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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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meisten der Pfeile im Schnee verschwinden, doch ein paar fanden ihr Ziel. Krieger stürzten, fielen, taumelten, der Fackelzug kam ins Wanken, leise Schmerzensschreie drangen an seine Ohren.
    Und das war alles. Keine donnernden Hufe, kein Befehlsgeschrei,keine Pfeile, die sich schmatzend in das Fleisch seiner Männer gruben, nichts. Derrien hatte inzwischen schon an vielen Schlachten teilgenommen, doch so unspektakulär wie dieses Mal war es noch nie gewesen.
    Aber das kommt noch
, wusste er und verzog seine Miene zu einer grimmigen Fratze.
Das kommt noch früh genug.
Dann versenkte er sich wieder in die Meditation des Schützen.
     
    Der Tagesanbruch sah die ersten Leitern an den Wällen der Festung lehnen. Dort blieben sie jedoch nicht lange – die Kelten oben auf den Wehrgängen waren so wild darauf, sie wieder umzuwerfen, dass sie sich dabei gegenseitig behinderten. Die Luft war angefüllt von den Schreien der Verletzten und den Kommandostimmen der Hauptmänner. Pfeile surrten durch die Luft, dicht wie Mückenschwärme. Der Schnee zu Füßen der Festung hatte sich bereits in roten, feuchten Matsch verwandelt. Die letzten hundert Meter Treppe zum Felsensims vor dem Tor waren angefüllt mit Toten und Sterbenden.
    »Das lässt sich nicht einnehmen!«, kreischte ein Krieger, der die Treppe hinabgerannt kam. »Wir werden alle draufgehen!«
    Rushai nickte Shar’ketal zu, der neben ihm hinauf zum Wall starrte.
    Der Schatten machte einen Seitwärtsschritt auf die Treppe und rief: »Halt! Kein Mann zieht sich zurück!«
    Der Fomorer rannte panisch weiter, rammte Krieger, die ihm nicht schnell genug aus dem Weg gingen, schob und drängelte. Rushai sah einen Mann den Abhang hinab zur nächsten Treppenschleife stürzen, wo er hart aufschlug und regungslos liegenblieb.
    »Ich warne dich!«, schrie Shar’ketal.
    Der Krieger reagierte gar nicht, sondern rannte kreischend weiter. Für einen Moment glaubte Rushai, Shar’ketal würde sich ebenfalls rammen lassen, doch der Schatten wich im letzten Moment aus. Seine Klinge blitzte im Licht der aufgehenden Sonne. Im nächsten Moment sprang der Kopf von den Schultern desKriegers. Zwei Blutfontänen pulsierten in den Himmel, während der Körper weiterrannte, drei, vier Schritte noch, bevor auch er den Abhang hinabfiel.
    »Kein Mann läuft davon!«, brüllte Shar’ketal und hob den Kopf des Mannes, den er dabei irgendwie ergattert hatte, in die Höhe. Blut tropfte aus dem Hals, während das Gesicht zunehmend blasser wurde »Keiner! Versteht ihr das?« Niemand antwortete. Die Männer marschierten stur die Treppe weiter hinauf, die Blicke gesenkt, die Schilde über die Köpfe gehalten, um wenigstens etwas Schutz vor dem nicht nachlassenden Pfeilbeschuss zu haben. »Ha!« Shar’ketal wirkte enttäuscht, dass sich niemand gegen seine Worte sträubte. Mit einer beiläufigen Bewegung warf er den Kopf den Abhang hinab und trat von der Treppe, um sich wieder zu den wartenden Schatten zu gesellen. »Weglaufen …«, murmelte er kopfschüttelnd.
    Rushai starrte weiter nach oben, wo der nächste Fomorer-Trupp neue Leitern gegen die Mauern lehnte. Er glaubte nicht daran, dass diese mehr Erfolg haben würden als ihre Gefährten zuvor, aber darum ging es auch noch gar nicht. Im Moment ging es darum, die Verteidiger zu ermüden und mürbe zu machen. Er schätzte, dass ihnen das ganz gut gelang.
    »Wobei ich geneigt bin«, meinte Geshier, der ebenfalls bei dem Grüppchen Schatten stand, »dem Kopflosen in einem Punkt Recht zu geben.«
    Rushai warf ihm einen Blick zu. »Und der wäre?«
    Geshier räusperte sich. »Das dort oben lässt sich wirklich nicht einnehmen.«
    »Das bleibt abzuwarten«, murmelte Rushai und starrte wieder hinauf zum Glockenturm, wo gerade eine der neuen Leitern zurückkippte und vom Felssims vor dem Tor hinabstürzte. »Das bleibt abzuwarten.«
     
    »Vorsicht!«, schrie Baturix. »Murdoch! Vorsicht!«
    Doch auch der Druide hatte die Leiter zu spät bemerkt, und nun tauchte der erste Fomorer auf dem Nordwall auf und zerrtesein Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken. Er trug ärmliche Kleider aus Stoff und Fell, gerade gut genug, um bei diesem Wetter nicht zu erfrieren. Hastig legte Baturix die Armbrust an die Schulter, zielte, schoss.
    Es war ein einfacher Schuss. Der Fomorer hatte in Richtung des Westturmes gesehen, wo ihm Murdoch und zwei seiner Schotten mit blankgezogenen Schwertern und grimmigen Mienen entgegenkamen und dem Glockenturm dabei den Rücken zukehrten.

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