Schattenfeuer
Geld hervorholte. »Wenn Sie gewinnen, erwarte ich natürlich die Hälfte. Aber wenn sie verlieren... Tja, dann haben Sie schlicht und einfach Pech gehabt.«
Er beugte sich zum Seitenfenster herab, als die junge Frau eingestiegen war und losfahren wollte. »Seien Sie vorsichtig in der Wüste. Es kann dort ziemlich unangenehm werden.«
»Ich weiß«, sagte sie.
Rachael lenkte den Mercedes auf die I-15 und fuhr nach Nordosten weiter, in Richtung Barstow. Sie fühlte sich schrecklich einsam und allein.
26. Kapitel - Ein Mann auf Abwegen
Ben zwang den Ford durch die Kurve und beschleunigte. Nur einen Sekundenbruchteil später sah er die dunkelgrüne Limousine unmittelbar hinter dem Tor. Er trat auf die Bremse, und der Wagen kam auf dem Kiesweg ins Schleudern. Das Lenkrad ruckte hin und her, und fast hätte er die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Etwa fünfzig Meter vor dem Tor kam der Ford inmitten einer wallenden Staubwolke zum Stehen.
Zwei Männer in dunklen Anzügen stiegen aus der Limousine. Der eine blieb neben ihr stehen, und der andere - größer und kräftiger gebaut -rannte am Hang in die Höhe und kam schnell näher.
Die gelblichen Staubwolken wirkten wie eine massive Barriere, filterten das Sonnenlicht und bewirkten ein unbeständiges Muster aus Helligkeit und grauen Schatten. Trotz der dreißig Meter, die ihn noch von dem Mann trennten, sah Ben ganz deutlich die Waffe in seiner Hand, den dicken Schalldämpfer vor dem Lauf.
Weder Polizeibeamte noch Bundesagenten benutzten Schalldämpfer. Und Erics Geschäftspartner hatten mitten in Palm Springs mit einer Maschinenpistole gefeuert - ein Beweis dafür, daß sie keinen sonderlichen Wert auf Diskretion legten.
Dann erkannte Ben das grinsende Gesicht des Hochgewachsenen, und er war gleichzeitig erstaunt, verwirrt und besorgt. Anson Sharp. Zum letztenmal hatte er ihn vor sechzehn Jahren gesehen, in Vietnam, doch an seiner Identität bestand nicht der geringste Zweifel. Frühling und Sommer 1972... Ben äre nicht sonderlich überrascht gewesen, von Sharp hinterrücks erschossen zu werden -der verdammte Mistkerl war zu allem fähig. Aber Ben hatte sich ihm gegenüber keine Blöße gegeben.
Und jetzt tauchte Sharp ganz plötzlich wieder auf, kaum verändert - als habe ihn ein Zeitsprung sechzehn Jahre in die Zukunft gebracht, in Bens Gegenwart.
Was, zum Teufel, führte ihn ausgerechnet hierher, mehr als anderthalb Jahrzehnte später? Gab es irgendeinen Zusammenhang zwischen Sharp und dem ganzen Wildcard Durcheinander?
Knapp zwanzig Meter entfernt blieb Anson stehen, hob die Pistole und drückte ab. Der Schuß war nicht zu hören, und Shadway vernahm nur ein leises Klacken, als die Kugel dicht neben seinem Kopf die Windschutzscheibe durchschlug.
Shadway legte den Rückwärtsgang ein, drehte sich halb um und trat aufs Gas. Ein zweites Geschoß traf den Wagen, und Ben glaubte zu spüren, wie es nur wenige Zentimeter an seiner Stirn vorbeiraste. Dann hatte er die Kurve hinter sich gebracht und geriet aus Sharps Blickfeld.
Er fuhr bis zur Hütte zurück, hielt davor an, zerrte den Schaltknüppel in die Leerstellung und zog die Handbremse. Unmittelbar im Anschluß daran stieg er aus, legte sowohl das Gewehr als auch die Combat Magnum auf den Boden, beugte sich noch einmal in den Wagen, griff nach der Handbremse und blickte über den Hang.
Zweihundert Meter weiter unten rollte der große Chevy durch die Kurve und wurde schneller. Der Fahrer trat auf die Bremse, als er den blauen Ford vor der Hütte sah, hielt jedoch nicht an. Ben wagte es, noch einige Sekunden länger zu warten, bevor er die Handbremse löste und zurücktrat.
Der Mietwagen gehorchte den Gesetzen der Schwerkraft, setzte sich sofort in Bewegung und rollte den Weg herab. Der Kiespfad war so schmal, daß die grüne Limousine nicht ganz zur Seite ausweichen konnte.
Der Fahrer des Chevrolets hielt an und kehrte in die Richtung zurück, aus der er kam, aber das starke Gefalle steigerte die Geschwindigkeit des Ford immer mehr. Nur wenige Sekunden später krachte es laut, als die beiden Fahrzeuge zusarnmenstießen. Zu Bens Bedauern war die Kollision nicht annähernd so heftig, wie er gehofft hatte. Der rechte Kotflügel des Ford traf auf das Gegenstück des Chevys, und dann rutschte der blaue Wagen nach links. Zuerst erweckte er den Anschein, als wolle er sich um hundertachtzig Grad drehen, aber nach wenigen Sekunden blieben die Hinterräder im Straßengraben stecken.
Der Kiesweg war
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