Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
verstecke.“
Alle drei nickten, wobei Augustein sichtlich überlegte, ob er tatsächlich seine Ordenstracht hergeben wollte.
„Und noch etwas, Freunde. Ich brauche ein wenig Geld von euch. Meine Gastfreundschaft ist unerschöpflich, doch leider nicht meine Börse. Der Sold hat sich leider nicht merklich verbessert, seitdem du damals fort gegangen bist, Petz. Daher wäre es nur recht und billig, dass ihr euch und eure Pferde selbst versorgt.“
„Selbstverständlich kommen wir für unsere Verpflegung auf. Wofür hältst du uns denn?“, brummte Petz und drückte Gregor die Silberheller, die sie von dem Händler für die Pferde erhalten hatten, in die Hand. „Hier, das sollte reichen. Behalte den Rest und kaufe deinen Kindern etwas davon. Oder dir ein paar neue Haare, die auch nicht mehr geworden sind – ganz so wie dein Sold“, scherzte er.
Gregor Fyrner blickte auf die Münzen in seiner Hand. „Bist du verrückt?“, rief er, „dafür könnt ihr ja ein Jahr lang fressen und saufen. Nein, Petz, das ist viel zu viel!“
„Jetzt höre meine Regel, Gregor. Ich habe nur eine. Nimm das Geld und halt dein Maul, sonst versohl’ ich dir vor den Augen deiner Frau den Arsch! Das Geld bedeutet mir nichts, ich habe schließlich keine Familie zu ernähren. Außerdem werden wir mit unserem Geld schon auskommen.“
„Na gut, wie du willst. Ich pflege über Geschenke nicht zu streiten und danke euch“, erwiderte Gregor und steckte die Münzen ein. Nachdem die vier besprochen hatten, wie die nächsten Tage aussehen würden und was sie noch benötigten, gingen sie schließlich zu Bett.
Schon nach ein paar Tagen hatten sich Petz, Berthold und Augustein an das etwas unbequeme, aber dennoch sichere Leben im Keller des Hauses von Gregor Fyrner gewöhnt. Augustein hatte lange mit sich gerungen, dann aber doch seinen Habit gegen ein paar Hosen, ein grobes Leinenhemd und eine Jacke eingetauscht. Es war ungewohnt, den Ordensbruder so zu sehen. Und wenn man seine Tonsur außer acht ließ, die noch immer seine Herkunft als Mönch verriet, konnte man fast meinen, Augustein hätte nie etwas anderes als Alltagskleidung getragen. Doch auch die kranzförmige Haartracht fiel am dritten Tage dem Rasiermesser zum Opfer. Zu gespannt war Augustein auf die Stadt.
Einige Male saßen sie alle in der Küche beisammen und lauschten den Geschichten, die Petz und Gregor zu erzählen hatten. Von Dieben, Mördern und anderen Halunken, von Tagelöhnern, Kaufleuten und Adligen. Und immer, wenn Berthold Petz so betrachtete, wie er mit sabbernder Stimme und seinem großen, hasenschartigen Mund erzählte und die anderen in den Bann seiner Geschichten zog, fragte er sich, welche Macht das Schicksal wohl haben müsse, dass er jetzt und hier ausgerechnet mit diesem Mann zusammensaß.
Man merkte Petz nie an, wer er eigentlich war und was gerade in ihm vorging. Und man konnte seine Fähigkeiten und seine Bildung nicht einmal erahnen. Ob Berthold oder Gregor – jeder von ihnen kannte nur einen kleinen Ausschnitt aus Petz’ Leben und eben nur gerade so viel, wie der Hüne selbst erzählen wollte. Niemand kannte den Mann, der gerade zwischen zwei Geschichten den Bierkrug hob, einen tiefen Zug daraus tat und dann herzhaft rülpste, wirklich. Aber mittlerweile war sich Berthold sicher, dass das, was man von Petz sah oder eben zu sehen bekam, nur ein Teil seiner Persönlichkeit war. Hinter diesem Mann steckte weitaus mehr, als er bereit war zuzugeben.
Eines Abends, als alle bereits auf ihr Lager gegangen waren, erhob sich Berthold noch einmal. Er konnte nicht einschlafen und hatte das Bedürfnis, am Küchentisch bei einer Kerze zu sitzen und einfach nur nachzudenken. Im Dunkeln tastete er sich zur Leiter vor und stieg nach oben.
„Es ist ein guter Moment um zu reden, Berthold“, erklang hinter ihm Petz’ tiefe Stimme.
„Petz, habe ich dich geweckt?“
„Nein. Ich wusste, dass irgendetwas mit dir ist, denn ich habe dich den ganzen Abend beobachtet.“
Petz stand auf und folgte Berthold nach oben in die Küche. Berthold griff sich einen glühenden Span aus dem Herd, blies ihn an, bis er aufflammte, und entzündete damit eine Kerze. Er stellte sie auf den Küchentisch, an dem Petz bereits Platz genommen hatte. Berthold hatte in den vergangenen Stunden besonders heftige Veränderungen gespürt und war sichtlich verunsichert. Nun setzte er sich zu Petz und sah ihn fragend an.
„Erzähl mir von dem, was dich bedrückt oder beschäftigt. Nur heraus
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