Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
er sich entschieden hatte, nachdem auf dem Nordwall noch immer der Wolf wütete und tobte und alles überlebte, was Rushai ihmbisher entgegengeschickt hatte, ein ferner Paukenschläger inmitten einer Kreation aus Chaos. Einem Krieger-Druiden in Ahnenwut gegenüberzutreten widersprach Rushais selbstauferlegten Geboten zur Vorsicht. Sprosse für Sprosse stieg er empor, während die Echos in seinem Körper langsam verhallten. Oben angelangt, kletterte er durch die Nische zweier Zinnen und sprang auf den Wehrgang des Ostwalls.
Rechts von ihm schlugen zwei Fomorer mit einem Kriegshammer auf den Zugang zum Glockenturm ein, ein steter Trommelschlag im Widerspruch zu Murdochs Pauke, die gemeinsam die Szenerie Trollstigens gut untermalten. Ein dritter schützte ihre Rücken mit einem Schild. Links versuchten die Jungschatten, zum Ostturm durchzudringen. Pfeile aus den Schießscharten der Türme regneten auf sie herab und behinderten sie, während auf dem Ostwall zwei Männer Schild an Schild standen und sich wacker dem Ansturm entgegenstemmten. Im Burghof vor dem Tor des Glockenturms hatten sich zwei Schildwälle ineinander verbissen, der der Waldläufer und der der Fomorer, die es in den Hof geschafft hatten, bevor das Gatter herabgefallen war. Das Phantom, scheinbar unverletzt und immer noch wütend, stand einem großen, schlaksigen Mann gegenüber, der es mit einer Klinge bedrohte.
In der Hoffnung auf einen weiteren Ton für seine Sinfonie trat Rushai an das Geländer, um dem ungleichen Zweikampf ein paar Momente seiner Aufmerksamkeit zu widmen.
Doch es war schneller vorbei, als er gehofft hatte. Der Stiergigant eröffnete den Zweikampf mit einem gewaltigen Satz nach vorne. Der Waldläufer sprang zurück, doch der Geist war viel zu schnell. Der Streithammer sauste herab, schlug das zu einer törichten Verteidigung erhobene Schwert davon und donnerte den Mann zu Boden. Der Stiergigant packte ihn am Hals, hob ihn hoch, so dass er ihm ins Gesicht sehen konnte, grunzte kurz und schmetterte dann den Streithammer auf seinen Kopf herab. Der Schädel zerplatzte wie eine überreife Melone. Der Geist öffnete die Hand und ließ den kopflosen Rumpf achtlos zu Boden fallen.
Etwas enttäuscht wandte sich Rushai ab. Während sich der Stiergigant nach neuen Opfern umsah, zog Rushai sein Schwert und wandte sich dem Ostwall zu.
Derrien presste die Augen zusammen, als er Gwenhael sterben sah. Er wusste nicht, wieso der Junge es getan hatte. Selbst Derrien hatte den Zweikampf mit dem Phantom nicht gewagt, sondern war wie ein Hase um sein Leben gerannt. Gwenhael, ohne Ausbildung, ohne jegliche Kampferfahrung, war von Anfang an nur ein Opfer gewesen. Ob er es gewusst hatte?
Derrien schüttelte den Kopf. Er hatte keine Zeit für solche Sentimentalitäten. Sein Kopf war wieder klar, seine Regeneration hatte die Folgen des Fausthiebes des Monsters geheilt. Schnell rannte er zur Halle, in deren Richtung
Waldsegen
aus Gwenhaels Hand geschleudert worden war, und fand das Schwert mit der Klinge voran in einem Schneehaufen stecken. Gerade als er nach
Waldsegen
griff, traten zwei Männer aus dem Eingang der Halle. Einer davon war Baturix, verschwitzt und müde, der linke Arm mit einem Lederriemen an seiner Seite festgebunden, in der rechten Hand ein schartiges Kurzschwert. Der zweite war der Heiler Niall, auch er mit blankgezogener Klinge.
»Warum schlägt die Glocke?«, fragte Niall.
»Wie können wir helfen?«, erkundigte sich Baturix.
Derrien zwinkerte, als er das Schlagen
Andrastes
hinter sich hörte. Er hatte keine Ahnung, was es bedeuten sollte. »Tötet dieses Ding!«, stieß er aus und drängte die Glocke aus seinem Bewusstsein. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass der Minotaurus wieder hinter ihm her war. Das Phantom stampfte ihm mit großen Schritten entgegen, der am Boden schleifende Streithammer hinterließ eine tiefe Spur im Schnee.
»Wie?«, fragte Baturix bloß.
»Ich habe das Schwert. Ihr seid die Ablenkung.« Derrien erwartete Angst in den Augen der beiden Waldläufer, Ablehnung oder Ausflüchte.
Doch stattdessen nickten die beiden nur. »Sagt uns, was wir tun sollen«, erklärte Niall.
Derrien erkannte den Gesichtsausdruck. Die beiden Männer hatten abgeschlossen. Ihnen war ebenso klar wie ihm, dass sie das Bauernopfer waren, das er brauchte, um das Phantom zu kriegen. Es kostete ihn Mühe, sein Herz zu verhärten. »Kommt mit!«
Baturix starb vor Angst. Er verstand nicht, wieso. Noch
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