Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
vor ein paar Minuten, als er gedacht hatte, dass Robert MacRoberts ihn töten würde, hatte er eine merkwürdige Ruhe verspürt. Dieses Mal war es anders. Angstschweiß rann vom Unterrand seines Helms über seine Schläfe herab. Sein Atem klang rau und heiser. Das Leder, mit dem das Heft seines Schwerts umwickelt war, war völlig durchnässt. Er hatte Angst davor, dass die Klinge erneut aus seinen klammen Händen rutschen könnte.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte Niall von der anderen Seite der Tür.
Baturix nickte.
Die stampfenden Schritte des Phantoms kamen näher. Baturix warf seinen Blick noch einmal in die Runde, durch den noch immer zwielichten Innenraum der Halle, zu bleichen Gesichtern der Verwundeten, die schreckensstarr den Eingang fixierten, hin zu Derrien Schattenfeind, der breitbeinig im Raum stand, das Druidenschwert
Waldsegen
in der Rechten. Mit dem Spangenhelm mit den breiten Schläfenblechen auf dem Kopf und dem Kettenhemd aus edlem Waliser Stahl wirkte er so, wie sich Baturix immer einen Helden vorgestellt hatte, und genau das war Derrien auch, neben seinem Bruder Ronan der berühmteste Krieger dieser Zeit. Für einen Moment durchflutete Baturix ein Gefühl des Stolzes, an der Seite eines solchen Mannes gelebt und gekämpft zu haben.
»Na, dann komm schon her, du stinkender Abschaum!«, knurrte der Druide. Offenbar konnte er das Phantom durch die Tür bereits sehen. »Lass es uns zu Ende bringen!«
Niall nickte. Baturix hob langsam sein Schwert.
Doch der Gigant kam nicht. Derrien hatte bereits befürchtet,dass sie einen Schritt weitergehen mussten, um den Minotaurus in die Halle zu locken. Der Druide stieß einen Fluch aus, spuckte dem Phantom entgegen und rannte die Halle entlang davon.
Baturix hörte ein wütendes Grunzen. Eine mächtige Hand erschien im Türstock, danach eine zweite. Endlich streckte der Minotaurus seinen Schädel durch die für seinen enormen Körper viel zu niedrige Tür, um sich darunter durchzubücken.
»DAGDAAAA!«, schrie Baturix und ließ sein Schwert auf ihn herabsausen.
Die Klinge scherte glatt durch eines der Hörner, bevor es sich mit einem dumpfen Aufprall in den Schädel des Monsters fraß. Nialls Schlag prallte vom Horn der anderen Seite ab und führte zu einem bitteren Fluch des Iren. Wütend schüttelte der Minotaurus den Kopf und riss damit beinahe das Schwert aus Baturix’ Hand. In der gleichen Bewegung gelang es ihm, seinen Körper ganz durch die Türe hindurchzubewegen. Sein Kopf fuhr herum, um Derriens Flucht zu verfolgen.
»HIER SIND WIR!«, schrie Niall und schlug erneut zu. »VERFLUCHTER OCHSE!«
Dieses Mal erwischte er das Phantom am Hinterkopf, doch der Schädelknochen schien undurchdringlich. Immerhin ließ der Treffer die Kreatur kurz innehalten und verschaffte Baturix einen Moment, in dem er seine Klinge zurückreißen konnte. Blut troff von dem Schwert und rann in Strömen durch das dichte, braune Haar des Stierkopfes, doch Baturix machte sich keine Illusionen. Die Wunde war nicht tief und würde binnen Momenten regeneriert sein.
Der Minotaurus schlug mit seinem Streithammer nach Niall, der jedoch bereits nach hinten zurückgewichen war. Baturix setzte nach, verpasste dem Phantom einen Hieb in den Rücken, der sich jedoch wirkungslos in seiner Wirbelsäule festfraß.
Was sind das für Knochen?
, dachte er, bevor ihn eine schnelle Drehung des Monsters auf andere Gedanken brachte. Der Streithammer sauste durch die Luft, Baturix sprang zurück, ohne eine Parade überhaupt in Betracht zu ziehen, stolperte über eine Bankund stürzte. Eine Welle aus Schmerzen flutete durch seinen gebrochenen Arm, während der Hammerkopf über ihn hinwegsauste. Die Waffe krachte in die steinerne Hallenwand, in der sie ein beinahe kopfgroßes Loch hinterließ.
»STICH ZU!«, schrie Baturix, während er versuchte, mit dem Feuer in seinem Arm fertig zu werden. »STICH ES AB!«
Niall brüllte etwas Irisches, das Baturix’ Gehirn in der Hitze des Gefechts nicht auflösen konnte, und trieb dem Minotaurus das Schwert bis zu den Parierstangen in den Leib. »Du Bastard!«, schrie er triumphierend.
Die Geschwindigkeit, mit dem der Minotaurus herumwirbelte und dem Iren einen Rückhandschlag verpasste, der den Waldläufer gegen die Wand warf und zu Boden stürzen ließ, war immer noch beeindruckend und viel zu schnell für eine Kreatur, in deren Rumpf ein Meter Klinge steckte. Dem Minotaurus schien es nichts auszumachen. Er hielt inne, packte das Schwert und riss es
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