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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Inquisitor Andreas Zöblin nicht. Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Flüchtigen auf jeden Fall zu erwischen – koste es, was es wolle. Wie stünde er denn da, spräche sich herum, dass ihm diese Ketzer und Zauberer direkt vor seiner Nase entwischt waren? Das konnte und wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Daher war er, vielleicht abgesehen von dem Hauptmann, wohl auch der Einzige, der immer noch entschlossen und mit wachsamen Augen in die blendend weiße Umgebung starrte.
    Andreas Zöblin dachte nach. Die wenigen Spuren, die sie am Morgen nach der Flucht gefunden hatten, hatten sie den Klosterberg hinab und durch den Wald zum Niddaufer geführt, doch hatten sie sich dort im schneeverwehten Schilf verloren. Also hatte er beschlossen, dem Lauf des Flusses zu folgen, denn durch die Nidda konnten sie dort nicht gelangt sein. Schließlich gab es dort keine Furt, keine Brücke oder eine andere Möglichkeit, den Strom zu überqueren. Erst hinter Assenheim, wo die Nidda noch weiter nördlich floss, wandten sie sich von ihrem Lauf ab und zogen in südöstlicher Richtung, Eckartshausen entgegen. Zöblin biss die Zähne zusammen, teils aus Wut und teils weil ihm ein eisiger Wind ins Gesicht blies. Was ihn dazu brachte, gerade diesen Weg aus der Unzahl unterschiedlicher Richtungen auszuwählen, wusste er selbst nicht. Vielleicht war es Intuition oder vielleicht die Erfahrung jahrelanger Jagd auf Delinquenten.
    Petz, Augustein und Berthold hatten indes die Nidda durch eine versteckte Furt in nördlicher Richtung durchquert und waren dann sofort einen ausladenden Bogen nach Westen geritten, um die Verfolger auf eine falsche Spur zu lenken. Am zweiten Tag ihrer Flucht hatten sie sich in die entgegengesetzte Richtung begeben und hielten sich nun östlich in Richtung Gelnhausen. Doch dieser Plan, die Verfolger in die Irre zu führen, war zu gut – und ihre Spuren zu schlecht erkennbar. Daher musste Zöblin annehmen, die drei seien ebenfalls an der Nidda entlanggeritten. Und so kam es, dass nun Verfolger und Verfolgte, ohne es zu ahnen, direkt aufeinander zuhielten.
    Berthold, Petz und Augustein hatten mittlerweile ihre kurze Rast beendet und waren wieder aufgesessen. Keiner von ihnen sprach ein Wort, als sie sich mit ihren Pferden durch den hohen Schnee kämpften. Plötzlich erhob sich vor ihnen, der gleichförmigen Umgebung wie zum Trotz und umrahmt von niederen Bäumen, eine mächtige Buche auf einer felsigen Erhöhung. Ihr wuchtiger Stamm war etwa dreißig Ellen unterhalb des Wipfels zerborsten und weggeknickt. Die blattlose Krone hing nun fast senkrecht nach unten, die schwarzen Äste wie tote Finger dem Boden entgegenstreckend. Unwillkürlich hielt die kleine Gruppe an, um diese Besonderheit zu betrachten.
    Plötzlich spürte Berthold etwas. Es war nichts Gutes. Doch der bittere Geschmack seiner Ahnungen, der sich nun in seinem Mund ausbreitete, war verändert. Irgendwie war er voller, nicht mehr so unangenehm wie früher. Eher wie dunkel geröstete Mandeln. Er spürte dem Geschmack nach und versuchte ihn genauer zu definieren.
    Petz, der Bertholds veränderten Gesichtsausdruck bemerkte, hielt Augustein zurück, der gerade wieder seinem Pferd mit einem Schenkeldruck den Befehl zum Weiterreiten geben wollte.
    Berthold spürte, dass seine Ahnung eine Warnung war. Ein Zeichen, das seine beiden Begleiter nicht wahrnehmen konnten.
    „Was ist los?“, fragte Petz.
    „Ich weiß es nicht, aber ich habe ein mulmiges Gefühl“, antwortete Berthold. „Wir sollten achtsam sein. Oder was meinst du?“
    Statt zu antworten, stieg Petz vom Pferd und zog sein Schwert. Auch Berthold saß ab und zog seinen Bogen, den er quer über der Brust trug, über den Kopf. Mit geübtem Griff fingerte er einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn ein. Berthold und Petz drückten Augustein die Zügel ihrer Pferde in die Hand und bedeuteten ihm mit einer Geste, zurückzubleiben. Augustein kam dieser Aufforderung dankbar aber auch verängstigt nach.
    Geduckt und die Umgebung scharf beobachtend huschten Berthold und Petz nebeneinander durch das verschneite Unterholz. Als sie Augustein schon nicht mehr sehen konnten, verstärkte sich der bittere Geschmack in Bertholds Mund. An einem natürlichen, etwa fünf Fuß hohen Wall hielten sie an und lauschten. Man konnte deutlich Reiter wahrnehmen, die sich durch den Wald schlugen. Vorsichtig schob sich Petz nach oben und spähte über den Rand des Walls. Nach kurzer Zeit ließ er sich wieder lautlos zu

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