Schattenfeuer
den besorgten Blicken Bennys und Kordells. Sie nickte.
»Sind Sie ganz sicher?« fragte der Gerichtsmediziner. Er stand auf und trat hinter seinem Schreibtisch hervor. »Ich bestehe keineswegs darauf. Ich würde mich nur sehr über die Gelegenheit freuen, Ihnen zu zeigen, mit welchem Verantwortungsbewußtsein wir hier unsere Pflichten wahrneh
men.«
»Ich bin okay«, sagte Rachael.
Kordell lächelte und hielt auf die Tür zu.
Als sich die junge Frau erhob, um dem Gerichtsmediziner zu folgen, schwindelte sie plötzlich und schwankte.
Benny hielt sie fest. »Du solltest besser hierbleiben.«
»Nein«, widersprach Rachael. »Ich möchte es mit eigenen Augen sehen. Das ist mir sehr wichtig.«
Benny bedachte Sie mit einem sonderbaren Blick, und sie senkte den Kopf. Er wußte, daß irgend etwas nicht stimmte, daß es nicht nur Erics Tod war, der sie so sehr bedrückte.
Schweigend verließen sie das Büro und gingen nach unten, dorthin, wo die Toten lagen.
Der breite und mit hellgrauen Fliesen ausgelegte Korridor endete an einer schweren Stahltür. Ein Aufseher, gekleidet in eine weiße Uniform, saß rechts daneben an einem Nischenschreibtisch. Als er Kordell, Rachael und Benny sah, stand er auf und holte ein Schlüsselbund aus der Jackentasche.
»Dies ist der einzige interne Zugang zur Leichenhalle«, sagte der Gerichtsmediziner. »Die Tür bleibt ständig geschlossen. Alles in Ordnung, Walt?«
Der Aufseher nickte. »Möchten Sie rein, Dr. Kordell?«
»Ja.«
Als Walt den Schlüssel ins Schloß schob, sah Rachael einen kleinen Funken statischer Elektrizität.
»Hier hält sich ständig ein Wächter auf«, erklärte Kordell. »Entweder Walt oder einer seiner Kollegen, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Ohne seinen Schlüssel kann niemand die Leichenhalle betreten. Außerdem wird eine Liste über alle Besucher geführt.«
Walt öffnete die breite Tür, und Kordell passierte sie zu sammen mit seinen beiden Begleitern. Die kühle Luft roch nach Desinfektionsmitteln und Tod. Hinter ihnen schloß sich die Stahltür mit einem leisen Klacken, das im ganzen Leib Rachaels widerzuhallen schien.
Zwei offenstehende Doppeltüren führten rechts und links in große Räume. Am Ende des Korridors sah die junge Frau ein weiteres Stahlportal, das dem ähnelte, durch das sie gerade eingetreten waren.
»Jetzt möchte ich Ihnen den einzigen externen Zugang zeigen, vor dem die Wagen der Bestattungsunternehmen halten«, sagte Kordell und führte sie durch den Gang.
Rachael folgte ihm zögernd. Allein der Umstand, daß sie sich nun an dem Ort aufhielt, wo bis vor kurzer Zeit Erics Leiche gelegen hatte, ließ sie schaudern.
»Einen Augenblick«, sagte Benny. Er wandte sich der Tür hinter ihnen zu und betätigte die Klinke. Kurz darauf sah er Walt, der gerade wieder hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. Shadway ließ das Portal wieder zufallen und sah den Gerichtsmediziner an. »Zwar ist die Tür von außen verschlossen, aber nicht von innen.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Kordell. »Es würde zuviel Mühe machen, den Aufseher auch jedesmal dann zu rufen, wenn jemand die Leichenhalle verlassen will. Darüber hinaus soll das Risiko vermieden werden, daß jemand während eines Notfalls - zum Beispiel bei einem Feuer oder einem Erdbeben - eingeschlossen wird.«
Ihre Schritte hallten gespenstisch laut von den gekachelten Wänden wider, als sie den Weg durch den Korridor fortsetzten und sich dem äußeren Zugang näherten. In der linken Kammer sah Rachael mehrere Leute, die weiße Kittel trugen und sich leise unterhielten. Ihr Blick fiel auch auf drei Leichen, reglose Körper unter Leinenlaken, in stählernen Ablaufmulden.
Am Ende des Ganges stieß Everett Kordell die breite Metalltür auf, trat nach draußen und winkte.
Rachael und Benny folgten ihm. Zwar hatten sie jetzt das Gebäude verlassen, befanden sich aber noch immer nicht ganz draußen. Vor ihnen erstreckte sich das unterste Ge schoß einer Tiefgarage, die an das Leichenschauhaus grenzte
- die gleiche Garage, in der Rachael zuvor ihren roten Mercedes geparkt hatte.
Und während die junge Frau ihren Blick über die abgestellten Wagen schweifen ließ, gewann sie den Eindruck, daß sich zwischen ihnen irgend etwas verbarg und sie beobachtete.
Benny sah, wie Rachael schauderte, und er legte den Arm um ihre Schultern.
Everett Kordell schloß die schwere Tür und versuchte dann, sie aufzuziehen. Die Klinke ließ sich nicht niederdrükken. »Sie
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