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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sagte, daß sie mehr wußte, als sie zugab.
    Der ältere Polizist namens Julio Verdad war ein kleiner Mann, dessen Hautfarbe an die Tönung von Zimt erinnerte. In seinen schwarzen Augen schimmerte ein Hauch von Purpur, wie von reifen Pflaumen. Offenbar legte er Wert auf gute Kleidung: Er trug einen tadellos sitzenden blauen Sommeranzug, ein weißes Hemd, das aus Seide bestehen mochte und an dessen Ärmeln goldene und perlmuttfarbene Manschettenknöpfe glänzten. An seiner burgundroten Krawatte zeigte sich keine Nadel, sondern eine goldene Kette.
    Verdad sprach in kurzen Sätze, aber seine Stimme klang sanft und freundlich. Das abrupte Gebaren stand in einem seltsamen Kontrast zu seinem Tonfall. »Sie konnten sich eben ein Bild von den hiesigen Sicherheitsvorkehrungen machen, Mrs. Leben.«
    »Ja.«
»Sind Sie zufrieden.«
»Ich denke schon.«
Verdad wandte sich an Benny. »Sie sind...?«
»Ben Shadway. Ein alter Freund von Mrs. Leben.«
»Ein alter Schulfreund?«
»Nein.«
»Ein Geschäftspartner?«
»Nein. Schlicht und einfach ein Freund.«
In den pflaumenfarbenen Augen blitzte es kurz auf. »Ich
    verstehe.« Und an Rachael gerichtet: »Ich würde Ihnen gern
    einige Fragen stellen.« »Und worum geht es dabei?« Darauf gab Verdad keine Antwort. »Wollen Sie nicht Platz
    nehmen, Mrs. Leben?«
    »Oh, natürlich, ein Stuhl«, entfuhr es Everett Kordell. Zusammen mit dem dicken Tescanet eilte er an den Schreibtisch in der Ecke heran und zog den Sessel dahinter hervor.
    Als Rachael sah, daß niemand sonst Anstalten machte, sich zu setzen, blieb sie ebenfalls stehen. »Nein, danke. Bestimmt dauert unsere Unterhaltung nicht sehr lange. Ich möchte diesen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen.« Sie richtete den Blick auf Verdad. »Ihre Fragen...«
    »Ein ungewöhnliches Verbrechen«, sagte Verdad.
    »Leichenraub.« Sie gab vor, angesichts der jüngsten Ereignisse sowohl verblüfft als auch bestürzt zu sein. Das erste Empfinden erforderte eine genaue Kontrolle ihres Mienenspiels, doch das zweite war mehr oder weniger echt.
    »Wer käme dafür in Frage?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
»Kennen Sie jemanden, dem etwas daran liegen könnte,
    Dr. Lebens Leiche zu stehlen?« fragte Verdad.
    Rachael schüttelte den Kopf.
»Hatte er Feinde?«
»Mein Mann war nicht nur ein Genie in seinem Fach, son-
    dern auch ein erfolgreicher Geschäftsmann. Genies neigen dazu, die berufliche Eifersucht ihrer Kollegen zu erwecken. Und bestimmt beneidete man ihn auch um sein Vermögen. Einige Leute glaubten, Eric habe sie... um ihre Chancen gebracht, als er die Karriereleiter erklomm.«
    »Und stimmt das?«
    »Ja, in manchen Fällen schon. Eric war sehr ehrgeizig. Aber ich bezweifle, daß irgendein Feind von ihm Genugtuung darin finden könnte, seine Eeiche verschwinden zu lassen.«
    »Er war nicht nur ehrgeizig«, meinte Verdad.
»Bitte?«
»Er war rücksichtslos.«
»Warum sagen Sie das?«
»Ich habe über ihn gelesen«, erklärte Verdad. »Rücksichts-
    los und unbarmherzig.« »Nun, vielleicht. Und schwierig. Das läßt sich nicht leug
    nen.« »Rücksichtslosigkeit schafft erbitterte Feinde.« »So erbitterte, meinen Sie, daß ein Leichenraub Sinn ergä
    be?« »Möglicherweise. Ich brauche die Namen der Personen, die Grund gehabt haben könnten, Ihren Mann zu hassen.«
    »Diese Informationen bekommen Sie sicher von den Leuten, mit denen er bei Geneplan zusammenarbeitete«, sagte Rachael.
    »Das ist sein Unternehmen, nicht wahr? Aber Sie sind seine Frau.«
    »Von den Geschäften meines Mannes weiß ich nur wenig. Er wollte nicht, daß ich davon erfuhr. Er hatte eigene Vorstellungen in bezug auf den mir... zustehenden Platz. Außerdem lebten wir seit einem Jahr getrennt.«
    Verdad wirkte überrascht, aber aus irgendeinem Grund war Rachael sicher, daß er bereits Background-Arbeit geleistet hatte und über ihre Beziehung Bescheid wußte.
    »Scheidung?«
    »Ja.«
    »Verbitterung?«
    »Von Erics Seite her, ja.«
    »Dann dürfte das die Erklärung sein.«
    »Was für eine Erklärung?« fragte Rachael.
    »Dafür, daß Sie seinen Tod nicht sehr bedauern.«
    Sie hatte bereits vermutet, daß Verdad doppelt so gefährlich war wie der stille und aufmerksame Hagerstrom. Jetzt sah Rachael ihre Annahme bestätigt.
    »Dr. Leben behandelte sie ziemlich schlecht«, warf Benny zu ihrer Verteidigung ein.
    »Ich verstehe«, sagte Verdad.
    »Sie hat keinen Grund, um ihren Mann zu trauern«, fügte Benny hinzu. »Ich verstehe.« Benny kniff die

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