Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
länger … Baturix sah ihn sich genauer an. Die dunkle Mähne des Schotten war verschwitzt und strähnig, das Gesicht schmutzig und an der rechten Wange blutverschmiert, doch die Verletzung stammte aus dem Gefecht auf Dumnorix’ Turmschulter. Kenzie hatte die schmutzige Wolldecke bis unter sein Kinn gezogen. Mit wachsendem Zorn packte Baturix danach und wollte sie davonziehen, doch der Schotte hielt sie fest.
»Lass mich in Ruhe!« Kenzies Angst war in seiner Stimme deutlich herauszuhören.
»Du bist nicht verletzt!«, fuhr ihn Baturix an. Mit überschäumender Wut trat er nach dem Schotten, während er noch einmal schrie: »Du Bastard bist nicht verletzt!«
»Ich kann nicht mehr kämpfen! Hör auf! Lass mich in Ruhe!«
»Raus mit dir!« Baturix trat dem Schotten noch einmal in die Flanke, bevor er an das Schwert dachte, das an seiner Seite baumelte. »Dort draußen ist der Feind!«, schrie er, während er versuchte, mit einer Hand die Klinge aus der Scheide zu zerren. »Dort draußen sterben deine Gefährten! Raus mit dir, verfluchter Feigling, geh raus und kämpfe!« Endlich kam mit einem scharrenden Geräusch sein Schwert frei.
Kenzie drehte sich von Baturix weg von seiner Liege und stand hastig auf. Seine Decke fiel zu Boden und machte deutlich, dass der Schotte darunter tatsächlich unversehrt war.
»GEH!«, schrie Baturix und deutete mit der Schwertspitze auf Kenzies Gesicht. »LOS, GEH UND KÄMPFE!«
Der Schotte erstarrte.
Baturix schrie noch einmal »GEH!«, bevor er bemerkte, dassKenzies erschrockener Blick an ihm
vorbei
ging. Im gleichen Moment hörte er hinter sich Schritte.
In einer einzigen, fließenden Bewegung sprang er zur Seite und riss sein Schwert nach oben. Erneut war es purer Reflex, reiner Instinkt, und erneut rettete er ihm das Leben. Die Wucht des Aufpralls ließ die beiden Schwerter laut aufklirren, drosch Baturix’ Schwertarm zur Seite und pflanzte sich fort bis hoch in seine Schulter, bevor er überhaupt registrieren konnte, was passiert war. Er schrie vor Schmerzen auf und wich vor der Gestalt zurück, die ihn angegriffen hatte, ein sehniger, muskulöser Krieger mit rotbraunem Haar und ebensolchem Bart.
»Du würdest lieber gegen mich kämpfen als gegen den Feind dort draußen?«, fragte Baturix fassungslos.
»Das da draußen ist der sichere Tod!«, knurrte Robert MacRoberts. »Wenn wir hier warten, nehmen sie uns nur gefangen!«
»Glaubst du das wirklich?«
Statt zu antworten, ging der Schotte erneut auf ihn los. Baturix hob das Schwert, versuchte den Schmerz zu ignorieren, der mit jeder Bewegung durch seinen herumschlenkernden linken Arm schoss. Erneut trafen die Schwerter hart aufeinander, Baturix musste nachgeben, damit ihm die Waffe nicht aus der Hand geschlagen wurde. Er wich weiter zurück, doch Robert setzte nach, schlug erneut zu. Diesmal war Baturix’ Hand zu schwach. Das Heft entglitt ihm, seine Klinge flog davon und schlug klirrend auf den Boden.
»Ich wusste, dass ich dich schlagen kann!«, triumphierte der Schotte, als er ihm die Spitze des Schwerts auf die Brust setzte.
Baturix verspürte kaum Angst, nur Verbitterung. Von draußen drang noch immer das wütende Grunzen des Phantoms und der Kampfeslärm von den Wällen zu ihnen herein. Er hatte sich längst dafür gewappnet, hier umzukommen – mit dem Phantom im Hof, den Nain auf den Wällen und seinem gebrochenen Arm hatte er nicht mehr damit gerechnet, diesen Tag zu überleben. Es war nur so elend, dass es
so
geschehen musste, von einem Feigling niedergestreckt. »Du konntest mich schlagen, ja«, murmelte er zynisch.»Eine Schande, dass du dann so lange damit gewartet hast, bis ich verwundet bin. Du hattest vorher schon oft genug die Gelegenheit!«
»Du bist ein Bastard!«, zischte Robert.
Er zog das Schwert zurück, um damit zuzustechen. Baturix schloss die Augen.
Dagda, Herr über die Toten, nimm mich Unwürdigen auf in dein Reich!
Doch statt des Todesstoßes hörte er ein fleischiges Schmatzen und ein gepresstes Winseln. Vorsichtig öffnete er die Augen. Robert stand vor ihm, die Augen weit aufgerissen. Eine blutige Pfeilspitze ragte aus seiner Brust. Um die Wunde herum saugte sich langsam Blut in seinen Umhang. Das Schwert glitt ihm aus der Hand und fiel polternd zu Boden. Robert stöhnte auf, machte einen Schritt zur Seite, stürzte hart und blieb regungslos liegen.
»Es tut mir leid«, erklärte Niall. Ein zweiter Pfeil lag bereits auf der Sehne seines Bogens, zeigte jedoch zu Boden. »Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher