Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
ganz Trollstigen keinen einzigen mehr.
Erneut donnerte das Phantom gegen das Fallgitter. Das Tor selbst war längst schon zerstört, in den Angeln hingen nur nochdie eisernen Türbeschläge mit ein paar Trümmern Holz, doch das Fallgitter hatte den Rammstößen des Monsters bisher standgehalten.
Bisher
…
»Wir müssen es angreifen!«, rief Karanteq.
»Wie? Durch das Gitter kommen wir nicht ran!«
»Was ist mit dem Speer, der Orgetorix getötet hat?«
Derrien warf einen Blick nach oben zum Ostwall, wo Padern und Mogan versuchten, den wütenden Ansturm der Nain aufzuhalten. Doch Orgetorix’ Leichnam war längst überlaufen, der Speer nicht mehr zu erreichen. Derrien stieß einen wüsten Fluch aus.
Ein weiteres Krachen. Mörtel bröckelte auf seinen Helm, und das, obwohl er mehr als zwei Meter Mauer vom Fallgitter entfernt stand. Er schüttelte den Kopf. Lange würde das Phantom nicht mehr brauchen, um das Fallgitter aus seiner Mauerfassung zu sprengen. Das wäre das Ende.
Er lehnte sich nach hinten und brüllte hinauf zum Turm: »ALLE MANN ZU MIR! ALLE MANN ZU MIR! SCHILDWALL! LOS, LOS, LOS!«
Hoch über ihm tauchte zwischen zwei Turmzinnen Scipios Gesicht auf. »Was ist mit dem Turm?«
»VERGISS DEN TURM! WIR VERLIEREN DAS TOR!«
Es war gar nicht so einfach für Baturix, den Glockenturm zu verlassen, schließlich führten die beiden Ausgänge nur auf Nord- und Ostwall. Der Ostwall war bereits überlaufen, auf dem Nordwall kämpften Murdochs Schotten ein verzweifeltes Abwehrgefecht gegen die Nain, die an mehreren Stellen den Wall erreicht hatten und ihre Leitern verbissen verteidigten.
Doch mit dem Mut der Verzweiflung gelang ihm ein Ausfall über den Nordwall, bei dem sie eine der Leitern erobern konnten. Dumnorix half ihm dabei, sie nach oben zu ziehen und auf der anderen Seite anzulegen, so dass sie dort hinab in den Burghof steigen konnten.
»Viel Glück!«, wünschte ihm der gallische Hauptmann, bevorer wieder im Glockenturm verschwand. Sie hatten ausgeknobelt, wer von ihnen weiter den Turm verteidigen und wer zu Derrien hinabsteigen sollte. Dumnorix hatte gewonnen.
Baturix kletterte hastig nach unten. Dann eilte er mit gezücktem Dolch zu den Druiden Derrien, Ryan und Karanteq, die dort im Torbogen standen und den Keim eines Schildwalles bildeten. Baturix reihte sich daneben ein, hob seinen Schild und überlappte ihn mit dem Karanteqs. Erst dann nahm er bewusst wahr, was sich auf der anderen Seite des Fallgitters befand.
Der Anblick des Monsters ließ ihn beinahe zurücktaumeln. Sein Mund war von einem Moment auf den anderen ausgedörrt, sein Magen verkrampfte sich, er musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben.
Dann tauchte der Ire Breandán neben ihm auf und schlug den Rahmen seines Schildes gegen den eigenen. Drei Druiden, Baturix und Breandán, fünf Mann standen nun in der ersten Reihe, genug, um den Torbogen von links nach rechts auszufüllen. Weitere Krieger strömten herbei, größtenteils Iren sowie Baturix’ Männer, und reihten sich hinter sie ein.
»Das Gatter hoch!«, rief Derrien, sobald drei Reihen bereit waren. »Los, hoch damit!«
Das Monster, gerade eben noch im Begriff, sich erneut gegen das gusseiserne Gitter zu werfen, hielt sich zurück. Es verschränkte abwartend die Arme, seine bunt irisierenden Augen wurden zu engen Schlitzen, aus denen es den Schildwall der Waldläufer beobachtete. Dabei stieß es ein Grunzen aus, das Baturix an einen wilden Eber erinnerte und nicht wirklich zu dem Stierschädel des Minotaurus passen wollte.
»O Götter!«, murmelte Hauptmann Breandán, während oben im Turm Scipios Männer langsam das Fallgitter nach oben zogen. Quietschend verschwand es Querstrebe um Querstrebe in der Decke des Torbogens. »O Götter!«
Baturix wünschte, der Mann würde den Mund halten, obwohl er ihm im Grunde nur zustimmen konnte. Alles in ihm schrie danach, davonzulaufen vor diesem Ding, diesem Giganten. Eswar eine Tötungsmaschine, ein Mordinstrument, von den Schatten geschickt, um sie alle umzubringen.
Inzwischen standen die Krieger der zweiten Reihe bereit. Die, die Speere hatten, reckten sie zwischen den Männern der ersten Reihe hindurch nach vorne. Speere und Schilde ergaben eine gefährliche Kombination, eine Formation, die Baturix nicht gerne angegriffen hätte. Er befürchtete nur, dass das Monster seine Bedenken nicht teilte.
»Locker!«, rief Derrien nach hinten. »Lasst uns Platz zum Ausweichen! Wir
möchten
, dass er
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