Schattenfeuer
eine Weise verhalten, die den Interessen unseres Landes zuwiderliefe -oder zu irgendeinem nachteiligen Eintrag in meine Personalakte führen könnte.«
Sharp lächelte, interpretierte diese Antwort als Kapitulation auf der ganzen Linie.
Ben schritt langsam durch die Küche und starrte zu Boden. Hier und dort glänzten Brühereste auf den Fliesen, die aus den verstreuten Konservendosen mit Suppe und Fleisch stammten. Während ihres Aufenthalts in der Küche hatten Rachael und er sorgfältig darauf geachtet, die entsprechenden Stellen zu meiden, und Shadway war sicher, daß ihm bei der ersten Durchsuchung des Hauses Fußspuren aufgefallen wären.
Jetzt konnte man sie ebensowenig übersehen wie ein helles Fanal in finsterster Nacht: ein Abdruck in einer breiigen Nudelmasse, ein weiterer, nicht ganz so groß, inmitten eines breiten Flecks aus Erdnußbutter. Hervorgerufen von den großen Stiefeln eines Mannes.
Zwei weite Fußspuren zeigten sich in unmittelbarer Nähe des Kühlschranks. In seinem inneren Fokus sah Ben einen Eric, der die Axt beiseite legte -und sich versteckte. Die Schlußfolgerung erfüllte ihn mit kaltem Grauen. Als er zusammen mit Rachael aus der Garage in die Küche zurückkehrte, um im Wohnzimmer die Blätter der Wildcard-Akte einzusammeln, hockte Eric neben dem Kühlschrank.
Mit klopfendem Herzen wandte sich Ben um und eilte auf die Verbindungstür zu, die in die Garage führte.
LAKE ARROWHEAD.
Sie waren da.
Der langsame Camper bog von der Hauptstraße ab, hielt auf dem Parkplatz vor einem Sportartikelgeschäft und gab Peake den Weg frei. Der junge DSA-Agent trat, ohne zu zö gern, aufs Gas.
Sharp warf einen kurzen Blick auf den Zettel, den der Felsen ihm gegeben hatte. Er überflog die Richtungsangaben und sagte: »Genau richtig. Folgen Sie dem Verlauf der State Route weiter nach Norden. Nach ungefähr sechs Kilometern müßte rechts ein Weg abzweigen. Dicht daneben sind zehn. Briefkästen angebracht, und einer davon ist mit einem rotweißen Eisenhahn geschmückt.«
Während Peake weiterfuhr, sah er aus den Augenwinkeln, wie sich Sharp einen schwarzen Aktenkoffer auf den Schoß schob und ihn öffnete. Er enthielt zwei Pistolen vom Kaliber achtunddreißig. Eine legte er auf die Konsole zwischen ihnen.
»Was soll das?« fragte Peake.
»Das ist die Knarre, die Sie bei dieser Operation verwenden.« »Ich habe meine Dienstwaffe dabei.« »Die Jagdsaison hat noch nicht begonnen, und deshalb
können wir nicht einfach so herumballern, Jerry. Wir müssen vermeiden, daß Nachbarn neugierig werden und herumschnüffeln -oder irgendein Hilfssheriff, der zufällig in der Gegend ist, auf uns aufmerksam wird.« Sharp nahm einen Schalldämpfer zur Hand und schraubte ihn an den Lauf seiner eigenen Pistole. »Bei Revolvern bliebe uns keine andere Wahl, als auf solche Dinger zu verzichten. Und wir wollen doch nicht gestört werden, bis alles vorbei ist...«
Himmel, auf was lasse ich mich hier ein? dachte Peake betroffen, als er die Limousine durch scharfe Rechts-und Linkskurven steuerte und nach einem rot-weißen Eisenhahn Ausschau hielt.
Rachael fuhr über eine andere Straße, die State Route 138, und ließ den Lake Arrowhead hinter sich zurück. Sie näherte sich dem Silverwood Lake, einem Bereich, in dem die Berglandschaft der San Bernardino Mountains noch beein druckender wirkte.
Von Silverwood aus führte die 138 fort von den Bergen, bis sie im Westen auf die Interstate 15 traf. Dort wollte Rachael tanken und den Weg anschließend nach Norden und Osten fortsetzen, in Richtung Las Vegas. Mehr als dreihundert Kilometer weit ging es durch die Wüste -eine lange Reise.
Ich wünschte, du wärst bei mir, Benny, dachte sie.
Sie kam an einem Baum vorbei, den bei irgendeinem Ge -
witter ein Blitz getroffen hatte. Schwarze Zweige und Äste
streckten sich stumm und anklagend dem Himmel entgegen. Weit oben verdichten sich die Wolken, und einige von ih nen waren nicht mehr weiß.
In der leeren Garage fand Ben weitere Fußspuren. Er ging in die Hocke und schnupperte, war sicher, daß er sich den vagen Rindfleischgeruch nicht nur einbildete.
Er stand wieder auf, wanderte wachsam umher und suchte nach anderen Hinweisen. Schon nach wenigen Sekunden entdeckte er einen kleinen, braunen Tropfen, und als er ihn berührte und den Zeigefinger unter die Nase hielt, roch er Erdnußbutter. Erics verschmierte Stiefel... Der lebende Tote hatte sich hier aufgehalten, während Ben und Rachael im Wohnzimmer weilten und die
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