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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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dachte Petz nach und sah Berthold an. „Warum? Weil ich zwei Dinge in meinem Leben gelernt habe: Zum einen, dass man seine Augen vor der Wahrheit nicht verschließen kann. Und zum anderen, dass man sich nur über Dinge aufregen soll, die man selbst verändern kann. Darum.“
    „Wer bist du?“, fragte Berthold eindringlich und sah Petz in die Augen.
    „Wie ich schon sagte, ich bin Petz, der Sohn des …“
    „Petz! Verflucht! Bitte geh mir nicht auf die Nerven!“
    „Aber es ist die Wahrheit. Es ist einfach nicht mehr. Du musst nur richtig fragen. Also: Du willst nicht wissen, wer ich bin, sondern warum ich so geworden bin. Sagen wir einmal, ich hatte eine fundierte religiöse Ausbildung und bin auch ein wenig in der Welt herumgekommen. Mehr musst du jetzt nicht wissen.“
    „Rührt daher deine etwas zwiespältige Einstellung zu unserer heiligen Kirche?“
    „Ich habe keine zwiespältige, sondern ganz im Gegenteil eine recht eindeutige Meinung zu unserer heiligen Kirche, das lass dir gesagt sein! Aber um auf deine Frage zu antworten: Ja, auch das.“
    Berthold saß noch einen Augenblick schweigend da, bevor er sich schließlich erhob und sagte: „Ich danke dir für all die Hilfe, die du mir gegeben hast. Ohne dich säße ich nicht unversehrt hier. Mir ist nun wohler. Aber lass uns jetzt schlafen gehen, denn nun bin ich auch rechtschaffen müde.“
    Petz machte eine abwehrende Handbewegung. „Vergiss es, Berthold. Es war mehr als meine Pflicht, denn ohne mich und meine auffordernden Reden im Kloster Ilbenstadt würdest du wohl nicht hier sitzen!“
    Beide erhoben sich, dann zögerte Berthold. „Petz?“
    „Ja.“
    „Eine Frage habe ich noch.“
    „Ich höre.“
    „Du bist nach Ilbenstadt zurückgekehrt, weil du einen Traum hattest. Sag, was war das für ein Traum? Und was hat dich dazu veranlasst zu glauben, es wäre mehr als nur ein Traum?“
    Petz wandte sich um. „Es war das Gefühl, das den Traum begleitete. Es war so intensiv, wie ich es noch nie erlebt habe – und daher sehr beeindruckend. Ich sah dich, wie du in einem schwarzen Tümpel versankst und um Hilfe riefst. Und ich habe keinen Augenblick daran gezweifelt, dass dies die Wahrheit war.“
    Petz öffnete die Luke zu ihrem Kellerquartier und stieg hinab. Berthold folgte ihm und legte sich auf sein Strohlager, wo er in einen unruhigen Schlaf sank.
     

     
    Zur gleichen Zeit beendeten die Brüder des Klosters Ilbenstadt gerade die Komplet, in der sie für das Seelenheil und die Unversehrtheit ihres verschollenen Bruders Augustein gebetet hatten. Als der Abt den Segen sprach, klopfte es wie aus heiterem Himmel plötzlich kräftig ans Haupttor. Die versammelten Mönche blickten auf. Wer konnte dies zu so später Stunde noch sein? Der Abt gab einem der Brüder ein Handzeichen und dieser huschte aus der Klosterkirche durch die fallenden Flocken zum Tor. Er öffnete die kleine vergitterte Klappe und blickte nach draußen. Vor dem Tor stand eine hünenhafte, ungewöhnlich breitschultrige Gestalt in einer jämmerlichen, mehrfach geflickten Franziskanerkutte.
    „Wer begehrt zu dieser späten Stunde noch Einlass?“
    „Gott zum Gruße, Bruder“, sagte der späte Gast mit einer tiefen und düster klingenden Stimme. „Ich bin ein Diener des Herrn, ein wandernder Franziskanermönch. Und auch wenn die Stunde unpassend erscheint, muss ich doch dringend den Abt dieses Klosters sprechen. Es ist eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit. Bitte lasst mich eintreten.“
    „Gedulde dich einen Moment, Bruder. Ich werde den ehrwürdigen Abt holen“, sagte der Mönch, schloss die Klappe im Tor und lief zurück zur Klosterkirche, vor deren Tür nun der Abt und die übrigen Mönche standen und ihn erwartungsvoll und auch ein wenig ängstlich ansahen. Nach dem, was in den vergangenen Tagen vorgefallen war, waren sie auf alles gefasst.
    „Ehrwürdiger Abt, es ist nur ein Franziskaner, der Euch zu sprechen wünscht. Er sagt, es sei eine Angelegenheit von großer Wichtigkeit.“
    Anselm atmete sichtlich erleichtert auf und schritt zum Tor, wobei er den übrigen Brüdern bedeutete, ihm zu folgen. Am Tor angekommen, hoben auf seinen Wink zwei der Mönche den schweren Riegel, der die beiden großen Flügel verschloss, aus seiner Halterung und zerrten an den eisernen Ringen des Tores. Nur mit Mühe gelang es ihnen, die sich vor den öffnenden Torflügeln auftürmenden Schneemassen zur Seite zu schieben. Irritiert blickte der Franziskanermönch auf den Abt und die

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