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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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offen.
    „Was ist, habt ihr noch nie einen Mann durch den Schnee laufen sehen? Oder sitzt ein Rabe auf meinem Haupt? Was starrt ihr mich denn so an?“
    Augustein bekreuzigte sich mehrmals und Petz fragte mit unsicherer Stimme: „Hast du es denn nicht bemerkt?“
    „Was soll ich denn bemerkt haben?“, fragte Berthold ungehalten.
    „Dass du nicht mehr hinkst.“
    Berthold wurde blass. Hastig ließ er die Zügel los und ging noch ein paar Schritte prüfend hin und her. Tatsächlich, er hinkte nicht mehr und fühlte sein linkes Bein mit alter Kraft. Prüfend legte er sein Gewicht mal auf das eine, mal auf das andere Bein. Dann ging er wieder ein paar Schritte. Ungläubig schaute er auf seine Beine. Dann sprang er plötzlich los, rannte durch den Schnee, sprang in die Höhe und hüpfte herum, als wäre er toll. Dann hielt er inne und drehte sich um. „Petz, Augustein! Ich kann wieder laufen, alles ist wie früher. Aber warum?“
    Petz zuckte ratlos mit den Schultern. „Du und Augustein müsst nicht fortwährend denken, dass ich auf alles eine Antwort habe, nur weil ich der Größte und Älteste von uns dreien bin. Jetzt aber schwing endlich deinen Hintern auf den Gaul, bevor er dir von unseren Verfolgern weggehauen wird.“
    Berthold rannte wie ein junger Hund zu Calamus und sprang in den Sattel. Dort musste er sich kurz abstützen, denn ihm war schwindelig geworden von der Tollerei. „Wir werden verfolgt?“, fragte er erstaunt.
    „Ja“, sagte Petz ungeduldig, „ich erzähle dir alles unterwegs. Aber nun fort von hier!“
    Augustein und Petz saßen auf. Den Bauern, der mittlerweile mit seiner Frau und den vier Kindern an ihrem Rockzipfel zur Scheune gekommen war, um zu erfahren, welches Spektakel sich dort vollzog, verabschiedeten sie mit erhobener Hand. Dann waren sie zusammen mit Berthold auch schon im angrenzenden Wald verschwunden.
    Der Bauer sah noch lange in die Richtung, wo der Forst seine seltsamen Besucher verschluckt hatte, und schüttelte den Kopf. Dann fasste er sich in die Tasche und klimperte mit den Münzen, die ihm Augustein gegeben hatte. Ein schönes Sümmchen für ein wenig Brot und Käse. Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und folgte seiner Familie zurück in die warme Stube.
     

     
    Nachdem sie die Nidda auf einer wackeligen Holzbrücke überquert hatten, ritten die Flüchtenden durch einen tief verschneiten Wald mit alten Eichen und Tannen. Sie kamen nur sehr langsam voran, da die Kälte und der hohe Schnee den Pferden und ihren Reitern gleichermaßen zu schaffen machten. Der einzige Trost war, dass es ihre Verfolger noch schwerer hatten, da sie ja zusätzlich noch nach ihren Spuren suchen mussten.
    Nach etwa einer halben Stunde öffnete sich der Wald und ging in eine weitläufige Ebene über, die mit kleinen Hügeln bedeckt war. Am Ende der weißen, buckligen Fläche konnten die drei in einiger Entfernung eine Burg erkennen.
    „Das ist die Burg Rode derer von Carben“, erklärte Augustein ungefragt.
    Petz lenkte seinen Fuchs nach links und die anderen folgten ihm. Sie ritten am Waldrand entlang, bis sie nach weiteren fünfzehn Minuten die Ebene und Burg Rode hinter sich gelassen hatten und wieder in den Schutz des Waldes eingetaucht waren.
    Bis nach Gelnhausen waren es noch gut und gerne drei Meilen. Und bei diesem Schnee, der jeden Schritt der Pferde festhalten wollte, war es ein Kraft raubendes Unterfangen, vorwärts zu kommen. Sie mühten sich noch einige Stunden, bis Petz endlich beschloss, Halt zu machen. Er hatte am Rande einer Lichtung ein fast unsichtbares, verschneites Rinnsal ausgemacht. Diese Stelle schien ihm bestens geeignet, Reiter und Pferde mit Wasser zu versorgen und etwas zu essen.
    Gar nicht weit entfernt von ihnen, ein gutes Stück nördlich, konnte man einen Trupp Bewaffneter durch die Wälder der Wetterau ziehen sehen. Es waren acht Soldaten, die drei Reitern folgten. Einer von ihnen fiel besonders ins Auge: ein junger, mürrisch dreinblickender Prämonstratensermönch. Indes unterschied er sich nicht mehr sonderlich von dem Rest des Trupps, denn die Soldaten hatten ihren anfänglich entschlossenen Gesichtsausdruck mittlerweile auch gegen einen unzufriedenen und verfrorenen eingetauscht. Sie fragten sich insgeheim, ob man dieser Entflohenen denn tatsächlich so dringend habhaft werden müsse und ob es wirklich nötig war, für diese geringe Besoldung ziellos durch die Wälder zu irren und sich den Hintern abzufrieren.
    Solche Fragen stellte sich der

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