Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Ihr und Eure Brüder gesegnet, ehrwürdiger Abt. Ich danke Euch.“
„Der Herr sei mit dir, Bruder“, sagte Anselm, als der Franziskaner den Kopf neigte und sich bekreuzigte. Dann drehte er sich um und entschwand in der Dunkelheit. Krachend fielen die Flügel des Klostertores hinter ihm zu. Außer Sichtweite des Klosters trat der Mann zu seinem Pferd, das er an einen Baum im Wald gebunden hatte. Er zog sich die Kutte über den Kopf und schleuderte sie weit von sich. Der Franziskaner, dem er sie abgenommen hatte, würde sie nie wieder benötigen. Vom Rücken des Rappen nahm er einen schwarzen, dick gewebten Umhang und warf ihn über. Er griff sein Schwert und band es sich mittels eines breiten Gürtels um den Leib.
Dann bestieg er sein Pferd und trabte gemächlich los. Aber er ritt nicht in Richtung Ilbenstadt, sondern in die entgegengesetzte Richtung – den Klosterberg hinab. Der frisch gefallene Schnee hatte hier inzwischen alle Spuren der Fliehenden und ihrer Verfolger verdeckt. Einen Dreck würden der Inquisitor und seine Soldaten finden, dachte Nymandus. Und wenn doch, dann wären es reiner Zufall und die Dummheit der Fliehenden. Sie waren weg. Die Informationen des Monsignore waren also richtig gewesen, aber es war zu spät. Ein trickreiches Pack, dieser Berthold und seine Helfer. Oder hatten sie einfach nur Glück? Es würde schwerer werden, sie zu fassen, als gedacht. Nymandus riss sein Pferd herum und galoppierte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.
Berthold huschte durch die nächtlichen Wälder, den schneebedeckten Klosterberg hinauf. Er konnte etwas spüren. Etwas war dort und rief ihn. Das Schicksal? Seine Bestimmung? Nur nicht vom Weg abweichen, aber immer bereit sein, abzubiegen und eine Furt zu suchen, wenn sich der reißende Fluss der Wahrheit mit wilden Ufern und tosenden Fluten einem in den Weg stellte. Weiter, immer weiter!
Die schneebepackten Ginsterbüsche als Deckung nutzend, war er kurz darauf an der Klostermauer angelangt und verharrte dort einen Augenblick. Berthold war nicht erschöpft, nur ein wenig müde, aber er wollte unbedingt diesem unbestimmten Gefühl auf die Spur kommen. Er strengte alle seine Sinne an, um es zu erfassen und seinen Ursprung zu ergründen. Von dort kam es!
Lautlos schlich er am Haupttor vorbei an der rechten Seite des Klosters entlang, bis er fast am Ende der Mauer einen kleinen, versteckten Eingang sah. Doch die Tür war verschlossen. Berthold klammerte sich mit zähem Griff an die Steine der Klostermauer und zog sich wie eine Eidechse am kalten Gestein nach oben. Auf der Mauerkrone angekommen, machte er einen katzengleichen Satz und landete geräuschlos im Klostergarten. Vor ihm erhob sich düster das Klosterhospital, das ihn trutzig anzustarren schien. Rechts davon lag die Kapelle. Das Gefühl wurde deutlicher. Ja, es kam aus dem Hospital!
Im Schatten des Gemäuers huschte Berthold links um das Gebäude und sah auf den menschenleeren Klosterhof. Aus einem Fenster an der Hofseite des Hospitals fiel ein schwacher, zuckender Lichtschein. Berthold duckte sich und schlich zum Fenster. Er hörte gedämpfte Stimmen.
„Ich sage dir, sie sind tot, mausetot. Warum wohl hat Andreas Zöblin noch keinen Boten geschickt, hm?“
„Und was sagt uns das, Bruder Thomas?“
„Was sagt uns das, was sagt uns das? Bruder Franz, du hast nichts im Kopf außer deinen Bibelabschriften und Bier. Tinte und Maische haben dir dein Gehirn verklebt. Wenn sie tot sind, dann steht wohl außer Frage, wer es war, oder? Und wenn dem so ist, haben wir uns mitschuldig gemacht.“
„Nun, die Flucht war schließlich deine Idee.“
„Ja. Aber wer hat Augustein die Rezeptur für den Trank verraten, an dem die Wachen so elend zugrunde gegangen sind?“
„Das war nicht elend. So wollte ich auch sterben, wenn es sich einrichten ließe – schlafend und mit einem Lächeln auf den Lippen!“
„Hör schon auf, das weiß ich selbst. Aber du hast ihm die Rezeptur gegeben. Da hättest du den Trunk auch gleich selbst brauen können.“
„Habe ich aber nicht. Ich habe nur ein bestimmtes Buch zufällig in meiner Brauküche vergessen, das zufällig auf der Seite aufgeschlagen war, auf der das Rezept stand. Mehr nicht. Folgte man jedoch deiner Logik, wäre also der Schwertschmied der Mörder und nicht etwa der Räuber, der den tödlichen Streich ausführt?“
„Haarspalter! Du weißt genau, wie ich es meine.“
„Sicher, aber warum zweifelst du plötzlich an unserem
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