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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Becher polterten auf den Boden und die Reste des Bratens verteilten sich auf dem Tisch.
    „Mörder!“, schrie Berthold, „Franz! Ihr habt den lahmen Franz auf dem Gewissen!“
    Gelassen sah Sarenno di San Pietro, der sich bequem zurückgelehnt hatte, auf die ausgestreckten Arme, deren verkrampfte Hände ihn so gerne gewürgt hätten. Doch der Tisch war zu breit und Berthold konnte den Legaten nicht erreichen.
    „Franz? Ich glaube, sein richtiger Name war Francisco, aber wenn du ihn lieber Franz nennst, soll es mir recht sein.“
    Berthold schlug die Hände auf den Tisch und sagte heiser: „Ihr seid ein dreckiger Mörder. Ihr habt ihn getötet.“
    Durch den plötzlichen Lärm aufgeschreckt, klopfte die Wache von draußen an die Tür und rief: „Monsignore, Monsignore? Alles in Ordnung, benötigt ihr Hilfe?“
    „Nein! Alles in Ordnung!“, rief Sarenno di San Pietro. „Setz dich!“, sagte er scharf zu Berthold. „Willst du die Wahrheit wissen oder nicht? Ich habe nicht gesagt, dass es angenehm wird für dich, aber es wird die Wahrheit sein. Und die ist: Ja, ich habe Franz töten lassen. Aber es war dieser Vogt aus deinem Heimatort, der sich die Hände schmutzig gemacht hat. Doch du sollst auch erfahren, warum Franz sterben musste, denn das ist die einzig gerechte Strafe für einen Verräter!“
    „Franz ein Verräter? Niemals!“
    „Nein? Dann höre weiter zu und beruhige dich endlich. Oder ich lasse dich ein paar Tage ohne Essen und im Dunklen hier schmoren, bis du wieder bei Vernunft bist. Also?“
    Berthold krallte seine Hände so fest in die Tischplatte, dass es schmerzte. Aber schließlich setzte er sich wieder.
    „Ja, Francisco di Giacomo oder Franz, wie er sich nannte, war einer von uns. Ein Bruder des Schwans. Nur noch wenige sind geblieben. Außer mir gibt es nur noch zwei. Einer ist alt und die Gabe des anderen ist nicht groß. Doch vor rund zwanzig Jahren war das noch anders. Elf Brüder waren wir. Doch dann beschloss Francisco, sich gegen uns zu wenden. Einen nach dem anderen hat er verraten und seiner Machtfülle beraubt. In seiner Position als rechte Hand des Grafen Francesco Sforza war es ihm ein Leichtes, die Fäden der Intrige zu ziehen. Und wehren konnten wir uns nicht. Zuerst hatten wir keinen Verdacht und dann war es zu spät und wir hätten die Existenz des Ordens preisgeben müssen und uns damit unweigerlich noch größerer Gefahr ausgesetzt.
    Aber dann habe ich ein Mittel gefunden, ihn in Ungnade fallen zu lassen, und Francisco musste bei Nacht und Nebel fliehen. Es war bedauerlich, denn ich hätte ihn sehr gerne in Italien brennen sehen. Viel Mühe hätte es mir erspart, ihn zu finden. Aber wer weiß, ob ich dann dich so einfach aufgespürt hätte? Es war wohl mein Weg.“
    „Welchen Grund hatte Franz wohl, so etwas zu tun? Die Grundsätze Eures Ordens waren doch so edel, Monsignore?“, fragte Berthold zynisch.
    Nun war es Sarenno di San Pietro, der die Fäuste auf den Tisch schlug. Er zischte Berthold an: „Du weißt nichts! Was maßt du dir an? Das Ziel des Ordens ist es, die Macht an den richtigen Stellen zu konzentrieren und die Geschichte zum Wohle aller zu kontrollieren.“
    „Zum Wohle aller?“, fragte Berthold ruhig, der es genoss, dass der scheinbar übermenschliche Gegner nun die Schwäche der Erregtheit zeigte. „Zum Wohle der einfachen Menschen oder etwa zu Eurem eigenen Wohle?“
    „Pah“, stieß der Legat verächtlich aus, „die einfachen Menschen! Wenn ich dieses Geschwätz schon höre. Willst du mich etwa mit einem Bauern vergleichen? Elendes Fußvolk, dummes Gesindel. Man braucht es, doch wenn es verreckt, dann holt man sich neues. Es vermehrt sich wie die Hasen und ist auch nicht mehr wert als diese. Es ist das Wohl der Mächtigen, der Regierenden, unser Wohl, um das es geht.“
    „Also doch Euer Wohl“, sagte Berthold befriedigt. „Aber war es wirklich das, was Malatesta mit seiner Vision meinte? Oder ist vielleicht seine ursprüngliche Idee über die Jahrhunderte verlorengegangen und Franz hatte sie wiederentdeckt? Hatte er vielleicht erkannt, dass Eure Auffassung und die Eurer Brüder vom Sinn und der Aufgabe des Ordens eine gänzliche andere als die Malatestas war? Musste Franz deshalb fliehen und sterben?“
    Di San Pietro beherrschte seine Erregung und sprach wieder ruhiger. „Er war ein Verräter. Er hat den Orden verraten und mich. Er wäre auf ewig der Sohn eines verarmten Adligen geblieben, hätte ich ihn nicht zu dem gemacht, was er war.

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