Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
durchbricht!« Er warf einen Blick auf das Fallgitter, das mittlerweile zu zwei Dritteln verschwunden war. »Aber vergesst nicht ihre Krieger! Das Biest kommt nicht alleine!«
Baturix nickte. Hinter dem Minotaurus hatte sich auf dem Treppenabsatz bereits ein Nain-Schildwall gebildet, der bereit war, in die Bresche zu springen, die das Monster schlagen würde. Er wunderte sich, wie viele davon Schatten waren. Er fragte sich, ob wohl Lord Rushai unter ihnen war.
Derriens Plan war simpel: darauf zu hoffen, dass das Phantom, angefüllt von Hass und Wut, angreifen würde, sobald das Fallgitter oben war, und dann das Gitter wieder herabfallen zu lassen. Isoliert hatten sie die beste Chance, den Minotaurus zu besiegen. Falls sich das Monster überhaupt besiegen ließ.
Doch was passierte, wenn das Phantom stehenblieb und stattdessen die Nain vorausschickte?
Also bist du bereit zu kämpfen
, dachte Rushai.
Bist du auch bereit zu sterben?
Langsam wurde das Gatter nach oben gezogen, das den Tordurchgang des Glockenturms blockierte. Der Geist, der bisher still und angespannt gewartet hatte, streckte einen muskelbepackten Arm zur Seite aus. Tagaris reichte ihm den Streithammer, den seine Mythenschmiede für genau diesen Zweck verzaubert hatten, dann drängte sich der Schattenzauberer zurück durch die Reihen.Genau wie Rushai hatte er wenig Interesse daran, an diesem epischen Gefecht aus der ersten Schlachtreihe heraus teilzunehmen.
Rushais Plan verlief noch immer wie am Schnürchen. Kein mystischer Meisterschuss des Weißen Baums hatte den Stiergiganten bisher aufgehalten, kein Naturgeist war ihm entgegengetreten. Wenn Derrien keinen versteckten Trumpf mehr im Ärmel hielt, war es vorbei.
Die letzten Zentimeter des Gatters verschwanden in der Decke des Torbogens. Der Stiergigant stieß ein hartes Grunzen aus und stürmte los.
Das Phantom überbrückte die beiden Meter zwischen dem Fallgitter und dem Ende des Torbogens mit einem gewaltigen Satz. Während die Nain mit einem wilden Kampfschrei nach vorne stürmten, schwang das Phantom grunzend seinen Streithammer und drosch ihn gegen den Schildwall. Baturix wich nach hinten zurück, um dem Schlag des Monsters zumindest einen Teil seiner Wucht zu nehmen. Im nächsten Moment krachte der Hammer gegen seinen Schild und zerschmetterte ihn wie ein Stück morsches Treibholz – und mit ihm Baturix’ Arm. Der Schmerz war unbeschreiblich, wie glühende Lava schoss er durch seine Schulter hinauf in sein Hirn und ließ ihn gellend aufschreien. Als der zweite Hieb kam, war es reiner Instinkt, in jahrelangen Übungen antrainiert, der ihn trotz der Schmerzen zurückspringen ließ. Er stolperte und stürzte rücklings zu Boden, doch der Streithammer sauste vor ihm durch die Luft und verfehlte ihn. Dafür traf die Waffe Breandán und schleuderte ihn wie eine zerbrochene Puppe in die zweite Reihe hinter Derrien. Blut spritzte in alle Richtungen.
Hände packten Baturix an den Schultern und zogen ihn nach hinten, durch die wartenden Reihen hindurch in den Burghof, während seine Rechte das Heft seines Schwertes umklammert hielt, als ginge es um sein Leben. Es war zwecklos. Für ihn war die Schlacht vorbei.
»Wir müssen zurück!«, schrie Karanteq.
»HALTEN!«, befahl Derrien. Sie durften nicht zu schnell zurückweichen, sonst erkannte das Phantom vielleicht, was sie vorhatten.
»ES BRINGT UNS ALLE UM!« Karanteqs Stimme klang panisch.
»HALTEN!«
Das Monster starrte Derrien mit seinen bunten Augen an. Sein Schnauben ließ in der Kälte zwei kurze Dampfstrahlen unter seinen Nüstern entstehen. Dann sprang es nach vorne und schlug ein drittes Mal zu.
Derrien hielt seinen Schild schräg, um den Hammer abgleiten zu lassen. Der mörderische Aufprall sandte einen brennenden Schmerz hoch in seine Schulter und schleuderte ihn gegen seinen Hintermann, doch sein Schild hielt.
Das Monster befand sich genau unter dem Fallgitter. Für einen Augenblick spielte Derrien mit dem Gedanken, es
jetzt
schon herunterzulassen, doch das würde ihnen nicht weiterhelfen. Vielleicht würde es ihnen gelingen, das so gefangene Monster zu vernichten, doch dann würde sein Körper das Gatter blockieren. Die Nain würden links und rechts daran vorbeiströmen und wären nicht mehr aufzuhalten.
Erneut splitterte Holz, als der Minotaurus auf den Schildwall eindrosch. Diesmal erwischte es Karanteq, dessen Schädel so laut zerbarst, dass Derrien die Knochen splittern hörte. Nachdem er des größten Teils
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