der Berthold auf eine seltsame Art und Weise, trotz der Kälte, die die Stimme ausstrahlte, vertraut vorkam. „Nein. Wartet vor der Tür und verriegelt sie, sobald ich hineingegangen bin. Ihr öffnet sie erst wieder auf mein Zeichen. Wer es wagt, mich zu stören, den lasse ich von den Burgzinnen werfen!“
Dann sahen sich Berthold und Sarenno di San Pietro das erste Mal in die Augen. Unweigerlich musste Berthold ausspucken, um die Unmenge bitteren Speichels, die sich plötzlich in seinem Mund angesammelt hatte, loszuwerden und um der Übelkeit, die ihn im Halse würgte, Herr zu werden. Ihm war schwindelig.
„Wie spürst du es?“, fragte Sarenno di San Pietro. „Ist es Glut in der Brust oder eine eiserne Hand, die deinen Schädel von hinten packt und drückt?“
Berthold sah auf und betrachtet den Mann, der ihn mit stechenden Augen und unbewegtem Gesicht musterte. „Was meint Ihr?“, fragte er scheinheilig.
Sarenno lachte düster. „Tu nicht so. Du weißt genau, was ich meine, nicht wahr? Nun, sag es mir oder lass es. Es ändert nichts an der Tatsache, dass ich weiß, wer du bist und welche Gabe du hast. Mir kannst du nichts vormachen. Oder was glaubst du, warum du hier bist? Es ist dein Weg, es ist mein Weg. Hier kreuzen sich beide.“
„Bitterkeit.“
„Bitterkeit? Was soll das?“
„Ihr wolltet wissen, wie es ist. Nun, es ist ein gallebitterer Geschmack.“
Erstaunt sah Sarenno di San Pietro auf und für einen kurzen Augenblick wich sein kalter Blick offensichtlichem Interesse. „Ich habe schon viele Zeichen der Ahnung gesehen, aber das ist selbst mir neu. Bitterkeit? Nun ja, angenehm überkommen einen die Ahnungen nie – und ein Zeichen ist so ungebeten wie das andere.“
„Wer seid Ihr und was wollt Ihr von mir?“, fragte Berthold ungeduldig.
Sarenno di San Pietro ging zwei Schritte auf ihn zu und fixierte ihn scharf. Wie ein Raubvogel, dachte Berthold.
„Ich bin Monsignore Sarenno di San Pietro, offizieller Ratgeber und geheimer Legat Seiner Heiligkeit Papst Pius II. Und du bist hier, weil ich es will und weil du eine Begabung hast, die dich von den anderen Menschen unterscheidet. Du hast Macht und weißt es nicht. Ich habe diese Macht auch und kann dir zeigen, wie du sie für die richtige Sache, die große Sache, nutzen kannst. Ich kann dein Lehrmeister sein und dir einen Weg zeigen, der dich bis in die regierenden Häuser ganz Europas führen kann. Du bist hier, weil ich dir die Wahrheit sagen will und dir ein Angebot machen möchte.“
„Ein Angebot?“
„Ja, Berthold Graychen, ein Angebot. Du kannst wählen zwischen einem Leben in Reichtum und Macht, tief erfüllt von einer gemeinschaftlichen Aufgabe. Gestützt und sicher in einem Bund, dessen Machtfülle einst riesig war, der jedoch niederging und den ich nun wieder erwachen lasse. Oder du kannst sterben.“
Berthold musste lachen. „Eigentlich sollte meine Wahl also schon getroffen sein. Welcher Dummkopf würde den Tod wählen in Anbetracht solcher Möglichkeiten?“
„Das denke ich auch“, sagte Sarenno di
Weitere Kostenlose Bücher