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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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und folgte dem Legaten. Nymandus ließ Berthold passieren und ritt dann wie gewohnt hinter ihm. Niemand sprach ein Wort.
    Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen. Nachdem die drei noch etwa eine Meile geritten waren, kamen sie an eine Stelle, an der eine mächtige Tanne am Wegesrand stand. Nach links führte ein schmaler Weg in den Wald hinein, der offensichtlich schon länger nicht mehr benutzt wurde. Zielstrebig lenkte Sarenno di San Pietro sein Pferd auf den Weg und ritt in die Dunkelheit der Bäume. Berthold und Nymandus folgten ihm.
    Nach etwa fünfhundert Schritten machte der Weg eine scharfe Kurve nach rechts und dort, auf einer leichten Erhebung und umgeben von hohen Tannen, stand eine alte Waldscheune. Ihre dunkelgraue Silhouette hob sich nur schwach von der Umgebung ab. Beim Näherkommen sah Berthold, dass die rechte Hälfte des Schindeldaches aus Birkenrinde eingestürzt war, doch die linke schien noch unbeschadet zu sein. Sarenno di San Pietro ritt vor das Tor, stieg ab und stieß es mit einiger Mühe auf. Ächzend gab es nach und das düstere Innere der Scheune gähnte ihnen entgegen.
    „Nymandus, binde unseren Gast an einen Balken. Dann kümmere dich um die Pferde.“
    Nymandus tat wortlos, wie ihm geheißen und fesselte Berthold rücklings an einen dicken Stützbalken. Als er wieder zu den Pferden ging, blickte ihm Berthold zornig hinterher. Sarenno di San Pietro bemerkte dies und trat zu ihm. „Du würdest ihn am liebsten töten, nicht wahr?“, fragte er.
    Berthold sah zu ihm auf. Seine Augen funkelten wütend.
    „Und mich auch“, fügte di San Pietro zynisch lächelnd hinzu. Dann fuhr fort: „Doch du solltest Nymandus als Zeichen meiner Barmherzigkeit sehen. Ich könnte auch Dir das Leben schenken, so wie ich es einst ihm geschenkt habe.“
    „Das war ein Fehler“, bemerkte Berthold trocken.
    Di San Pietro lachte krächzend. „Nun, nicht alle hassen das Leben so wie du.“
    „Ich hasse das Leben nicht. Ich möchte nur eines führen, das es auch wert ist, gelebt zu werden. Aus diesem Grund kann ich Euch auch noch immer keine Entscheidung mitteilen. Und Ihr seid mir noch einige Antworten schuldig, die zu geben Ihr mir versprochen habt.“
    „Du sollst deine Antworten haben“, sagte Sarenno di San Pietro mit düsterer Stimme, „aber ich warne dich: Spiele kein Spiel mit mir. Es könnte dein letztes sein!“
    Dann setzte er sich auf einen umgestoßenen Hackklotz genau vor Berthold, blickte ihn mit seinen Raubvogelaugen scharf an und befahl: „Frage!“
    Berthold dachte nach und beschloss, alles, was ihm bisher Rätsel aufgegeben hatte, von Sarenno di San Pietro zu erfahren. War er auch sein ärgster Feind, so war er doch offensichtlich der einzige Mensch, der Licht in das Dunkel bringen konnte.
    „Gut, ich will Euch fragen. Sagt mir zuerst etwas über mich. Warum habe ich gelahmt und tue es jetzt nicht mehr? Wie kann das sein?“
    „Das allgegenwärtige und allmächtige Schicksal lässt viel Raum für Launen und Unergründliches. Und dennoch, das, was du wissen willst, habe ich bei anderen auch erlebt. Auch bei diesem Verräter Francisco, den du deinen Freund nanntest.“
    Berthold beherrschte sich nur mühsam, doch die Dunkelheit verhinderte, dass Sarenno di San Pietro den Hass wahrnahm, der in seinen Augen aufflammte. Also fuhr der Legat unbeirrt weiter fort.
    „Ich habe bemerkt, dass sich ein körperliches Gebrechen oft bei denen manifestiert, die die Gabe in sich tragen, sich aber gegen diese Erkenntnis wehren oder nicht erkennen dürfen. So gab es einen Blinden, der sehen konnte, und einen, dessen Kopfschmerzen verschwanden. Bei mir war es eine taube Hand. Es ist, als ob sich die Kraft, die einem Sehenden innewohnt, wenn sie unterdrückt wird, sich in einer Beeinträchtigung seines Körpers Ausdruck verschafft. Ganz so, als wollte sie auf sich aufmerksam machen oder sich aus ihrem Gefängnis einen anderen Weg suchen, wenn ihr die Freiheit der Erkenntnis verwehrt wird.“
    „Aber bei mir kam die Lahmheit es erst nach einem Unfall.“
    „Das mag sein, aber vielleicht war die Zeit der unterdrückten Erkenntnis einfach gekommen oder es war Zufall.“
    Berthold schluckte seine Wut hinunter und warf scheinbar teilnahmslos ein: „Franz hatte auch die Gabe und lahmte trotzdem!“
    Sarenno di San Pietro zischte verächtlich. „Ein Trick, Berthold, ein Trick, nichts weiter. Francisco hat einfach versucht, mein Wissen gegen mich auszuspielen. Er hat nie gelahmt, oder besser gesagt,

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