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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verriegelt sich automatisch. Kranken- oder Leichenwagen fahren von der Straße aus über die Rampe und halten hier. Man kann den Korridor nur erreichen, indem man diesen Knopf drückt.« Der Gerichtsmediziner betätigte eine weiße Taste und beugte sich zum Gitter einer Gegensprechanlage vor. »Walt? Hier ist Dr. Kordell. Wir stehen vor der Außentür. Würden Sie bitte öffnen?«
    »Sofort, Sir«, erklang die Stimme des Aufsehers aus dem kleinen Lautsprecher.
    Kurz darauf summte es, und Kordell schwang die Tür auf.
    »Ich nehme an, der Wächter gewährt nicht allen Leuten Zugang, die sich auf diese Weise bei ihm melden«, sagte Benny.
    »Natürlich nicht«, entgegnete Kordell und blieb in der offenen Tür stehen. »Wenn er die Stimme erkennt, drückt er ein fach den Entriegelungsknopf. Aber wenn er nicht weiß, wer vor dem externen Portal steht, oder wenn er aus irgendeinem Grund Verdacht schöpft, verläßt er seinen Schreibtisch, geht durch den Korridor und überprüft den Betreffenden.«
    Inzwischen hatte Rachael das Interesse an all den Details verloren, konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf die düstere Tiefgarage, die Hunderte von Versteckmöglichkeiten bot.
    »Der Aufseher rechnet bestimmt nicht mit einem Überfall«, sagte Benny nachdenklich. »Ein Unbekannter könnte ihn also überwältigen, und anschließend hielte ihn niemand davon ab, die Leichenhalle zu betreten.«
    »Theoretisch wäre das möglich«, gestand Kordell ein und runzelte die Stirn. »Aber dazu ist es noch nie gekommen.«
    »Die Wächter, die derzeit im Dienst sind, haben Ihnen versichert, daß sich heute nur autorisierte Personen in der Leichenhalle aufhielten?«
    »Ja.«
    »Und Sie vertrauen ihnen?«
    »Unbedingt. All diejenigen, die hier arbeiten, bringen den uns überantworteten Leichen großen Respekt entgegen. Wir wissen, daß es unsere heilige Pflicht ist, die sterblichen Überreste der Verblichenen zu schützen.«
    »Vielleicht hat jemand das Schloß geknackt«, vermutete Benny.
    »Das ist praktisch ausgeschlossen.«
    »Oder jemand schlich sich in die Leichenhalle, während die Außentür für autorisierte Besucher geöffnet wurde, versteckte sich irgendwie, wartete, bis die Luft rein war, und machte sich dann mit der Leiche Dr. Lebens auf und davon.«
    »Eine andere Erklärung scheint es nicht zu geben. Aber es ist so unwahrscheinlich, daß...«
    »Könnten wir bitten zurückkehren?« warf Rachael ein.
    »Selbstverständlich«, sagte Kordell sofort. Er machte ihr Platz.
    Rachael betrat den Korridor der Leichenhalle, und trotz des Fichtennadeldufts der Desinfektionsmittel nahm sie in der kühlen Luft erneut einen fauligen Geruch wahr.

5. Kapitel -  Unbeantwortete Fragen
    Im Lagerraum mit den Kühlfächern war es noch kälter als im Korridor der Leichenhalle. Grelles Neonlicht spiegelte sich auf den Fliesen und stählernen Ablaufmulden wider, auch auf den metallenen Griffen und Angeln der Klappen in den Wänden.
    Rachael versuchte, nicht auf die in weiße Tücher gehüllten Körper zu starren und wagte es nicht sich vorzustellen, was in einem der Fächer liegen mochte.
    Kordell stellte ihr Ronald Tescanet vor, einen dicken Mann, der eine Madrasjacke trug und die Interessen der Stadt vertrat. Er war extra gekommen, um bei Rachaels Ge spräch mit der Polizei zugegen zu sein und mit ihr das seltsame Verschwinden der Leiche Dr. Lebens zu erörtern. Während die Beamten Rachael einige Fragen stellten, wanderte er im Zimmer auf und ab und strich sich immer wieder das dunkle Haar glatt. An seinen fleischigen Händen glitzerten jeweils zwei goldene Ringe mit Diamanten.
    Zwei andere und in Zivil gekleidete Männer zeigten der jungen Frau ihre Polizei-Ausweise, und zum Glück hielten sie es nicht für notwendig, Rachael ebenso wortgewaltig ihr Beileid auszusprechen wie zuvor Tescanet.
    Der jüngere von ihnen hatte buschige Augenbrauen, war kräftig gebaut und stellte sich als Detektiv Hagerstrom vor. Er schien ein schweigsamer Typ zu sein und überließ das Reden seinem Partner. Im Gegensatz zu Tescanet stand er völlig reglos und beobachtete alles aus kleinen braunen Augen, die Rachael zuerst den Eindruck von Dummheit vermittelten. Nach einer Weile aber kam sie zu dem Schluß, daß Hagerstrom einen überaus scharfen Verstand besaß, seine Intelligenz jedoch geschickt verbarg.
    Sie fragte sich, ob Hagerstrom mit seinem fast magischen und für Polizisten charakteristischen sechsten Sinn erkennen konnte, daß sie nicht die ganze Wahrheit

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