Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
hatten nicht einmal ihm Zeit gelassen, sich zu rasieren.
    »Und es wird auch niemand durch das Tor oder über die Türme kommen, Herr«, fügte Karanteq hinzu. Auch er hatte nun einen Dreitagebart, so dass sich die beiden noch immer zum Verwechseln ähnlich sahen. »Ihr könnt Euch auf uns verlassen. Und jetzt geht und hört auf, mit Eurer Fackel unsere Nachtsicht zu stören.«
    Derrien warf ihm einen irritierten Blick zu. Dann nickte er und eilte über den Wehrgang davon. Er ärgerte sich etwas darüber, dass er Karanteqs respektlose Worte so hatte durchgehen lassen, aber er hatte jetzt wahrlich andere Sorgen. Er eilte zu Murdoch, der mit seinen Schotten den Nordwall hielt. Derrienlehnte sich zwischen zwei Zinnen über die Brustwehr und sah nach unten.
    Der Fackelzug war inzwischen bereits ziemlich nahe gekommen. Nahe genug, um auf sie zu schießen, schätzte Derrien. Mit einem Stoßgebet an die Eule aktivierte er seine Nachtsicht und besah sich die Männer, die den Zug anführten, etwas genauer. Es waren bärtige Krieger, dick in Felle eingehüllt, mit Fackeln in den Händen. Einige von ihnen trugen lange Sturmleitern, mit denen sie versuchen würden, die Wälle zu erklettern. Derrien musste zweimal hinsehen, um zu glauben, dass sie tatsächlich unbewaffnet waren. Offenbar erwartete der Schwarze Baum nicht, dass es die erste Welle auf die Mauern schaffen würde.
    Nichtsdestotrotz mussten sie sterben. Sie alle mussten sterben. Alle dreißigtausend, wenn es sein musste.
    Er spannte eine Sehne auf seinen Bogen, bevor er den Wachraum betrat. Im Kamin des Raums brannte ein kleines Feuer. Einige Krieger hatten sich darum versammelt, um sich zu wärmen, der Rest saß an den Schießscharten, Bögen und Armbrüste bereit.
    »Sieht so aus, als ob sie in Reichweite wären«, erklärte Orgetorix unverbindlich. Der Druide saß an einer der Schießscharten und starrte nach draußen.
    »Einen Brandpfeil«, befahl Derrien.
    Einer der Krieger nahm einen mit Lappen umwickelten Pfeil aus einem hölzernen Ständer und hielt ihn in den Kamin. Als der Stoff Feuer gefangen hatte, reichte er ihn Derrien. »Hier, Herr.«
    Derrien ging zu einer der Schießscharten. Er aktivierte die Kraft der Weitsicht und legte den Pfeil auf die Sehne. Sorgfältig begutachtete er die Nain, die langsam die Treppe heraufkamen. Derrien entschied sich für den ersten Leiterträger, einen Mann mit braunen langen Haaren und Eisfäden im Bart, der unter dem Arm den vorderen Teil einer mindestens fünf Meter langen Sturmleiter trug. Langsam spannte er die Sehne und versenkte sich in die Meditation des Schützen.
    »Glaubt Ihr, dass Ihr da unten etwas treffen könnt?«, fragte Orgetorix. »Das wäre bestimmt ein guter Anfang.«
    Derrien ignorierte ihn und zog den Bogen auf zwei Drittel aus. Er fixierte den Leiterträger und schloss die Augen, während die Magie seinen Arm durchströmte und ihn mit der Waffe vereinigte. Er spürte, wie das Zittern seiner Muskeln nachließ, spürte, wie sich die Fasern des Bogens beruhigten und auf den Schuss einstellten. Langsam atmete er aus.
    Er öffnete die Augen, zog die Sehne schnell bis zum Schusspunkt zurück und ließ los.
    Es herrschte Totenstille, während der Brandpfeil durch die Dunkelheit flog. Derrien sah, wie ein paar der Nain auf der Treppe das Geschoss bemerkten, doch der Leiterträger stapfte müde vor sich hin, einen Schritt nach dem anderen, seine ganze Aufmerksamkeit auf die vereiste Treppe gerichtet. Die Flamme senkte sich auf ihn herab, von der tödlichen Präzision der Meditation des Schützen geleitet.
    Der Pfeil nagelte den Oberarm des Nain gegen seinen Brustkorb. Ein kurzer Dampfstrahl schoss aus seinem Mund, als er überrascht aufstöhnte, doch zu mehr reichte es nicht mehr. Seine Füße rutschten davon, er brach zusammen und stürzte ab. Die Männer dahinter wurden von der Leiter getroffen und kämpften ein paar Momente dagegen, mit nach unten gerissen zu werden. Einer von ihnen verschwand im Abgrund, dem Rest gelang es schließlich, die Balance wiederzuerlangen.
    Derrien verzog das Gesicht. Er hatte gehofft, mit seinem Schuss die Leiter mit allen ihren Trägern abzuräumen.
    Dies war das Signal. Um ihn herum wurden Befehle gemurmelt, Pfeile auf Bogensehnen gelegt, Armbrüste mit klackenden Geräuschen gespannt. Die Schützen ließen los oder drückten ab. Lautlos erhob sich eine Geschosswolke in die Luft und ließ einen tödlichen Hagel über den Fackelzug unter ihnen herabregnen. Derrien sah die

Weitere Kostenlose Bücher